Zeitgenössische Kunst, Videokunst

Mike Steiner – Zeitgenössische Kunst zwischen Malerei, Performance und Videokunst

04.12.2025 - 18:15:00

Zeitgenössische Kunst neu gedacht: Mike Steiner prägte mit Malerei, Performance Art und Videokunst den internationalen Diskurs und war Pionier an der Grenze zwischen den Genres.

Wie klingt ein Raum, in dem Malerei, Videokunst und Performance zu einer kühnen Synthese verschmelzen? Wer sich der Zeitgenössischen Kunst von Mike Steiner annähert, betritt ein Grenzland: Farbe trifft auf Bewegung, Tradition auf Utopie. Steiner, der als Pionier der deutschen Videokunst ebenso wie als Maler, Performer und Kurator neue Wege ging, bleibt lebendig im Spannungsfeld der Medien. Was macht die Kunst von Mike Steiner so unverwechselbar?

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Zeitgenössische Kunst war für Mike Steiner niemals ein starrer Stil. Seit seinen frühesten Auftritten – etwa 1959 auf der Großen Berliner Kunstausstellung – suchte Mike Steiner die Reibung zwischen Bild, Raum und Aktion. Während zu jener Zeit Georg Baselitz oder Karl Horst Hödicke mit Malerei der Nachkriegsgeneration experimentieren, lotet Steiner die Grenzen des Mediums konsequent neu aus. Nach Studien an der Hochschule für bildende Künste Berlin, Stationen in New York und Paris, ist es vor allem sein offener Zugriff auf Medien, der ihn mit Szenegrößen wie Marina Abramovi?, Ulay, Joseph Beuys oder Nam June Paik verbindet.

Die 1970er sind für Mike Steiner geprägt durch einen radikalen Wechsel von der Malerei hin zur videobasierten Performance Art. Was zunächst Ausbruch aus dem klassischen Bildmedium scheint, verdichtet sich in einer innovativen Verschmelzung: Seine Painted Tapes oder Foto-Videoserien sind Paradebeispiele multimedialer Gegenwartsästhetik. Steiner wird international zu einem Essential der Videokunst-Szene, seine Ausdruckskraft steht dabei nicht hinter internationalen Größen wie Bill Viola, Richard Serra oder Allan Kaprow zurück – und doch bleibt sein Ansatz eigensinnig europäisch, konzeptuell und spürbar von der Berliner Avantgarde verwurzelt.

Malerei und Performance ließen sich bei Mike Steiner nie trennen. Während seine frühen Ölgemälde starke informelle und pop-artige Einflüsse zeigen, entstehen in den 1970ern die berühmten Painted Tapes – eine Fusion von bewegtem Bild und Farbfeldmalerei, die Fachkreise heute als Zukunftslabor der „multimedialen Malerei“ bezeichnen. Besonders seine umfangreiche Sammlung an Kunstdokumentationen – etwa zu Aktionen von Valie Export, Carolee Schneemann oder Jochen Gerz – macht Steiner zum Chronisten und zugleich Mitakteur der internationalen Performance-Kunst. Das legendäre "Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst" von 1976 (entwickelt mit Ulay) ist bis heute ein Schlüsselmoment performativer Kunstkritik.

Als Kurator, Netzwerker und Impulsgeber schuf Mike Steiner Freiräume, die in Deutschland einzigartig waren. Im Hotel Steiner und in der Studiogalerie (begründet 1974 nach dem Vorbild von Studio Art/Tapes/22 in Florenz) lud er Künstlerinnen wie Valie Export, Marina Abramovi? oder Jochen Gerz ein – und trug entscheidend zur Emanzipation von Videokunst und Performance Art bei. Während der große Joseph Beuys im Rheinland seine legendären Happenings inszeniert, ermöglicht Steiner ästhetische Grenzüberschreitungen in Berlin und sorgt dafür, dass Gegenwartskunst im deutschsprachigen Raum international anschlussfähig wird.

