Nahrungsergänzungsmittel-Boom, Selbstoptimierung

Nahrungsergänzungsmittel-Boom: Zwischen Selbstoptimierung und Gesundheitsrisiko

12.11.2025 - 13:01:12

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt wie nie zuvor. Personalisierte Vitamin-Abos, trendige Wirkstoffe aus sozialen Medien und das Versprechen der Selbstoptimierung treiben die Branche auf Rekordhöhen. Doch hinter den vollmundigen Werbeversprechen lauert Gefahr: Verbraucherschützer warnen vor gefährlichen Dosierungen, Verunreinigungen und irreführender Werbung. Diese Woche unterstreichen neue Entwicklungen die wachsende Kluft zwischen Marketing und Realität.

Bluttest bestellen, DNA-Analyse durchführen, personalisierte Vitaminmixtur erhalten – fertig ist die vermeintlich perfekte Gesundheitslösung. Immer mehr Unternehmen setzen auf dieses Konzept und liefern die Präparate im praktischen Abo direkt nach Hause. Die Versprechen klingen verlockend: individuelle Mängel ausgleichen, Wohlbefinden maximieren, gezielt unterstützen.

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Apropos Bluttests — viele Anbieter werben mit personalisierten Mischungen, doch die entscheidende Frage bleibt: Werden Ihre Laborwerte richtig interpretiert? Ein kostenloser 25‑seitiger Report erklärt, welche Blutwerte wirklich zählen, wie Fehldiagnosen vermieden werden und wann Spezialtests sinnvoll sind. Holen Sie sich Klarheit, bevor Sie teure Abo-Präparate bestellen. Laborwerte-Report jetzt kostenlos herunterladen

Besonders gefragt sind spezielle Formulierungen für Frauengesundheit, kognitive Leistung oder Darmflora. KI-gestützte Online-Fragebögen analysieren den Bedarf, Algorithmen erstellen Empfehlungen. Der Trend zeigt deutlich: Die Einheitslösung hat ausgedient, personalisiertes Gesundheitsmanagement ist das neue Ideal.

Doch wie individuell sind diese Lösungen wirklich? Kritiker bemängeln, dass viele Anbieter mit standardisierten Fragebögen arbeiten und die Interpretation von Blutwerten oft oberflächlich bleibt.

Verbraucherschützer schlagen Alarm: Wo sind die Kontrollen?

Die größte Schwachstelle des Booms liegt im Rechtssystem selbst. Nahrungsergänzungsmittel gelten als Lebensmittel, nicht als Arzneimittel. Hersteller müssen neue Produkte lediglich anzeigen – eine staatliche Prüfung auf Sicherheit oder Wirksamkeit vor dem Verkauf? Fehlanzeige.

Die Folgen dieser Lücke zeigen sich regelmäßig:

  • Gefährliche Überdosierungen bei Vitamin D und anderen Nährstoffen
  • Verunreinigungen mit Schadstoffen oder Schwermetallen
  • Nicht deklarierte Substanzen, teils verbotene Wirkstoffe
  • Irreführende Werbeversprechen ohne wissenschaftliche Basis

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt aktuell vor hochdosierten Vitamin-D-Präparaten und den unzureichend erforschten Nebenwirkungen von Trend-Pflanzen wie Ashwagandha. Mehr als die Hälfte der Verbraucher fühlt sich über diese Risiken schlecht informiert.

Kollagen, Kreatin, Ashwagandha: Was bringt der Social-Media-Hype?

Instagram, TikTok und Co. befeuern den Verkauf immer neuer Wundermittel. Kollagenpeptide sollen die Haut straffen, Kreatin nicht nur Muskeln aufbauen, sondern auch im Alter helfen, Ashwagandha verspricht Stressreduktion auf Knopfdruck.

Die Realität sieht oft anders aus. Kollagen wird im Magen in Einzelteile zerlegt – ob diese gezielt in der Haut ankommen, ist wissenschaftlich nicht belegt. Bei Kreatin gibt es tatsächlich positive Studienergebnisse für bestimmte Anwendungen. Ashwagandha hingegen birgt laut BfR unkalkulierbare Risiken, besonders für Schwangere und Menschen mit Lebererkrankungen.

Vollmundige Werbeversprechen halten einer wissenschaftlichen Überprüfung selten stand. Trotzdem floriert das Geschäft mit den Trend-Wirkstoffen.

Der unregulierte Milliardenmarkt: Zahlen und Fakten

1,78 Milliarden Euro – so groß war der deutsche Markt 2023. Prognosen sehen bis 2028 ein Wachstum auf über 2 Milliarden Euro. Die Treiber sind klar: ein gesunkenes Gesundheitsempfinden nach der Pandemie und aggressives Social-Media-Marketing.

Verbraucherschützer fordern seit Jahren strengere Regeln:

  • Zulassungsverfahren wie bei Arzneimitteln
  • Verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe auf EU-Ebene
  • Positivliste für Pflanzenstoffe mit Sicherheitsbewertung

Die EU-Gesetzgebung gibt zwar einen Rahmen vor, lässt aber entscheidende Sicherheitsaspekte ungeregelt. Deutschland und andere Mitgliedsstaaten bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone.

Was kommt? Europaweite Regulierung in Sicht

Die Debatte gewinnt an Fahrt. Experten erwarten, dass die Europäische Kommission innerhalb der nächsten zwei Jahre konkrete Vorschläge für einheitliche Höchstmengen vorlegt. Der aktuelle Flickenteppich nationaler Empfehlungen soll ein Ende finden.

Auch die Diskussion um eine Positivliste für Pflanzenstoffe könnte intensiviert werden. Ziel: Verbraucher besser vor unerforschten Substanzen schützen.

Bis dahin bleibt Vorsicht geboten. Vor der Einnahme sollten Ärzte oder Apotheker konsultiert werden. Werbeversprechen gehören kritisch hinterfragt, unerwünschte Wirkungen dem BfR gemeldet. Der Markt mag dynamisch sein – sicher ist er noch lange nicht.

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