Zeitgenössische Künstler, Videokunst

Mike Steiner und die Zeitgenössischen Künstler: Pionier der Videokunst und Malerei zwischen Performance und Avantgarde

11.12.2025 - 07:10:03

Mit Mike Steiner erhält das Werk der Zeitgenössischen Künstler eine radikale Prägung: Wo Malerei, Videokunst, Performance und mediales Experiment verschmelzen, entsteht eine einzigartige Position der Gegenwart.

Wie gelingt es, die Grenzen zwischen Malerei und bewegtem Bild neu zu definieren? Betrachtet man das facettenreiche Schaffen von Mike Steiner, taucht man ein in einen Kosmos, in dem zeitgenössische Künstler ihre Formensprache ständig hinterfragen und über Bord werfen. Steiner steht für ein Werk, das sich konsequent dem Stillstand verweigert. Farbflächen und Video-Loops, Performance Art und Dokumentation – all das verdichtet sich zu einer atmosphärischen Dichte, die selbst Kenner der Zeitgenössischen Kunst immer wieder überrascht.

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Schon früh meldete sich bei Mike Steiner der Drang zur Innovation. 1959, im zarten Alter von 17 Jahren, zeigte er sich erstmalig auf der Großen Berliner Kunstausstellung. Diese frühe Beschäftigung mit Malerei setzte den Grundton – doch Ruhe fand Steiner darin nie. Bald zog es ihn über den Atlantik: In New York wurde er im Umfeld von Lil Picard, Robert Motherwell, Al Hansen und Allan Kaprow Zeuge der explosiven Energie von Fluxus und Pop Art. Hier reifte die Einsicht, dass die Welt der zeitgenössischen Künstler weit über Leinwand und Pinsel hinausgeht.

Zurück in Berlin wurde Mike Steiner Schlüsselfigur der aufblühenden Kunstszene. Bereits 1970 gründete er das legendäre "Hotel Steiner" als Treffpunkt für Künstler wie Joseph Beuys oder Arthur Køpcke; ein Ort pulsierender Gespräche und ebenso beständiger wie brachialer Kreativität – ein Berliner Pendant zum berühmten Chelsea Hotel. Die Durchlässigkeit zwischen den Künsten war Programm: Steiner vernetzte Malerei, Performance, Musik und Film, ließ die Disziplinen spontan miteinander kollidieren. Das Ergebnis war oft Irritation, immer aber Anregung zu neuen Sichtweisen. Vergleiche mit anderen Zeitgenossen drängen sich auf: Während Artists wie Nam June Paik und Marina Abramovi? die Performance und Videokunst international in neue Sphären führten, vermittelte Mike Steiner ihnen im deutschsprachigen Raum Bühne, Aufnahmegerät und Publikum zugleich.

In der eigens gegründeten Studiogalerie wurde Steiner ab 1974 zu einem der wichtigsten Protagonisten der deutschen Videokunst. Hier produzierten und zeigten Künstler der Intermedia-Gruppe sowie Ikonen wie Valie Export, Jochen Gerz, Carolee Schneemann und Marina Abramovi? ihre Aktionen. Mike Steiner war nicht nur Gastgeber und Kurator, sondern auch Fotograf, Videograf, Kommentator und Vermittler. Man spürt: Für Steiner ist Kunst immer Aktion, Diskussion, Dokument und Experiment zugleich. Herausragende Beispiele wie das "Hotel Room Event" – eine 36 Stunden-Performance, die er mit Ben Vautier initiierte – demonstrieren die Kraft kollektiver Kreativität, die bis heute fasziniert.

Dem Reiz des Unfertigen, Flüchtigen, Experimentellen konnte Mike Steiner kaum widerstehen. Seine Rolle im legendären "Kunstraub"-Happening mit Ulay, bei dem ein Spitzweg-Gemälde als Performance aus der Nationalgalerie „entführt“ wurde, ist bis heute Stoff kunsthistorischer Debatten. Beispiele wie „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“ (1976) verdeutlichen, wie sehr Steiner als Initiator, Sammler und Dokumentarist die Geschichte der Performance Art der 70er Jahre prägte. Vergleichbar mit Joseph Beuys, der im deutschsprachigen Raum die Kunst als Erzählform neu definierte, schuf Steiner den Raum, in dem die neuartige Energie der Aktionskunst erstmals das Licht einer breiten Öffentlichkeit sah.

