Millionen-Tarifstreit, Deutschlands

Millionen-Tarifstreit: Deutschlands Länder-Beschäftigte fordern mehr Geld

17.11.2025 - 00:39:12

Deutliche Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen – das fordern die großen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes für die anstehende Tarifrunde der Landesbeschäftigten. Ver.di und der dbb beamtenbund haben heute ihre Forderungen offiziell vorgelegt und damit den Startschuss für Verhandlungen gegeben, die durchaus konfrontativ werden könnten. Mehr als eine Million Beschäftigte sind betroffen.

Die Bundestarifkommissionen der Gewerkschaften machten am Montag ernst: Mit der formellen Bekanntgabe ihrer Forderungen beginnt die Tarifrunde 2025/2026 für den Tarifvertrag der Länder (TV-L). Betroffen sind Lehrkräfte, Polizisten, Universitätsmitarbeiter und Verwaltungsangestellte in 15 der 16 Bundesländer. Lediglich Hessen verhandelt separat.

Die erste Verhandlungsrunde mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) ist bereits für den 3. Dezember 2025 angesetzt. Grundlage der Forderungen sind umfangreiche Mitgliederbefragungen aus den vergangenen Monaten zu Einkommen, Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen.

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Im Mittelpunkt steht eine kräftige Lohnerhöhung, die den steigenden Lebenshaltungskosten Rechnung tragen soll. Zwar nannten die Gewerkschaftsführungen zunächst keine exakte Prozentzahl, betonten aber, dass es um eine deutliche und nachhaltige Anhebung der Tabellenentgelte gehe.

Diskussionen im Vorfeld deuten auf einen Vertrag mit zwölfmonatiger Laufzeit hin – deutlich kürzer als die 27 Monate des letzten TVöD-Abschlusses für Bund und Kommunen. Dieser war kritisiert worden, weil er Gehälter während einer Hochinflationsphase zu lange festschrieb. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter rechnet vor: 16,4 Prozent Plus wären nötig, um die jüngste Inflation und frühere Tarifabschlüsse auszugleichen.

Besonderes Augenmerk liegt auf Auszubildenden und Praktikanten. Hier fordern die Gewerkschaften deutliche pauschale Zuschläge, um die Ausbildung im öffentlichen Dienst attraktiver zu machen.

Begründung: Inflation frisst Gehälter, Fachkräfte fehlen massiv

Die Gewerkschaften begründen ihre Forderungen mit zwei zentralen Problemen: anhaltende Inflation und akuter Fachkräftemangel. Die Gehälter im öffentlichen Dienst hätten mit den explodierenden Verbraucherpreisen nicht Schritt gehalten – die Kaufkraft der Beschäftigten sinke kontinuierlich.

„Wir müssen alles tun, um mehr Personal zu gewinnen”, erklärte dbb-Bundesvorsitzender Volker Geyer bereits im September während der Vorbereitungsphase. Es gehe darum, überlastete Mitarbeiter zu entlasten und die Qualität öffentlicher Dienstleistungen zu sichern.

Konkurrenzfähige Gehälter seien unverzichtbar, betonen die Gewerkschaften, wenn die Länder im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um qualifizierte Fachkräfte bestehen wollen. Das gilt besonders für gefragte Bereiche wie IT, Ingenieurwesen, Gesundheit und Bildung. Ohne deutliche Verbesserungen bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen stehe die Handlungsfähigkeit des Staates auf dem Spiel.

Harte Verhandlungen voraus

Die Verhandlungen finden in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld statt. Zwar steigen die Steuereinnahmen, doch die Finanzminister der Länder werden voraussichtlich mit knappen Kassen argumentieren und die Forderungen als unbezahlbar bezeichnen. Verhandlungsführer der TdL ist Hamburgs Finanzsenator Dr. Andreas Dressel.

Die Gewerkschaften gehen mit einem klaren Mandat ihrer Mitglieder in die Gespräche. Der TVöD-Abschluss für Bund und Kommunen Anfang 2025 gilt vielen als unzureichend – ein Maßstab, den man nicht wiederholen möchte. Die Beschäftigten signalisieren: Ein weiterer Abschluss, der sie real schlechter stellt, ist nicht akzeptabel.

Traditionell verlaufen TV-L-Verhandlungen zäh, die Arbeitgeberseite gilt als hart in der Sache. Mehrere Verhandlungsrunden sind die Regel, oft begleitet von Warnstreiks in verschiedenen Bereichen, um den Druck zu erhöhen.

Warnstreiks wahrscheinlich

Nach der ersten Verhandlungsrunde am 3. Dezember in Berlin folgen weitere Gesprächstermine Mitte Januar und im Februar 2026 in Potsdam. Die TdL dürfte die Forderungen zunächst ablehnen – Auftakt für einen schwierigen Prozess.

Sollten die Arbeitgeber kein zufriedenstellendes Angebot vorlegen, sind die Gewerkschaften auf Warnstreiks vorbereitet. Diese könnten Universitäten, Schulen, Verwaltungen und landeseigene Kliniken betreffen. Das Ergebnis wird nicht nur die Gehälter von über einer Million Tarifbeschäftigten bestimmen, sondern auch die Besoldung von Beamten und Pensionären beeinflussen – der ausgehandelte Abschluss fließt üblicherweise in die Landesbesoldungsgesetze ein.

Die kommenden Monate werden zeigen: Einigung am Verhandlungstisch oder großer Arbeitskampf? Die Fronten jedenfalls sind klar abgesteckt.

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