Microsoft trennt Teams von Office-Paket nach EU-Vergleich
16.09.2025 - 14:36:02Microsoft entgeht milliardenschwerer EU-Kartellstrafe durch rechtlich bindende Verpflichtung, Teams von Office-Paketen zu trennen und globale Preisanpassungen ab November 2025 umzusetzen.
Microsoft beendet jahrelangen Kartellstreit durch weltweite Entbündelung seiner Software-Pakete. Das Unternehmen kommt einer Milliardenstrafe zuvor.
Microsoft hat sich offiziell mit der Europäischen Kommission geeinigt und damit eine möglicherweise milliardenschwere Kartellstrafe abgewendet. Der Softwareriese verpflichtet sich rechtlich verbindlich dazu, seine Kommunikationsanwendung Teams von den beliebten Microsoft 365 und Office 365-Paketen zu trennen. Diese Vereinbarung beendet eine jahrelange Untersuchung und führt zu erheblichen Änderungen bei Preisen und Lizenzstrukturen – nicht nur in Europa, sondern weltweit.
Die EU-Wettbewerbsbehörde akzeptierte Microsofts Zusagen am Freitag und schloss damit eine Untersuchung ab, die nach einer Beschwerde von Slack aus dem Jahr 2020 begonnen hatte. Der heute zu Salesforce gehörende Konkurrent warf Microsoft vor, seine Marktdominanz zu missbrauchen, indem es Teams illegal mit seiner Produktivitätssoftware verknüpfte. Dies verschaffte dem Konzern einen unfairen Vertriebsvorteil gegenüber Wettbewerbern.
Kartellvergleich: Diese Änderungen kommen auf Kunden zu
Microsoft muss nun seine Software-Pakete ohne Teams zu einem reduzierten Preis anbieten. Außerdem soll das Unternehmen die Interoperabilität für konkurrierende Dienste verbessern und Kunden ermöglichen, ihre Daten zu Rivalen-Plattformen zu übertragen. Diese rechtlich bindenden Verpflichtungen gelten für bis zu zehn Jahre.
Der Preisunterschied zwischen den Paketen mit und ohne Teams wird um 50 Prozent vergrößert. Diese Differenz liegt zwischen 1 und 8 Euro pro Nutzer monatlich, je nach Software-Paket. Microsoft muss auf seinen Websites deutlich machen, dass diese parallelen Angebote existieren. Auch Bestandskunden mit langfristigen Verträgen können zu den Teams-freien Versionen wechseln.
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Darüber hinaus muss Microsoft zehn Jahre lang dafür sorgen, dass konkurrierende Dienste effektiver mit seinem Software-Ökosystem zusammenarbeiten können. Dazu gehört die Möglichkeit für Drittanbieter, Office-Web-Anwendungen wie Word und Excel in ihre eigenen Tools einzubetten – eine Funktion, die Teams bereits besitzt.
Globale Umsetzung: Änderungen erreichen alle Märkte
Microsoft hat entschieden, diese Änderungen weltweit zu implementieren. Das Unternehmen hatte bereits Ende 2023 mit der Entbündelung im Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz begonnen und das Angebot am 1. April 2024 auf neue Geschäftskunden global ausgeweitet.
Laut Unternehmensangaben hilft eine global einheitliche Lizenzstruktur dabei, „Klarheit für Kunden zu schaffen und Entscheidungsfindung sowie Verhandlungen zu vereinfachen“. Ab dem 1. November 2025 wird die neue Preis- und Lizenzstruktur weltweit für Kunden eingeführt.
Während die Entbündelung mehr Wahlmöglichkeiten bietet, weisen Analysten darauf hin, dass Neukunden, die sowohl das Office-Paket als auch Teams wollen, nun zwei separate Produkte kaufen müssen – was als Preiserhöhung wahrgenommen werden könnte.
Branchenreaktion: Konkurrenten zeigen sich erleichtert
Die EU-Kommission hatte ihre Untersuchung im Juli 2023 gestartet, nachdem Slack 2020 Beschwerde eingereicht hatte. Ein ähnlicher Antrag kam vom deutschen Videokonferenz-Anbieter alfaview. Die Regulierungsbehörden stellten fest, dass Microsoft durch die Bündelung von Teams mit seinem dominanten Office-Paket seit mindestens 2019 den Wettbewerb einschränkte.
Salesforce-Präsident Sabastian Niles erklärte, die Entscheidung sende eine „klare Botschaft“, dass Microsofts „wettbewerbswidrige“ Bündelung Unternehmen geschadet und Kunden faire Wahlmöglichkeiten verweigert habe. EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera sagte, die Entscheidung „öffne den Wettbewerb in diesem entscheidenden Markt“.
Durch den Vergleich vermeidet Microsoft eine potenzielle Geldstrafe von bis zu zehn Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes. Dieser konziliante Ansatz markiert einen Wandel in der Art, wie der Technologiekonzern mit europäischen Kartellbehörden umgeht.
Ausblick: Teams muss sich künftig alleine beweisen
Die rechtlich bindenden Verpflichtungen, die von einem Treuhänder überwacht werden, sollen den Markt für Workplace-Collaboration-Tools umgestalten. Die Interoperabilitäts- und Datenportabilitäts-Anforderungen senken die Hürden für Unternehmen, konkurrierende Plattformen wie Slack, Zoom oder Google Meet zu nutzen.
Ab dem 1. November 2025 müssen sich neue und bestehende Kunden weltweit in den überarbeiteten Preisstrukturen zurechtfinden. Langfristig dürfte ein wettbewerbsintensiverer und vielfältigerer Markt für Kommunikationssoftware entstehen. Für Microsoft bedeutet das: Teams muss nun direkter mit seinen eigenen Funktionen und seinem Wertversprechen konkurrieren, anstatt sich auf die Vertriebsmacht der Office-Suite zu verlassen.