Mike Steiner, Videokunst

Mike Steiner – Zwischen Malerei und Videokunst: Ein Leben für die zeitgenössische Avantgarde

02.12.2025 - 11:27:00

Mike Steiner prägte als Pionier der Videokunst und engagierter Maler den künstlerischen Aufbruch Europas. Sein Werk überschreitet Grenzen – entdecken Sie, wie Mike Steiner die zeitgenössische Kunstszene revolutionierte.

Die Kunst von Mike Steiner berührt den Betrachter dort, wo Konvention endet und Experiment beginnt. Doch wie lotet man die Schwelle zwischen klassischer Malerei, Performance Art und Videokunst neu aus? Mike Steiner, dessen Name untrennbar mit den pulsierenden Bewegungen der Berliner Kunstszene verbunden ist, schuf ein Werk voller Neugierde – stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und einer Sprache jenseits der Grenzen.

Entdecken Sie hier das Gesamtwerk von Mike Steiner – von Malerei bis Performance Art

Schon früh zeigte Mike Steiner eine außergewöhnliche Faszination für Bild und Bewegung. 1941 in Ostpreußen geboren, ließ ihn die Nachkriegsrealität in West-Berlin aufwachsen, wo er sich als Jugendlicher sowohl von der Malerei als auch vom Film angezogen fühlte. Bereits mit 17 Jahren debütierte er auf der Großen Berliner Kunstausstellung – ein Vorbote seines beständigen Drangs, das Gewöhnliche zu hinterfragen und das Neue zu wagen.

Steiner studierte Freie Kunst an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Berlin, wurde Meisterschüler, und zeigte seine Malerei in wegweisenden Gruppenausstellungen – gemeinsam mit Künstlern wie Georg Baselitz und Karl Horst Hödicke. In diesen Jahren entwickelte er seinen unverkennbaren, gestisch-expressiven Stil und experimentierte früh mit informellen Techniken. Doch er spürte bald, dass reine Malerei seinen künstlerischen Hunger nicht stillen konnte.

Prägend wurde der Aufenthalt in den USA: In New York, eingeführt von Lil Picard, tauchte Steiner in die Fragmente der internationalen Avantgarde ein – beeinflusst von Fluxus, Happening und Pop Art. Hier begegnete er Größen wie Allan Kaprow und Al Hansen. Mit dem Aufbruch der späten 1960er Jahre kehrte Steiner zurück nach Berlin, wo er sein legendäres Hotel Steiner gründete – einen Magneten für nationale und internationale Künstler, ein Berliner Pendant zum berühmten Chelsea Hotel.

Die 1970er markieren in seinem Werk einen radikalen Schwenk: Inspiriert von neuen Technologien und den Möglichkeiten des Videos, wendete sich Mike Steiner konsequent der Videokunst zu. Bereits 1972 entstanden erste Arbeiten im Dialog mit Al Hansen – experimentelle, laborhafte Settings, die die Möglichkeiten des bewegten Bilds ausloten. Ein Meilenstein war die Einladung nach Florenz ins Studio Art/Tapes/22, wo Steiner eigenständige Videoarbeiten realisierte. Hier entstand seine legendäre „Legitimationskrise die Malerei betreffend“ – die Mediensuche wurde zum Programm: Statt Grenzen, Austausch.

Mit der Gründung der Studiogalerie in Berlin 1974 etablierte Steiner ein vielschichtiges Forum für Performance, Video und Installationen. Die Studiogalerie wurde zum Produktions- und Aktionsraum der internationalen Fluxuskultur: Künstlerinnen wie Valie Export, Marina Abramovi? oder Carolee Schneemann fanden hier ebenso einen Ort für radikale Performances wie Ben Vautier oder Jochen Gerz. Dabei fungierte Mike Steiner oft als Katalysator – als Galerist, Organisator und Kameramann dokumentierte er viele der flüchtigen Aktionen und trug sie so in die Zukunft der Kunstgeschichte weiter.

