Zeitgenössische Künstler, Videokunst

Mike Steiner: Zeitgenössische Künstler, Videokunst und die Pionierarbeit eines Grenzgängers

10.12.2025 - 07:10:04

Zeitgenössische Künstler wie Mike Steiner prägten mit Malerei, Performance und Videokunst die Kunstszene. Seine Interdisziplinarität revolutionierte den Umgang mit Medien, Raum und Zeit – bis heute.

Was bedeutet es für einen Zeitgenössischen Künstler, die Grenzen zwischen Malerei, bewegtem Bild und Performance radikal neu zu bestimmen? Im Werk von Mike Steiner, der zu den einflussreichsten Figuren der deutschen Kunstszene des späten 20. Jahrhunderts zählt, lassen sich Antworten finden. Schon früh verband Steiner verschiedenste Kunstformen miteinander, experimentierte mit Gattungen und Medien, beförderte innovative Strömungen wie Fluxus und avancierte in Berlin zu einer prägenden Schlüsselfigur der Videokunst.

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Die Biografie von Mike Steiner liest sich wie ein Brennglas der westdeutschen Nachkriegskunst. Geboren 1941 im ostpreußischen Allenstein, verbrachte Steiner Kindheit und Jugend in West-Berlin. Schnell offenbarte sich sein Talent für die Malerei – bereits mit 17 Jahren stellte er auf der Großen Berliner Kunstausstellung aus, bald darauf führte ihn sein Weg zu Avantgarde-Gruppen rund um das Kreuzberger Forum. Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Kontakte zu Größen wie Hans Kuhn und Hans Jaenisch: Steiner bewegte sich früh in fordernden Kreisen, stets hungrig nach neuen Ausdrucksformen.

Seine künstlerische Entwicklung war geprägt von der ständigen Suche nach dem Authentischen – nie zufrieden mit dem Status quo, galt Steiner schon in den 1960ern als Grenzgänger. Besonders spannend ist der Bruch, der sich nach ersten Erfolgen als Maler vollzog: Zweifel am tradierten Bildbegriff führten Steiner 1965 in die Vereinigten Staaten, wo Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Lil Picard, Allan Kaprow und Robert Motherwell seine Perspektiven erweiterten. Rückkehr nach Deutschland, Ernennung zum Meisterschüler und eine intensive Auseinandersetzung mit Pop Art und informeller Malerei folgten. Doch immer drängte es Steiner weiter – von der Fläche zum bewegten Bild, von der Leinwand ins Dreidimensionale.

Im Jahr 1970 begründete Mike Steiner mit dem Hotel Steiner in Berlin einen legendären Ort für internationale Künstler; später folgte die Studiogalerie als Hotspot für Aktionskunst, Fluxus und neue Medien. Diese offene Bühne zog Gäste wie Joseph Beuys, Arthur Køpcke, Valie Export, Marina Abramovi? und Ulay an – Namen, die heute als Ikonen der Performance Art der 70er Jahre gelten. Faszinierend war Steiner dabei nicht nur als Gastgeber und Kurator, sondern ebenso als dokumentierender Künstler: Viele der wegweisenden Aktionen wurden erst durch seine Videoaufnahmen ins kollektive Gedächtnis der Kunstwelt eingeschrieben.

Kunsthistorisch markant sind Steiners Übergänge von der Malerei zur Videokunst. Während seine frühen Gemälde von expressiver Farbsetzung und gestischer Abstraktion zeugen, sprengte er als Videokünstler alle traditionellen Gattungsgrenzen. Die Werkreihe „Painted Tapes“ beispielsweise vereint das Handwerk des Malers mit den technischen Möglichkeiten elektronischer Medien und steht mustergültig für Steiners künstlerischen Ansatz, Gattungsgrenzen aufzuheben. Diese „Fusion“ aus Videoaufzeichnungen, Malerei, Fotografie und Performance gilt bis heute als Pionierleistung im Feld der zeitgenössischen Kunst.