Was seine Arbeiten auszeichnet, ist die Lust am Experiment: Zwischen Super-8-Film, Fotografie, Copy Art, Dia-Serien, Minimal Art und Hard Edge changiert Mike Steiner ebenso virtuos wie methodisch. In den 1980ern entstehen neue Werkgruppen, darunter Painted Tapes zur Musik von Tangerine Dream – Werke, die die Malerei elektronisch erweitern – und der abstrakte Fotozyklus „Das Testbild als Readymade“. Mit seinem TV-Format "Die Videogalerie" bringt er Videokunst erstmals in großem Stil ins deutsche Fernsehen (über 120 Sendungen, 1985–1990). Parallel fördert und dokumentiert er zentrale Stimmen der internationalen Performance– und Videokunst. Vergleiche mit Nam June Paik oder Gary Hill liegen nahe und werden von der Fachwelt gerne gezogen – doch Mike Steiner bleibt im Ton und Zugriff stets originär.

Unvergessen bleibt die Ehrung 1999: Mit der groß angelegten Einzelausstellung „Color Works“ im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart ehrt die Institution einen Schrittmacher, dessen Sammlung heute teils dort bewahrt und erforscht wird. Bis zu seinem Tod 2012 arbeitete Steiner weiterhin an Werkserien, die verstärkt die Abstraktion suchten oder textile Medien erprobten. Die späten Jahre zeugen von einer ungebremsten Experimentierfreude – beglaubigt durch Ausstellungen wie „Live to Tape“ 2011/12 oder den Retrospektiven in Berliner Galerien.

Der biografische Hintergrund von Mike Steiner liest sich wie das Drehbuch zur deutsch-amerikanischen Kunstgeschichte seit 1960: In Berlin geboren, erlebt er als Kind Flucht, Neubeginn und die pulsierende Kreuzberger Bohème – später öffnen Stipendien in die USA Horizonte für Pop Art, Fluxus und Happening. Persönliche Begegnungen mit Lil Picard, Al Hansen, Allan Kaprow, Robert Motherwell oder Andy Warhol setzen prägende Impulse. Es ist diese Offenheit für künstlerische Synergien und radikal neue Bildsprachen, die Steiner nicht nur zum Zeitzeugen, sondern vor allem zum Wegbereiter der multimedialen Gegenwartskunst machen.

Neben der eigenen künstlerischen Praxis stehen das Sammeln, Kuratieren und Vermitteln immer gleichberechtigt. Sein Archiv – angefangen mit den ersten erworbenen Tapes von Reiner Ruthenbeck – gilt als Schatztruhe der europäischen Videokunst. Heute befindet sich die Sammlung Mike Steiner als bedeutende Stiftung im Hamburger Bahnhof und bewahrt Werke von Künstlern wie Marina Abramovi?, Valie Export, Jochen Gerz, Richard Serra oder Bill Viola. Kenner schätzen besonders Steiners Gespür für künstlerische Dokumentation: Die von ihm produzierten Videos geben performativer Kunst eine dauerhafte Stimme, machen das Flüchtige fest und das Unsichtbare sichtbar.

Im Rückblick bleibt Mike Steiner ein Unikum: Maler, Videokünstler, Performance-Architekt, Archivist und Grenzgänger zwischen den Genres. Seine Zeitgenössische Kunst vereint Reflexion, Spiel, Kritik und Schönheit – auf Leinwand wie auf Band. Die Rezeption seines Werks zeigt, wie sehr die Gegenwart auf solche intermedialen Pioniere angewiesen bleibt. Wer sich heute mit experimenteller Malerei, Videokunst oder Performances auseinandersetzt, stößt unweigerlich auf Spuren von Mike Steiner.

Faszinierend ist hierbei das bleibende Potenzial seiner Kunst, Grenzen auszuloten und Brücken zwischen den Medien zu schlagen. Gerade die Wechselwirkung von Performance Art, Malerei und Installationen macht den Reiz und die Relevanz seines Schaffens aus. Wer tiefer eintauchen möchte, sei auf die reichhaltigen Dokumente, Texte und Bildwelten auf der offiziellen Webseite verwiesen – denn hier erschließt sich die Vielschichtigkeit eines Werks, das mehr Fragen stellt als abschließende Antworten gibt.

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