Nachhaltigkeit im Bankensektor wird wichtiger / Wie steht es um dasCommitment der Finanzinstitute?Hamburg - Banken haben nichts mit dem ökologischen und sozialen Fußabdruckunserer Gesellschaft zu tun? Weit gefehlt - das zeigt Prof.
14.08.2024 - 10:47:11International School of Management (ISM) / Nachhaltigkeit im ...
Dr. Nicole Fabisch,Professorin für Marketing und Internationales Management an der InternationalSchool of Management (ISM), in ihrer aktuellen Publikation "Relevanz vonNachhaltigkeitszertifizierungen für Banken" (Springer Fachmedien ) . Demnach istNachhaltigkeit nicht nur ein Megatrend in Politik und Gesellschaft, sondern auchein Thema, mit dem sich Banken und Finanzdienstleister in Zukunft nochwesentlich mehr befassen müssen. Denn Selbstverpflichtungen werden vielabgelegt, doch an Nachprüfbarkeit, Transparenz und Daten mangelt es noch. Wieließe sich das ändern?
Mittlerweile führen immer mehr Unternehmen und Investmentfonds Programme oderRichtlinien ein, die sich an Environmental Social Governance (ESG) -Kriterienorientieren, um neben Rentabilitätsaspekten, den Zugang zu Kapital zuverbessern. Zudem sind weltweit Regulierungsbehörden mit der Ausarbeitung undUmsetzung neuer Offenlegungsregelungen beschäftigt. Auch Investoren legen Wertauf relevante und transparente Informationen und entwickeln ESG-basierteAnlagestrategien.
Dem Sektor der Finanzdienstleistungen und seinen Investitionsentscheidungenkommt also eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die Wirtschaft CO2-ärmer,widerstandsfähiger und ressourceneffizienter zu machen, wie die Bafin(Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) fordert.
Einfluss deutscher Banken durch Kreditvergabe
"Vor allem in Deutschland ist die Bankenbranche ein zentraler Akteur, da über 90Prozent der Unternehmen Klein- und Mittelständler (KMU) sind und diese oft starkan Hausbanken gebunden sind", führt Prof. Dr. Nicole Fabisch aus. "Insbesonderedurch die Bereitstellung von Krediten und anderen Finanzprodukten fürUnternehmen nehmen die Banken erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft." LautBundesbank nahm die Bilanzsumme der deutschen Banken in den letzten Jahrenbeständig zu und erreichte im Corona-Jahr 2022 die Rekordsumme von 10.583 Mrd.EUR.
Allein in Deutschland betrug das Volumen der Kredite, die im Jahre 2022 anUnternehmen und Privatpersonen vergeben wurden, 3,36 Mrd. EUR (Statista, 2023).Gäbe es hier öko-soziale Vergabekriterien, würde dies einen deutlichen Impulssetzen.
Selbstverpflichtung ist gut...
Die EU gibt nicht erst seit gestern ESG-Richtlinien für die Wirtschaft vor.Bereits im Jahr 1976 wurde die erste ins Leben gerufen: Die Guidelines forMultinational Enterprises on Responsible Business Conduct. Für den Bankensektorwurde die Notwendigkeit solcher Richtlinien allerdings erst wesentlich späterfestgestellt: Im Jahr 2019 wurden die Principles for Responsible Banking (PRB)2019 ins Leben gerufen von der United Nations Environment Programme FinanceInitiative (UNEP FI). Sie wurden von 300 Banken unterzeichnet, darunter 14deutsche Vertreter. Kritiker bemängeln, dass es sich dabei lediglich um eineSelbstverpflichtung handelt. Bei dieser wie auch vielen anderen folgendenRichtlinien fehlen also die Prüfbarkeit auf Umsetzung sowieSanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung. Der Vorwurf des sogenanntenGreenwashings wird laut, bei dem sich die Banken umweltfreundlicher darstellenals es der Realität entspricht. Wie kann dem entgegengewirkt werden?
