Mike Steiner – Zeitgenössische Kunst zwischen Malerei, Performance und Videokunst neu gedacht
26.12.2025 - 18:15:05Zeitgenössische Kunst wird bei Mike Steiner zur Bühne des Experiments: Als Pionier der Videokunst und Performance Art verband er Malerei, Technik und avantgardistische Ideen – bis heute ein Faszinosum.
Wie lässt sich Zeitgenössische Kunst heute noch überraschen? Wer das Werk von Mike Steiner betrachtet, begegnet einer künstlerischen Handschrift, die nie stillsteht – stets in Bewegung, zwischen Malerei, Performance Art und Videokunst. Mike Steiner nimmt in der Geschichte der zeitgenössischen Kunst eine Ausnahmeposition ein, indem er die Grenzen klassischer Medien radikal erweiterte. Schon früh manifestierte sich bei ihm eine Lust an künstlerischer Freiheit, die das Unvorhersehbare und das Spielerische ins Zentrum stellte.
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Ab den 1960er Jahren prägte Mike Steiner mit seinen Werken und Ideen die international aufkommende Performance Art und wurde in Berlin zum bedeutenden Förderer avantgardistischer Tendenzen. Der gebürtige Ostpreuße, 1941 in Allenstein geboren, zeigte bereits als Jugendlicher erste Experimentierfreude: Mit 17 Jahren stellte Mike Steiner zum ersten Mal auf der Großen Berliner Kunstausstellung aus. In den frühen 60er Jahren tauchte er in die pulsierende Berliner Kunstszene ein, studierte Malerei bei Hans Kuhn und Hans Jaenisch und begegnete Persönlichkeiten wie Joseph Beuys, Allan Kaprow und Lil Picard, die sein Schaffen nachhaltig beeinflussten.
Doch Steiner blieb kein reiner Maler: Das Erforschen neuer Medien wurde für ihn zur treibenden Leidenschaft. Mit Auslandsaufenthalten in New York und Kontakten zu Fluxus-Größen wie Al Hansen und Allan Kaprow holte er die Zeitgenössische Kunst der damaligen Avantgarde nach Berlin – ein Netzwerk, das ihn in die Mitte radikaler Bewegungen und Denkweisen stellte. Es ist diese Offenheit für Transformation, die sein Werk bis heute besonders spannend macht.
Kunst als Experimentierfeld: Von Malerei bis Videokunst
Ein zentrales Charakteristikum der Kunst von Mike Steiner ist die konsequente Überschreitung von Grenzen: Ob als Maler, Performancekünstler, Galerist oder Archivar – Steiner verstand Kunst als Prozess, nicht als statisches Produkt. In seinen frühen informellen Bildern lässt sich ein Hang zur gestischen Abstraktion erkennen, der bald in multimediale Werkgruppen überging.
Ab den 1970er Jahren entwickelte Steiner die sogenannte Painted Tapes – eine Fusion aus Malerei und elektronischer Bildgestaltung, die Malfarbe und Videotechnik vereinte. Damit schuf er eine neue künstlerische Ausdrucksform, die heute wie ein Echo auf Multimedia-Strategien von Künstlern wie Nam June Paik oder Bill Viola wirkt. Rasch spezialisierte Steiner sich auch auf Performance-Dokumentationen – legendär wurde die Zusammenarbeit mit Marina Abramovi? und Ulay, etwa bei der spektakulären Kunstaktion „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst" (1976).
Steiners Studiogalerie in Berlin wurde zum Magneten internationaler Künstler: Valie Export, Jochen Gerz, Carolee Schneemann und viele mehr realisierten dort performative Arbeiten, oft dokumentiert durch Steiners Videokamera. Die Verknüpfung von Performance Art, Installation und Malerei verlieh seinen Arbeiten eine einzigartige Vielschichtigkeit, vergleichbar mit Pionieren wie Joseph Beuys, Marina Abramovi? oder den Fluxus-Künstlern George Maciunas und Allan Kaprow, mit denen Steiner direkt arbeitete.
