Mike Steiner: Zeitgenössische Künstler zwischen Malerei, Videokunst und Performance Revolution
04.12.2025 - 13:10:05Zeitgenössische Künstler wie Mike Steiner sprengen die Grenzen der Kunst: Von abstrakter Malerei über Performance Art der 70er Jahre bis zu bahnbrechender Videokunst – eine Reise durch die Werkwelten eines Pioniers.
Die Kunst von Mike Steiner ist in der Lage, selbst den erfahrenen Betrachter zu überraschen und zu irritieren. Wenn von Zeitgenössischen Künstlern gesprochen wird, fällt sein Name häufig in einem Atemzug mit den großen Experimentatoren der Nachkriegsmoderne. Was macht Mike Steiner so unverwechselbar? Ist es der permanente Balanceakt zwischen Malerei und Videokunst, das lustvolle Spiel mit Gegensätzen oder das dokumentarische Gespür im Umgang mit ephemeren Aktionen – oder am Ende doch sein unerschütterlicher Glaube an künstlerische Freiheit?
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Ein Streifzug durch die OEuvre von Mike Steiner führt vom frühen, gegenständlichen Gemälde der späten 1950er Jahre über die internationale Szene der Fluxus- und Performance Art bis zu den legendären Farbexperimenten der 1990er. Eine Vita, die fast romanartig anmutet – geboren 1941, durchlebt Steiner als junger Maler die westdeutsche Nachkriegsavantgarde, entdeckt während seines Studiums in Berlin die Magie der Malerei, um bereits wenige Jahre später in New York zwischen Pop Art, Happening und literarischer Bohème zu pendeln. Legends wie Joseph Beuys, Allan Kaprow und die feministische Performance-Künstlerin Marina Abramovi? zählen zu seinem internationalen Netzwerk.
Aber was macht die künstlerische Handschrift Mike Steiners aus? Faszinierend ist insbesondere sein radikaler Medienwechsel, der mit der Gründung des legendären Hotel Steiner Anfang der 1970er in Berlin Fahrt aufnimmt. Hier etabliert er eine Art deutsches Gegenstück zum Chelsea Hotel und avanciert zum Katalysator neuer künstlerischer Praktiken. Steiner vermittelt zwischen Malerei, Performance und der damals revolutionären Videotechnik – Schlaglichter einer Zeit, als Künstler wie Nam June Paik, Wolf Vostell oder Valie Export mit neuen Ausdrucksformen experimentieren.
Sein eigenständiges Profil gewinnt Mike Steiner mit der Etablierung der Studiogalerie, einem Treffpunkt für die internationale Avantgarde: Intermedia, Fluxus und Performance treffen hier auf die ersten Generationen medialer Kunst. Während Künstler wie Bruce Nauman oder Richard Serra global Standards für Videokunst setzen, bringt Steiner das Medium nach Deutschland, stellt Meisterwerke in seinen Räumen aus und dokumentiert zudem in Eigenregie bedeutende Aktionen. Eines der berühmtesten Beispiele: Die spektakuläre Aktion von Ulay, das Gemälde „Der arme Poet“ aus der Nationalgalerie für eine Kunstaktion zu entführen – festgehalten auf Video und später Kultobjekt der Medienkunstgeschichte.
Nicht weniger visionär agiert Steiner als Sammler und Kurator: Seine umfassende Sammlung von Videotapes – darunter Videos von Bill Viola oder Gary Hill – vermacht er 1999 der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Heute befindet sich diese im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, wo ihm eine der wichtigsten Einzelausstellungen der späten 1990er Jahre gewidmet wurde. Der Einfluss der Ausstellung „COLOR WORKS“ (1999) ist bis heute in der Rezeption seines Werks spürbar – ein Meilenstein auch für die Einbindung der Videokunst in den Kanon der zeitgenössischen Kunst.
Im Dialog mit anderen Zeitgenossen wie Georg Baselitz, Karl Horst Hödicke oder Nam June Paik entfaltet Mike Steiner ein Werk von erstaunlicher medialer und stilistischer Vielschichtigkeit. Seine Malereien der späten 1990er und 2000er stehen für eine Hinwendung zur Abstraktion – intensive Farbflächen, die Seele und sensorische Wahrnehmung gleichermaßen ansprechen. In der Videokunst jedoch bleibt Steiner der Analytiker: In Formaten wie „Videogalerie“ bringt er Themen der Medien- und Performancekunst ins damalige Fernsehen – ein Pionierakt, vergleichbar vielleicht nur mit den visionären Sendungen von Gerry Schum oder den frühen Experimenten von Nam June Paik.