Seine zahlreichen Ausstellungen – darunter Höhepunkte wie die monumentale Einzelausstellung „Color Works“ (1999) im Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie der Gegenwart – belegen die Bandbreite seines Schaffens zwischen Malerei, Installationen und Videokunst. Die Präsentationen im Dialog mit Werken von Zeitgenossen wie Georg Baselitz, Karl Horst Hödicke, aber auch internationalen Größen à la Marina Abramovi? oder Ulay unterstreichen Steiners einzigartige Künstlerpersönlichkeit. Im Vergleich mit anderen Avantgardisten seiner Zeit wie Nam June Paik, Bill Viola und Yoko Ono fällt auf: Während viele sich auf ein Medium spezialisierten, überwand Steiner alle Trennlinien – als Künstler, Kurator, Sammler und Ideengeber.

Spezifisch für Mike Steiner ist die Offenheit für das Unvorhersehbare, das Spielerische und Experimentelle. In seinem Werk vermischen sich Malerei, Minimal Art, Fotografie, Copy Art, Dia-Serien und Super-8-Film; er überschreitet Zeit- und Mediengrenzen, lässt das Flüchtige der Performance ebenso Bestand haben wie das Dauerhafte des Videos. Als Sammler und Archivar baute Steiner eine der bedeutendsten Videokunstsammlungen Europas auf, die unter anderem Werke von Ulay, Abramovi?, Serra, Export, Kaprow und Maciunas umfasst. Seine Kunst ist damit nicht allein Ausdruck individueller Kreativität, sondern Teil eines internationalen Netzwerks evolutionärer Kunstentwicklung.

Die Faszination seines Wirkens resultiert nicht zuletzt aus autobiographischen Erfahrungen, den Begegnungen mit „Durchreisenden“ aus New York, Paris, Florenz oder Wien und der Berliner Szene. Seine Einflüsse reichen von der deutschen Nachkriegsmalerei über US-amerikanischen Pop Art bis zur Fluxus-Bewegung. Steiner verstand es meisterhaft, durch Begegnungen und Austausch im „Hotel Steiner“ oder der „Studiogalerie“ eine Atmosphäre zu schaffen, in der Innovation gedeihen konnte. In den 1980er-Jahren setzte er mit dem Fernsehformat „Die Videogalerie“ auch in der Kunstvermittlung neue Maßstäbe, entwickelte TV-Formate, kuratierte Programme für Festivals und war als Jurymitglied international gefragt.

In den späteren Werkphasen ab den 2000er-Jahren wandte sich Mike Steiner erneut verstärkt der abstrakten Malerei zu, wobei sein zuvor erworbenes Wissen über elektronische Bildproduktion nachklang. Seine „Color Works“ und Stoffarbeiten der letzten Jahre zeigen den Kreis: ein Künstler, der nie beim Erstarrten blieb, sondern die Bewegung – im Medium wie im Geist – zum Prinzip erhob.

Mike Steiner bleibt, so zeigt das Werkverzeichnis und jede retrospektive Ausstellungspräsentation, ein Paradebeispiel für künstlerische Vielseitigkeit und für die konsequente Öffnung der zeitgenössischen Kunnst. Sein Einfluss reicht weit über den eigenen Oeuvre-Kanon hinaus – Kenner wie Neueinsteiger fühlen sich eingeladen, das Spannungsfeld zwischen medialem Experiment und farblicher Opulenz immer wieder neu zu entdecken.

Fazit: Wer sich mit Mike Steiner beschäftigt, erlebt einen Zeitgenössischen Künstler, der Brücken schlägt – von der Malerei zur Videokunst, von der Performance zu installativen Formaten, von Generation zu Generation. Seine Arbeiten – in Sammlungen wie dem Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie der Gegenwart – sind Impulsgeber, Experimentierfeld und Inspirationsquelle zugleich. Ein Blick auf die Webseite Mike Steiner – Offizielle Künstlerseite lohnt für alle, die den Formenreichtum und die Bedeutung dieses Ausnahmekünstlers tiefer durchdringen wollen.

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