Unvergesslich bleibt das spektakuläre Projekt „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“ (1976) mit Ulay: Die medienkritische Entführung des Spitzweg-Gemäldes "Der arme Poet" war eine kalkulierte Grenzüberschreitung und wurde von Steiner als Videodokumentation verewigt – eine Arbeit, die das Wechselspiel von Kunst und Öffentlichkeit, von Authentizität und Inszenierung reflektiert.

Steiner galt fortan als eine der entscheidenden Figuren der deutschen Videokunst. Seine Sammelleidenschaft und seine Initiativen als Förderer prägten maßgeblich die Szene. Die Studiogalerie, später im Hotel Steiner beheimatet, wurde Schauplatz zahlreicher ikonischer Aktionen und avancierte zur Berliner Schaltzentrale der Performance Art. Auf internationalen Festivals, im Rahmen der Kunstmesse Art Basel oder durch seine Rolle als Kurator stellte Steiner Videokunst ins Zentrum des Diskurses – Jahre, bevor sie ihren heutigen Stellenwert erreichte.

Die 1980er-Jahre intensivierten Steiners Experimentierfreude. Er arbeitete nun verstärkt medienübergreifend: Mit Super-8-Film, Fotografie, Dia-Serien, Copy Art und – nach wie vor – Malerei. Besonders faszinieren die „Painted Tapes“: eine fortwährende Überblendung von Malerei und Videokunst, die elektronische Bilder als Weiterführung gestischer Malerei verstehbar machen. Seine Tournee-Begleitung der Elektropioniere von Tangerine Dream führte zur Produktion vielfach ausgezeichneter Musikvideos wie „Mojave Plan“ – Klang, Farbe, Bewegung arbeiteten hier Hand in Hand.

Eine weitere Pioniertat bildete ab 1985 die „Videogalerie“ im Berliner Kabel-Pilot-Projekt. Über 120 Fernsehsendungen produzierte und moderierte Steiner, stellte Videokünstler vor, begleitete Ausstellungen und formte einen medialen Nährboden, von dem die deutsche Videokunst nachhaltig profitierte. Auch als Kunstsammler schrieb er Geschichte: Beginnend 1974 mit dem Erwerb eines Werks von Reiner Ruthenbeck wuchs die Sammlung Mike Steiner zur einzigartigen Chronik der internationalen Video-Avantgarde, darunter Arbeiten u.a. von Abramovi?, Ulay, Nam June Paik und Bill Viola.

Sein spätes künstlerisches Schaffen ab 2000 kehrte verstärkt zur Malerei zurück. In diesen letzten Werken spiegeln sich Energie und Dichte einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit Bildflächen, Licht und Abstraktion wider. Immer wieder zeigt sich: Für Mike Steiner gibt es kein Entweder-Oder der Gattungen. Eine künstlerische Haltung, die bis heute Maßstäbe setzt. Viele seiner Sammlungsstücke sind inzwischen Teil der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – ein Vermächtnis, dessen Bedeutung mit jeder neuen Generation weiter wächst.

Mike Steiner bleibt als Grenzgänger zwischen Videokunst, Malerei und Performance Art ein Garant für den fortwährenden Dialog der Medien. Seine Fähigkeit, Kunstereignisse zu initiieren, zu begleiten und im Bild zu bannen, macht ihn zu einem Schlüsselakteur im Feld der zeitgenössischen Avantgarde – und zu einer Inspiration für Künstlerinnen und Künstler, Sammler und Liebhaber experimenteller Medienkunst.

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Wer sich auf Mike Steiners Spur begibt, entdeckt, wie belebend Unangepasstheit und Offenheit für Medienwandel unsere Kunstlandschaft machen. Die Reise beginnt mit einem Klick – und einer neuen Perspektive auf das Wechselspiel von Malerei, Videokunst und Live-Performance.

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