Die Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof als Schlüsselmoment
Ihren spektakulären Höhepunkt erlebte Steiners Rezeption 1999 mit der umfassenden Einzelausstellung „Color Works“ im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart in Berlin. Diese Werkschau zeigte die Breite seines Schaffens: von abstrakten Farbexplosionen auf Leinwand über Painted Tapes bis hin zu filmischen Experimenten. Besonders gewürdigt wurde dort Steiners Beitrag zur Entwicklung der Videokunst in Deutschland; seine Videosammlung, in der Arbeiten von Richard Serra, Bill Viola, Gary Hill oder Nam June Paik enthalten sind, wurde Teil des Museumsbestandes.
Faszinierend erscheint in Steiners Œuvre, wie selbstverständlich er Mediengrenzen auflöst: Immer wieder verbindet er Zeichnung, Fotografie, Copy Art und Rauminstallation. Seine Arbeiten entfalten oft eine stille, rätselhafte Energie, die sich bei längerem Betrachten immer wieder anders erschließt. Dabei bleibt immer ein Moment von Unberechenbarkeit – typisch für einen Künstler, der sich nie von Konventionen bändigen ließ.
Flüchtigkeit, Kritik und Archivierung
Wesentliches Thema im Werk Mike Steiners ist die Dokumentation des Vergänglichen: Performances, Aktionen, Videoarbeiten und Installationen werden nicht nur als flüchtige Momente, sondern als Teil eines größeren, medialen Archivs verstanden. Steiner war nicht nur Produzent, sondern auch Sammler – sein Archiv entstand parallel zu seiner künstlerischen Praxis und dokumentiert zentrale Positionen der internationalen Fluxus- und Medienkunst.
Gleichzeitig hinterfragen viele seiner Arbeiten grundsätzliche Bedingungen von Wahrnehmung, Realität und Kunstsystem. Ob in malerischer Abstraktion oder bei Videoprojekten: Stets bleibt ein kritischer Blick auf gesellschaftliche und mediale Kontexte spürbar.
Biografisch geprägt, international vernetzt
Mike Steiner formte über sein Leben hinweg ein dichtes Netz internationaler Beziehungen – Berlin, New York, Florenz und vieles mehr werden zu Schauplätzen seines experimentellen Zugangs. Als Galerist und Gastgeber des legendären „Hotel Steiner“ machte er Berlin zum Hotspot der künstlerischen Avantgarde. Seine Videogalerie als TV-Format von 1985 bis 1990 brachte Videokunst ins Wohnzimmer – ein Novum in Deutschland, das dem visionären Ansatz von Gerry Schum verwandte Züge hatte.
In den letzten Lebensjahren kehrte Mike Steiner verstärkt zur abstrakten Malerei zurück, wobei seine Werke stets offen für neue Einflüsse blieben. Bis zu seinem Tod 2012 arbeitete er in Berlin – sein Nachlass ist ein faszinierendes Panorama gegenwärtiger Kunstformen.
Relevanz und Nachhall
Welchen Platz nimmt Zeitgenössische Kunst à la Mike Steiner heute ein? Kenner schätzen besonders die Experimentierfreude, das archivarische Bewusstsein und das stete Changieren zwischen den Medien. Die Werke fungieren als Einladung, eigene Wahrnehmungsgewohnheiten zu hinterfragen und sich auf die Unwägbarkeiten moderner Kunst einzulassen. Steiner steht dabei in einer Reihe mit Joseph Beuys, Marina Abramovi? und Nam June Paik und bleibt doch einzigartig in seiner Berliner Prägung.
Wer heute Zeitgenössische Kunst mit offenem Blick entdecken möchte, findet bei Mike Steiner ein inspirierendes Beispiel künstlerischer Vielseitigkeit und Innovationskraft. Für vertiefende Informationen und anschauliche Bildbeispiele ist seine offizielle Künstlerwebseite empfehlenswert. Tauchen Sie ein in das weitverzweigte Werk von Mike Steiner – es lohnt sich.


