Mikrobiom, Autismus

Mikrobiom und Autismus: Forscher entlarven populären Mythos

20.11.2025 - 15:00:12

Darmbakterien als Autismus-Ursache? Eine internationale Expertengruppe räumt mit dieser populären These auf. Die in der Fachzeitschrift Neuron veröffentlichte Analyse kommt zu einem klaren Ergebnis: Die wissenschaftliche Basis für diesen Zusammenhang fehlt komplett.

Ein Team um Neurogenetiker Dr. Kevin Mitchell vom Trinity College Dublin zerlegt systematisch die bisherige Studienlage. Gemeinsam mit Prof. Dorothy Bishop von der Universität Oxford und Dr. Darren Dahly vom University College Cork nahmen die Forscher Hunderte Studien unter die Lupe. Ihr Urteil: methodische Mängel, zu kleine Teilnehmerzahlen, statistische Fehler.

„Es gibt keinen Beweis dafür, dass das Mikrobiom ursächlich zu Autismus beiträgt”, erklärt Mitchell. Die drei Säulen der Theorie – Beobachtungsstudien, Mäuse-Experimente und Stuhltransplantationen – halten einer kritischen Prüfung nicht stand.

Anzeige

Viele Eltern und Patienten lassen Blut- und Laborwerte oft falsch deuten – das kann zu Fehldiagnosen und unnötigen Therapien führen. Ein kostenloser 25‑seitiger Report erklärt verständlich, welche Werte wirklich wichtig sind, wie Sie Ergebnisse korrekt einordnen und wann weiterführende Spezialtests sinnvoll sind. Holen Sie sich klare Orientierung, bevor Sie teure Behandlungen in Erwägung ziehen. Laborwerte-Report jetzt kostenlos herunterladen

Ursache und Wirkung vertauscht

Der entscheidende Denkfehler: Frühere Studien verwechselten Ursache und Wirkung. Menschen mit Autismus weisen tatsächlich häufiger eine veränderte Darmflora auf. Doch die Forscher zeigen, dass nicht die Bakterien Autismus verursachen, sondern autistische Verhaltensweisen die Darmflora prägen.

Viele autistische Kinder essen extrem selektiv. Diese einseitige Ernährung verändert zwangsläufig die Bakterienzusammensetzung im Darm. Rechnet man diese Ernährungsgewohnheiten statistisch heraus, verschwinden die vermeintlich signifikanten Unterschiede fast vollständig.

„Wenn überhaupt, dann gibt es stärkere Hinweise auf einen umgekehrten Zusammenhang”, betont Mitchell.

Milliardenmarkt ohne Grundlage

Die Analyse trifft einen boomenden Markt. Zahlreiche Start-ups verdienen mit teuren Probiotika, speziellen Diäten und Stuhltransplantationen, die verzweifelten Eltern Besserung versprechen. Die wissenschaftliche Legitimation für diese Geschäftsmodelle bricht nun weg.

Besonders kritisch sehen die Autoren Tierversuche, bei denen Mäuse angeblich “autistisches Verhalten” zeigten. Diese Studien sind oft nicht reproduzierbar und übertragen menschliches Verhalten unzulässig auf Nagetiere.

Was bedeutet das für Betroffene?

Die Nachricht ist zwiespältig. Einerseits schützt sie Familien vor falschen Hoffnungen und wirkungslosen, kostspieligen Therapien. Andererseits nimmt sie die Hoffnung auf eine vermeintlich einfache Behandlung.

Die Forscher fordern eine Neuausrichtung: Statt Millionen in die Suche nach einer “Darm-Kur” zu investieren, sollten Ressourcen wieder auf genetische und neurologische Grundlagen konzentriert werden. Dort werden tatsächliche Fortschritte erzielt.

Die Debatte beginnt erst

Mikrobiom-Forscher warnen bereits davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ihre Argumentation: Auch wenn das Mikrobiom nicht die Ursache ist, könnten Behandlungen des Darms die Lebensqualität verbessern, indem sie begleitende Verdauungsprobleme lindern.

Für klinische Anwendungen wie Stuhltransplantationen bedeutet die Veröffentlichung jedoch verschärfte ethische Prüfungen. Regulierungsbehörden in der EU und den USA dürften die Hürden für solche Therapien erhöhen.

Die Botschaft an Eltern und Betroffene bleibt klar: Skepsis ist angebracht, wenn einfache Lösungen für eine hochkomplexe, genetisch geprägte Entwicklungsstörung versprochen werden.

PS: Wenn Sie neurologische Zusammenhänge und praktische Wege zur Stärkung der geistigen Leistungsfähigkeit besser verstehen möchten – besonders im Umgang mit komplexen Forschungsergebnissen – kann ein kompakter Gratis‑Report helfen. Der Ratgeber „Gehirntraining leicht gemacht“ bietet 11 alltagstaugliche Übungen, 7 praktische Geheimnisse und einen Selbsttest, mit dem Sie Konzentration und Gedächtnis gezielt fördern können. Gratis‑Report „Gehirntraining“ herunterladen

@ boerse-global.de