Der künstlerische Werdegang ist geprägt von Wechselwirkungen zwischen individueller Suche und kollektivem Aufbruch: Steiner wird bereits als junger Maler zur festen Größe der Berliner Kunstszene, nimmt an großen Gruppenausstellungen wie der „Großen Berliner Kunstausstellung“ oder internationalen Shows in Genf, Mailand und Paris teil. Parallel dazu wächst sein Drang, bestehende Kategorien infrage zu stellen – zunächst als Dozent und Pop-Pop-Art-Vermittler an Berliner Volkshochschulen, später als Initiator von Performance-Events.
Sein Nachlass und Archiv – heute noch immer von Kunstwissenschaftlern untersucht – zeigt, wie Steiners experimentelle Neugier ihn zu zahllosen Techniken und Formaten führt: Super-8-Filme, Fotografie, Collagen, Copy-Art, später auch Stoffarbeiten prägen den Reichtum seines Werks. Charakteristisch bleiben dabei die Offenheit und eine beinahe spielerische Lust am künstlerischen Grenzgang. Zugleich ist bemerkenswert, wie intensiv sich Steiner mit dem politischen und gesellschaftlichen Kontext seiner Zeit auseinandersetzt – Kunst als Störung, Kunst als Irritation. Nicht zufällig reflektiert sein Schaffen das permanente, manchmal ironische Spiel mit Betrachtererwartungen und Medienwahrnehmung.
Aus kunsthistorischer Perspektive lässt sich das Werk Mike Steiners kaum auf einen Stil oder eine Technik begrenzen. Vielmehr lebt es von Brüchen, Übergängen, kleinen Gesten und großen Aktionen. Die Painted Tapes der 1980er Jahre zum Beispiel markieren die Fusion von analogem Farbrausch und elektronischer Bildsprache – ein Ansatz, den Zeitgenossen wie Marylin Minter oder Pipilotti Rist in anderen Regionen weiterführten.
Faszinierend: Selbst die Rückkehr zur abstrakten Malerei, mit der Steiner in späteren Jahren neue Werke schafft, wirkt nie wie ein nostalgischer Rückzug, sondern wie die bewusste Wiederholung einer Fugue – jeder Pinselstrich eine Erinnerung an durchlebte ästhetische Abenteuer. Kenner schätzen die Stoffarbeiten der letzten Jahre, andere wiederum suchen im umfangreichen Videonachlass nach Bezügen zur Gegenwartskunst.
Ein weiterer Aspekt, der Mike Steiner unter anderen Zeitgenössischen Künstlern auszeichnet: Das lebendige Engagement für den Dialog der Gattungen, die Unbedingtheit, mit der er den Austausch zwischen Malerei, Performance und Video lebte und förderte. Künstlerische Strömungen wie Happening, Fluxus oder Performance Art der 70er Jahre finden sich als roter Faden durch alle Werkgruppen. Zugleich bleibt sein künstlerisches Credo stets offen für Zufall und Inspiration, wie die biografischen Verbindungen zu Weggefährtinnen wie Valie Export oder Jochen Gerz zeigen.
Im Rückblick auf das Gesamtwerk eröffnet Mike Steiner seinem Publikum ein seltenes, vielgestaltiges Kunstuniversum. Sein Einfluss auf die Akzeptanz und das Verständnis von Videokunst in Deutschland ist kaum zu überschätzen. Zeitgenössische Künstler wie Mike Steiner erinnern daran, dass relevantes Kunstschaffen immer auch die Bereitschaft zum Risiko, zur Neuorientierung und zur Hinterfragung von Gewissheiten voraussetzt.
Die Auseinandersetzung mit Mike Steiner lohnt sich heute mehr denn je: Sein Werk ist vielstimmig, überraschend, oft berührend – und geradezu ein Kompendium künstlerischer Experimentierlust. Wer tiefer eintauchen will, sollte unbedingt auf www.mike-steiner.de – Offizielle Künstlerseite von Mike Steiner: Biografie, Werkgruppen, Texte, Ausstellungsarchiv nach weiteren Informationen, Bildern und archivierten Dokumenten stöbern.


