Nahrungsergänzungsmittel: BfR warnt vor Risiken der Wunderpillen
18.11.2025 - 23:30:12Zwei Milliarden Euro Umsatz bis 2028 – der deutsche Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt. Doch neue Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung und aktuelle Produktrückrufe zeigen: Was als Gesundheits-Booster verkauft wird, kann zur ernsthaften Gefahr werden.
Die Diskrepanz ist bemerkenswert. Während die Industrie mit dem Wunsch nach Selbstoptimierung Milliardengeschäfte macht, warnen Experten eindringlich vor gefährlichen Inhaltsstoffen und falschen Werbeversprechen. Eine BfR-Studie von Anfang November belegt den problematischen Einfluss sozialer Medien: Nutzer, die ihre Informationen aus diesen Kanälen beziehen, nehmen nicht nur mehr verschiedene Mittel ein – sie halten diese auch fälschlicherweise für staatlich geprüfte Arzneimittel.
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Fast wöchentlich aktualisieren Behörden ihre Warnlisten. Die Verbraucherzentrale schlägt Alarm: Der unregulierte Markt entwickelt sich zum Sicherheitsrisiko.
Nahrungsergänzungsmittel gelten rechtlich als Lebensmittel, nicht als Arzneimittel. Sie durchlaufen vor dem Verkauf kein strenges Zulassungsverfahren. Hersteller müssen neue Produkte lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit anzeigen – ein Prozess, der nur wenige Klicks erfordert.
Die Folgen zeigen sich in den jüngsten Warnungen europäischer Behörden:
- Ein als “transit intestinal” verkauftes Mittel enthielt krebserregendes Aloe-Emodin
- Schlankheitskapseln der Marke VidaSlim enthielten hochgiftigen Gelben Oleander
- Fruchtgummis wurden mit dem berauschenden Fliegenpilzgift Muscimol versetzt
Verbraucherschutzorganisationen fordern seit Jahren verbindliche, EU-weit einheitliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe. Eine Forderung, die auch 2025 noch diskutiert wird.
Wann Supplemente wirklich Sinn ergeben
Trotz berechtigter Kritik gibt es spezifische Situationen, in denen eine gezielte Ergänzung nach ärztlicher Absprache notwendig ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung betont: Dies sind Ausnahmen, nicht die Regel.
Medizinisch sinnvolle Anwendungsfälle:
- Folsäure für Frauen mit Kinderwunsch zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten
- Vitamin B12 bei rein veganer Ernährung, da dieser Nährstoff fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt
- Eisenpräparate bei nachgewiesenem Mangel – hier gibt es sogar Fortschritte: Wissenschaftler der ETH Zürich stellten am 10. November ein neuartiges Präparat vor, das vom Körper fast doppelt so gut aufgenommen wird
- Vitamin D in den sonnenarmen Wintermonaten
Wenn zu viel des Guten schadet
Der Glaube “Viel hilft viel” kann gefährlich werden. Eine über den Bedarf hinausgehende Zufuhr bringt keine zusätzlichen Vorteile und kann ernsthaft schaden.
Das BfR warnt explizit vor hochdosierten Vitamin-D-Präparaten, die langfristig zu Nierenverkalkung führen können. Auch bei Trend-Produkten wie Ashwagandha (Schlafbeere) mahnen Experten zur Vorsicht – die gesundheitlichen Risiken, insbesondere für Schwangere und Leberkranke, sind unzureichend erforscht.
Vollmundige Werbeversprechen bewegen sich oft in rechtlichen Grauzonen. Produkte, die massive Muskelzunahme oder Heilung von Gelenkbeschwerden versprechen, täuschen die Konsumenten systematisch.
Social Media befeuert den Trend
Die BfR-Studie deckt einen besorgniserregenden Mechanismus auf: Influencer bewerben oft unkritisch Produkte und suggerieren eine Notwendigkeit, wo keine besteht. Diese Form der Gesundheitskommunikation führt zu einem falschen Sicherheitsgefühl bei den Verbrauchern.
Experten der DGE stellen klar: Eine ausgewogene Ernährung nach den neuen Empfehlungen – mit einem Fokus von über 75 Prozent auf pflanzlichen Lebensmitteln – versorgt die Bevölkerung mehrheitlich ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen.
Zwischen strengerer Regulierung und Personalisierung
Für die Zukunft zeichnen sich zwei gegenläufige Entwicklungen ab. Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten drängen die EU-Kommission, endlich verbindliche Höchstmengen festzulegen und die Kontrollen im Online-Handel zu verschärfen.
Gleichzeitig schreitet die Innovation voran. Der Trend geht zur personalisierten Nahrungsergänzung auf Basis von Blut- oder Gentests. Themen wie Darmgesundheit, kognitive Leistungsfähigkeit und Produkte speziell für die Frauengesundheit prägen den Markt.
Für Verbraucher bedeutet das: Kritisch bleiben, Werbeversprechen hinterfragen und vor einer Einnahme grundsätzlich ärztlichen Rat einholen. Die Pillen und Pulver mögen verlockend klingen – notwendig sind sie in den seltensten Fällen.
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