Mindestlohn, Euro

Mindestlohn steigt auf 14,60 Euro bis 2027

14.11.2025 - 20:50:12

Die Bundesregierung hat Ende Oktober grünes Licht gegeben: Der gesetzliche Mindestlohn klettert in zwei Schritten auf 14,60 Euro pro Stunde. Was bedeutet das konkret für Beschäftigte im Niedriglohnsektor? Und warum bleibt die politische Debatte trotz des Beschlusses hitzig?

Die Zahlen klingen erstmal beeindruckend. Bis zu 6,6 Millionen Beschäftigungsverhältnisse sollen von den Erhöhungen profitieren – besonders Frauen und Arbeitnehmer in Ostdeutschland, die überproportional häufig im Niedriglohnbereich arbeiten. Doch während die einen aufatmen, fordern andere bereits weitergehende Schritte.

Der Fahrplan steht fest: Nachdem der Mindestlohn bereits zum Jahresbeginn 2025 auf 12,82 Euro gestiegen ist, folgen nun die nächsten Anhebungen. Ab Januar 2026 gibt es 13,90 Euro brutto pro Stunde – ein Plus von 1,08 Euro. Ein Jahr später, im Januar 2027, steigt die Lohnuntergrenze erneut um 70 Cent auf 14,60 Euro.

Parallel dazu passt sich die Minijob-Grenze an. Seit Oktober 2022 ist sie dynamisch an den Mindestlohn gekoppelt – eine clevere Lösung, damit Minijobber bei steigendem Stundenlohn nicht ihre Arbeitszeit kürzen müssen. Von derzeit 556 Euro monatlich geht es 2026 auf 603 Euro und 2027 voraussichtlich auf 633 Euro nach oben.

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Diese Koppelung zeigt: Der Gesetzgeber hat dazugelernt. Frühere starre Grenzen führten oft dazu, dass Beschäftigte aus der Minijob-Zone rutschten, obwohl sich faktisch wenig änderte. Das soll nun Geschichte sein.

Sozialpartnerschaft wieder im Takt

Bemerkenswert ist weniger die Höhe der Erhöhung als vielmehr das Zustandekommen. Die Mindestlohnkommission – paritätisch besetzt mit Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern – fand am 27. Juni 2025 erstmals seit langem wieder zu einem einstimmigen Beschluss.

Das war nicht immer so. Noch im Juni 2023 krachte es gewaltig im Gebälk. Die damalige Empfehlung kam nur durch die Stimme der Vorsitzenden zustande, die mit den Arbeitgebern gegen die Gewerkschaften votierte. Eine historische Premiere – und ein schlechtes Signal für die Sozialpartnerschaft. Die Gewerkschaften geißelten die Anpassung als Reallohnverlust und Kniefall vor der Wirtschaft.

Dass nun wieder Konsens herrscht, wertet die Bundesregierung als Erfolg. Bleibt abzuwarten, ob dieser fragile Frieden hält oder ob die nächste Runde bereits neue Konflikte birgt.

Die 15-Euro-Debatte brodelt weiter

Trotz des beschlossenen Fahrplans ist die politische Auseinandersetzung längst nicht beendet. Aus SPD-Kreisen ertönt hartnäckig die Forderung nach 15 Euro Mindestlohn – und zwar nicht erst 2027, sondern idealerweise schon 2026.

Die Argumentation: Selbst 14,60 Euro reichten nicht aus, um bei Vollzeitarbeit ein Leben in Würde zu sichern und Altersarmut zu verhindern. Kritiker verweisen auf steigende Lebenshaltungskosten und fordern eine gesetzliche Festlegung auf 15 Euro, ähnlich der außerordentlichen Anhebung auf 12 Euro im Jahr 2022.

Kann die Regierung den Druck ignorieren? Unwahrscheinlich. Die SPD nutzt das Thema geschickt zur Profilierung gegenüber den Koalitionspartnern. Die Wirtschaft hingegen warnt vor zu schnellen Sprüngen und verweist auf die Belastungen für kleinere Betriebe.

Was Unternehmen jetzt vorbereiten müssen

Der Beschluss schafft zumindest eines: Planungssicherheit. Arbeitgeber wissen nun, welche Lohnkosten ab Januar 2026 auf sie zukommen. Spätestens zum Jahreswechsel müssen Lohnabrechnungssysteme angepasst sein – sonst drohen empfindliche Bußgelder.

Besondere Vorsicht gilt bei Minijobs. Die nuova Verdienstgrenze von 603 Euro muss korrekt abgebildet werden, um ungewollte Sozialversicherungspflicht zu vermeiden. Viele Unternehmen werden ihre Verträge überprüfen und gegebenenfalls nachjustieren müssen.

Für Beschäftigte knapp über der bisherigen Minijob-Grenze ergibt sich eine kuriose Situation: Ohne Gehaltserhöhung könnten sie 2026 unfreiwillig zu Minijobbern werden. Ein Gespräch mit dem Arbeitgeber lohnt sich also rechtzeitig.

Seit 2015 hat der gesetzliche Mindestlohn den Niedriglohnsektor spürbar verkleinert – ohne die oft beschworenen negativen Beschäftigungseffekte. Diese Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben, auch wenn der politische Streit über das richtige Tempo weitergehen dürfte.

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