Nahrungsergänzungsmittel: Deutschlands Markt knackt 1,8 Milliarden Euro
09.12.2025 - 14:29:12Der deutsche Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst rasant. 1,78 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr bedeuten ein Plus von 4,8 Prozent – und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Immer mehr Deutsche greifen zu Vitaminen, Mineralstoffen und Co. Doch was steckt hinter diesem Trend? Die Antwort ist vielschichtig. Einerseits fühlen sich die Menschen weniger gesund als früher – nur noch 48 Prozent bezeichnen sich 2023 als gesund, 2021 waren es noch 55 Prozent. Andererseits wächst der Wunsch nach präventiver, personalisierter Gesundheitsvorsorge.
Trotz voller Supermarktregale weist die Bevölkerung messbare Defizite auf. Die Nationale Verzehrsstudie II deckt auf: 79 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen erreichen nicht die empfohlene Folsäure-Zufuhr.
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Besonders kritisch: Vitamin D in den Wintermonaten, Vitamin B12 bei Veganern und Eisen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Schwangerschaft, höheres Alter oder spezielle Ernährungsweisen erhöhen den Bedarf zusätzlich. Hier kann gezielte Supplementierung sinnvoll sein.
Stoffwechsel-Boost durch Mikronährstoffe?
B-Vitamine fungieren als Coenzyme im Energiestoffwechsel. Magnesium ist an über 300 enzymatischen Reaktionen beteiligt. Zink unterstützt den Fettsäure- und Säure-Basen-Stoffwechsel.
Klingt beeindruckend – doch Vorsicht vor überzogenen Erwartungen. Nahrungsergänzungsmittel können eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen. Sie liefern lediglich die Bausteine, die der Körper für normale Stoffwechselprozesse benötigt.
Personalisierung: Das Ende von “One Size Fits All”
Standardprodukte waren gestern. Moderne Diagnostik analysiert heute Genetik, Lebensstil und Blutwerte, um den individuellen Nährstoffbedarf zu ermitteln. Unternehmen bieten bereits maßgeschneiderte Mischungen an.
Der Vorteil liegt auf der Hand: höhere Effektivität, geringeres Risiko für Fehldosierungen. Experten sehen hier die Zukunft der Branche – weg vom Gießkannenprinzip, hin zur präzisen Versorgung.
Regulatorische Grauzone bleibt bestehen
Bis 2028 erwarten Analysten ein Umsatzplus von 15 Prozent auf über 2 Milliarden Euro. Doch der Boom hat Schattenseiten. Verbraucherzentralen warnen vor überzogenen Werbeversprechen und zu hohen Dosierungen, besonders bei Online-Produkten.
Das Problem: In der EU fehlen verbindliche Höchstmengen für viele Vitamine und Mineralstoffe. Verbraucherschützer fordern seit Jahren klarere gesetzliche Regelungen. Ohne diese bleibt die Produktsicherheit ein Glücksspiel.
KI und Mikrobiom: Die nächste Evolutionsstufe
Fortschritte in der Mikrobiomforschung werden zeigen, wie der Darm Nährstoffe optimal aufnimmt. Präbiotische Ergänzungsmittel stehen vor dem Durchbruch. Künstliche Intelligenz wird die Personalisierung auf ein neues Level heben.
Künftig könnten Verbraucher in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern ihre perfekte Nährstoffkombination finden – basierend auf DNA-Analyse und Lebensstil. Gleichzeitig wird der regulatorische Druck steigen. Die Frage ist nur: Kommt die Gesetzgebung mit dem Tempo der Branche mit?
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