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Nach zwei starken Jahren in Folge dürften es die Bullen an Europas Börsen 2025 schwerer haben.

23.12.2024 - 12:35:02

AUSBLICK 2025: Potenzial für Dax und EuroStoxx nach Zweijahresrally überschaubar

Große Sprünge erwarten Experten angesichts geopolitischer und wirtschaftlicher Herausforderungen nicht, etwas Luft nach oben sollten der deutsche Leitindex Dax DE0008469008 und sein Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 EU0009658145 nach Gewinnen von mehr als 40 Prozent beziehungsweise knapp 30 Prozent seit Anfang 2023 aber haben. "Anleger sollten sich darauf einstellen, dass 2025 ein Jahr mit Herausforderungen und Chancen gleichermaßen sein wird", macht der Vorstandschef der UBS Europe, Tobias Vogel, deutlich.

In den USA wird Donald Trump 2025 als Präsident seine "America First"-Politik vorantreiben. "Höhere Zölle und andere Eingriffe in den freien Welthandel sind Risiken", erklärt Vogel. Doch gleichzeitig könnten Steuersenkungen und Deregulierungen in den USA auch Unternehmen und Märkten in Europa positive Impulse verleihen. So haben zahlreiche europäische Unternehmen bedeutende Produktionsstätten in den USA.

Aus China, einem der wichtigsten Märkte für viele europäische Unternehmen, kommt aktuell zudem mehr Schatten als Licht. Die Wirtschaftslage dort ist seit der Corona-Pandemie mau. Die Immobilienbranche steckt in einer schweren Krise und die Konsumnachfrage ist schwach. Luxusgüteranbieter, Chemieunternehmen und die Autobranche spüren das seit Längerem - Autobauer zusätzlich die starke chinesische E-Auto-Konkurrenz. Die Hoffnung ruht auf einer im Dezember angekündigten aktiveren Fiskalpolitik der Regierung Chinas, also zusätzlichen staatlichen Mitteln für die heimische Wirtschaft.

In Europa wartet 2025 ebenfalls so einiges, was Risiken birgt, aber auch Chancen eröffnet. Hierzulande stehen nach dem Ampel-Aus vorgezogene Bundestageswahlen an. Deren Ausgang und die Diskussion um eine Reform der Schuldenbremse sind wichtige Stellschrauben für Deutschlands Konjunkturausblick, wie Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland bei der Deutschen Bank erläutert.

Außerdem steckt das hoch verschuldete Frankreich nach dem Sturz der Regierung von Premierminister Michel Barnier politisch tief in der Krise. Dass der Sparhaushalt für das neue Jahr immer noch nicht verabschiedet wurde, bereitet angesichts einer 60-Milliarden-Euro-Lücke Sorgen. Warnungen vor einer neuen Euro-Schuldenkrise halten Experte wegen der Wirtschaftskraft des Landes aber für übertrieben. Gleichwohl: Die Situation in den beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums sei aktuell "derart schlecht", dass echte Umbrüche positive Impulse liefern könnten, sagt Chefvolkswirt Frederik Ducrozet vom Vermögensverwalter Pictet.

Im Fokus bleibt auch die Geopolitik. In der Außenpolitik der Großmacht USA zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Trump gibt sich entschlossen, "das Gemetzel" in dem von Russland überfallenen Land beenden zu wollen. Wie? Das ist unklar - und könnte auf Kosten der Ukraine gehen, wie Kiew befürchtet. Dennoch: "Ein Waffenstillstand könnte ein Katalysator für die Aktien der Euroregion sein, deren Bewertungen derzeit zwar gut, aber noch nicht gut genug sind", heißt es bei Pictet. Unsicherheit bergen auch die Entwicklungen in Nahost sowie in Taiwan, wo die Volksrepublik China erst jüngst mit umfangreichen Militärübungen demonstrierte, wie eine Blockade des weltweit wichtigsten Chip-Lieferanten aussehen könnte. Die Haltung der USA unter Trump ist auch hier unklar.

Alles in allem rechnen Experten im neuen Jahr aber trotz der zahlreichen Herausforderungen wieder mit Wachstum in Europa: Moderat in Deutschland, Frankreich und Italien, deutlicher in Spanien, Großbritannien oder der Schweiz. "Insgesamt dürfte sich die Situation verbessern, da das Lohnwachstum stark bleibt, während die Zinssätze sinken", sagt UBS-Europe-Vorstand Vogel und geht mit Blick auf die Europäische Zentralbank von weiteren Reduzierungen um noch insgesamt einen Prozentpunkt bis Mitte des Jahres aus.

Impulse werden - auch angesichts einer rückläufig erwarteten Inflation - in erster Linie durch mehr Konsum erwartet anstatt durch eine Belebung des Investitionszyklus. "Zu passiv" seien Europa und insbesondere Deutschland - vor allem im Vergleich zu den USA und China, bemängelt etwa Chefvolkswirt Johannes Mayr vom Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz. Hoffnung gibt es hier aber dennoch. Sie ruht auf dem Draghi-Plan.

Sollte die "Agenda zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit" des einstigen EZB-Präsidenten Mario Draghi umgesetzt werden, würde dies Investitionen von jährlich rund 800 Milliarden Euro in Europa bedeuten. Dadurch käme es nach Einschätzung der Deutschen Bank schwerpunktmäßig zu Wachstumsimpulsen im Bereich Infrastruktur, erneuerbare Energien, Logistik und Mobilität, aber auch im Gesundheits- und Wohnsektor. Die UBS betont überdies positive Auswirkungen durch Künstliche Intelligenz (KI): Diese Technologie "könnte sich als eine der einflussreichsten Innovationen des Jahrhunderts erweisen".

Den Dax und den EuroStoxx sehen die meisten Experten per Ende 2025 leicht im Plus, im schlechtesten Fall "neutral". Die Berenberg Bank sieht den deutschen Leitindex in einem Jahr bei 22.000 Punkten und den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 auf 5.300 Punkte steigen. Aktuell würde dies für den Dax ein Plus von knapp zehn Prozent bedeuten und für den EuroStoxx von gut acht Prozent. Die DZ Bank hat etwas weniger auf dem Zettel mit 21.500 Punkten für den Dax und 5.200 Punkten für den EuroStoxx. Den Weg dorthin sehen beide Institute bis zur Jahresmitte als schwankungsreiche Seitwärtsbewegung an.

Mehr sei wohl "zumindest in den ersten Monaten der Trump?schen Präsidentschaft und dem damit einhergehenden Gepolter schwer erreichbar", schreibt DZ-Bank-Analyst Sören Hettler. Seitens der Charttechnik drohe jedoch keine Gefahr. Die zugehörigen Indikatoren in der Wochen- und Monatsperspektive bewegten sich nur leicht im überkauften Bereich, der übergeordnete, aufwärts gerichtete Dax-Trendkanal sei intakt. "Ein leichter Dynamikverlust mag damit erkennbar sein, definitive Verkaufssignale sind bei beiden Indizes jedoch nicht ersichtlich", resümiert Hettler jüngst./ck/ag/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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