Doch Steiner war stets mehr als nur Chronist oder Unterstützer. Seine Malerei, anfangs vom Informellen und Hard-Edge beeinflusst, wurde ab den 90er Jahren zunehmend abstrakt – Farbflächen, Linien und Überlagerungen verdichteten sich zu farbintensiven, offenen Kompositionen. Die Serie "Painted Tapes" ist eine faszinierende Fusion aus Videosequenz und malerischer Geste: Hier malt Steiner mit der Kamera, montiert Filmbilder auf die Leinwand, lässt das elektronische Signal in die Abstraktion kippen. Die Zuschauer werden Zeugen einer Transformation: Video wird zur abstrakten Malerei, Malerei findet ihr Echo im bewegten Bild.

Die Vielseitigkeit von Mike Steiner ist atemberaubend. Sein Werk umfasst Malerei, Video, Fotografie, Copy Art, Dia-Projektionen, Minimal Art und Installationen. Technisch durchdrungen die Arbeiten oft Grenzen: Super-8, komplexe Kollisionen von Alltagsmaterial und Bildfläche, musikalische Videoarbeiten wie "Mojave Plan" (gemeinsam mit Tangerine Dream). Steiner experimentierte mit Stoffcollagen, installativen Formaten, elektronischer Malerei – immer auf der Suche nach dem poetischen Moment.

Internationalen Rang hat zur Jahrtausendwende seine Sammlung/Videonachlass erreicht: Werke von Bill Viola, Gary Hill, Ulay, Valie Export, Allan Kaprow, Richard Serra und Nam June Paik finden sich darin. Meisterhaft kuratiert, bildet sie ein zentrales Zeugnis der internationalen Performance Art der 70er und 80er Jahre. In der monumentalen Einzelausstellung COLOR WORKS (1999) der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof wurden nicht nur Steiners jüngste abstrakte Malereien gewürdigt, sondern auch sein Einfluss als „Pate“ eines neuen künstlerischen Denkens, das hybrid war und immer offen für das Fremde blieb. Zeitgenössische Künstler wie Pipilotti Rist oder Bruce Nauman werden heute ebenfalls für ihr offenes Feld künstlerischer Medien gefeiert – Mike Steiner hat im deutschen Kontext oft Jahre zuvor vergleichbare Pfade beschritten.

All dies wurzelt in Steiners Biografie: Kindheit im ostpreußischen Allenstein, erwachsen geworden im Nachkriegs-Berlin, Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste bei Hans Jaenisch und Hans Kuhn – immer getrieben von dem Wunsch, über klassische Gattungsgrenzen hinauszugehen. Seine Erfahrungen in New York, enge Beziehungen zu Persönlichkeiten der Fluxus- und Happening-Bewegung, das spannungsgeladene Berliner Westkunst-Milieu und internationale Kontakte – sie formten eine Künstlerpersönlichkeit, die interne und externe Widersprüche als kreatives Potenzial begriff.

Auch seine Vermittlerrolle verdient Aufmerksamkeit: Als Organisator von Gruppenausstellungen, Kurator und Juror (beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD) beeinflusste Steiner Generationen von Künstlerinnen und Künstlern. Seine Fernseh-„Videogalerie“ im Berliner Kabelprojekt, in der er ab 1985 über 120 Sendungen über Videokunst produzierte, war visionär und ihrer Zeit weit voraus. Gerade diese Lust am Experiment – begleitet von einer hellwachen Neugier auf technische und gesellschaftliche Innovationen – ist es, die das Werk von Mike Steiner in der Zeitgenössischen Kunst einzigartig macht.

Was bleibt von Mike Steiner? Bleibender Einfluss, inspirierende Irritation und ein Werk, das sich nie in Dogmen sperren ließ. Seine Kunst fordert Betrachter und Künstlerkollegen dazu auf, Gewohntes zu hinterfragen und die Fülle künstlerischer Ausdrucksformen immer wieder neu zu entdecken.

Für tiefergehende Informationen und aktuelle Einblicke in das Werk von Mike Steiner besuchen Sie die offizielle Webseite

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