Mullvad VPN: Neuer GotaTun-Engine stoppt Android-Crashwelle

Mullvad VPN hat mit GotaTun eine neue, eigene WireGuard-Engine für Android veröffentlicht. Sie soll die Stabilität der App dramatisch verbessern – und könnte den Standard für Privatsphäre-Apps neu definieren.

Der schwedische VPN-Anbieter reagiert mit der neuen Engine auf ein massives Stabilitätsproblem. Vor der Umstellung verursachte die bisher genutzte Standard-Bibliothek wireguard-go laut Unternehmensangaben über 85 Prozent aller App-Abstürze. Der Grund lag nicht in der Bibliothek selbst, sondern in der komplexen Kommunikation zwischen den Programmiersprachen Rust und Go innerhalb der App.

Seit dem Rollout der neuen Engine in der Android-App-Version 2025.10 Ende November hat sich die Lage radikal gebessert. Die nutzerwahrgenommene Absturzrate sank von 0,40 auf 0,01 Prozent – eine Reduktion um etwa 97 Prozent. „Bisher ging kein einziger Absturz auf GotaTun zurück“, so das Unternehmen.

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Rust statt Go: Ein strategischer Technologiewechsel

GotaTun ist mehr als ein Update – es ist ein fundamentaler Technologiewechsel. Mullvad ersetzt die weit verbreitete Go-basierte WireGuard-Implementierung durch eine eigene, in der Programmiersprache Rust entwickelte Engine. Rust gilt aufgrund seiner inhärenten Speichersicherheit als besonders geeignet für sicherheitskritische Anwendungen wie VPNs.

Bei GotaTun handelt es sich um einen Fork von BoringTun, einer ursprünglich von Cloudflare entwickelten Implementierung. Mullvad hat diese Basis erweitert, um auch fortschrittliche Privatsphäre-Funktionen wie DAITA (Abwehr KI-gestützter Verkehrsanalyse) und Multihop direkt in der Engine zu unterstützen. Der Name ist eine Hommage an den Götatunnel in Göteborg, dem Unternehmenssitz.

In typischer Mullvad-Manier bleibt das Projekt transparent: Der Quellcode ist Open Source und unter der 3-Klausen-BSD-Lizenz auf GitHub einsehbar.

Ambitionierter Fahrplan: Alle Plattformen und Abschied von OpenVPN

Für Mullvad ist GotaTun erst der Anfang. Das Unternehmen hat einen ambitionierten Fahrplan für 2026 vorgelegt. Die neue Engine soll im Laufe des kommenden Jahres auch auf iOS, Windows, macOS und Linux die alte Implementierung ersetzen. Eine externe Sicherheitsaudit der neuen Codebasis ist für Anfang 2026 geplant.

Gleichzeitig treibt Mullvad die Konsolidierung auf das moderne WireGuard-Protokoll voran. Die Unterstützung für das ältere OpenVPN wird planmäßig zum 15. Januar 2026 komplett eingestellt. Nutzer, die noch OpenVPN-Konfigurationen – etwa für Router – verwenden, müssen umstellen, um einen Dienstausfall zu vermeiden.

Branchenweite Signalwirkung

Mullvads Schritt unterstreicht einen wachsenden Trend in der Cybersicherheit: den Einsatz von Rust für kritische Infrastruktur. Die Entscheidung, die „polyglotte“ Codebasis aus Rust und Go zugunsten einer reinen Rust-Lösung aufzugeben, beseitigt nicht nur Stabilitätsprobleme, sondern könnte auch andere Anbieter unter Druck setzen. Die Frage lautet: Bleibt man bei Standard-Bibliotheken oder investiert man in eigene, optimierte Implementierungen für mehr Kontrolle und Leistung?

Die GotaTun-Engine ist ab sofort für alle Android-Nutzer verfügbar. Sie ist in der aktuellen Mullvad VPN-App (Version 2025.10) integriert, die im Google Play Store oder direkt als APK von der Mullvad-Website bezogen werden kann. Die App wechselt automatisch auf die neue Engine für WireGuard-Verbindungen.

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