...Kontrolle ist besser
Ein Weg führt über Regularien und das Reporting: So trat im Jahr 2020 dieEU-Taxonomie Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates in Kraft.Damit sollen für Investoren klarere Richtlinien gelten, Greenwashing eingedämmtund "Investitionen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten" gelenkt werden, dienotwendig sind, um Klimaneutralität zu erreichen.
So müssen Unternehmen, die zur nicht-finanziellen Berichterstattung verpflichtetsind, bereits ab 2022 Angaben zu ihren Anstrengungen zum Klimaschutz und derAnpassung an den Klimawandel machen. Ab 2023 müssen zusätzlich weitereUmweltschutzziele wie Kreislaufwirtschaft, Schutz der Wasser- undMeeresressourcen oder Maßnahmen zum Schutz sowie der Wiederherstellung derbiologischen Vielfalt und der Ökosysteme integriert werden. Zusätzlich wird dieEU Verordnung noch um eine soziale Kategorie ergänzt, die dazu angelegt ist,Kapitalströme in jene Unternehmen und Wirtschaftstätigkeiten zu lenken, die dieMenschenrechte respektieren. Zudem wurde im März 2024 die Green Claims Directiveverabschiedet, die strengere und nachprüfbare Vorgaben für die Kommunikation vonUmwelteigenschaften von Produkten oder Unternehmen vorschreibt und bis 2026 inDeutschland umgesetzt werden muss.
Mit dem Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)der EU im Jahr 2022 sollen Nachhaltigkeitsberichte transparenter undvergleichbarer werden. Mittelfristig sind nicht mehr nur Public InterestEntities (Unternehmen von erheblicher öffentlicher Bedeutung, kurz PIE), sondernauch mittelständische Unternehmen betroffen.
Wesentliche Neuerungen sind die so genannte doppelte Wesentlichkeit (DoubleMateriality), nach der sowohl Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt undGesellschaft (Impact Materiality) als auch kurz-, mittel- oder langfristigefinanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen (Financial Materiality) berichtetwerden müssen. Zudem ist die gesamte Wertschöpfungskette zu berücksichtigen, dieBerichterstattung hat auf Basis der EU-Standards für dieNachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) zu erfolgen und ist durch externePrüforgane zu bewerten.
Ausblick
Bislang gibt es der Untersuchung von ISM Professorin Fabisch zufolge nur wenigeUniversalbanken, die wirklich proaktiv in Sachen Nachhaltigkeit handeln. Aberwas ist die Lösung, wenn Banken und Finanzakteure weiterhin eher reaktiv auf dieAnfordernisse in Sachen nachhaltiger Unternehmensführung reagieren? "Dann helfenwohl nur weitere regulatorische Vorgaben seitens der EU", resümiert Fabisch."Auch ganzheitliche Nachhaltigkeitssiegel und Rankings können für mehrVergleichbarkeit und Transparenz sorgen. Bei den Nachhaltigkeitsbestrebungen derBanken ist in jedem Fall noch Luft nach oben."
Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) ist eine staatlich anerkannte,private Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft und zählt zu den führendenprivaten Wirtschaftsfachhochschulen in Deutschland - aktuell die einzige mit demweltweit renommierten AACSB-Siegel.
In Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin bildetdie ISM in kompakten und anwendungsbezogenen Studiengängen Führungsnachwuchs fürinternational orientierte Wirtschaftsunternehmen aus. Zum Studienangebot gehörenVollzeit-Programme, berufsbegleitende und duale Studiengänge sowie das digitaleFernstudium. In Hochschulrankings ist die ISM mit hoher Lehrqualität,Internationalität und Praxisbezug regelmäßig auf den vordersten Plätzengelistet. Das internationale Netzwerk der ISM umfasst rund 190Partnerhochschulen.
Pressekontakt:
Dr. Karla SponarHead of CommunicationsISM International School of Management GmbH - GemeinnützigeGesellschaftOtto-Hahn-Straße 19D-44227 DortmundFon: +49 221.27 09 95-56mailto:presse@ism.demailto:maxie.strate@ism.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/70776/5843287OTS: International School of Management (ISM)