Microsoft, Teams-Zwangsbündelung

Microsoft: Teams-Zwangsbündelung in Europa beendet

12.09.2025 - 22:36:02

Microsoft akzeptiert rechtlich bindende EU-Vorgaben zur Trennung von Teams und Office. Die siebenjährige Entbündelungspflicht ermöglicht mehr Wettbewerb und eröffnet Kunden neue Wahlmöglichkeiten bei Collaboration-Tools.

Die EU-Kommission macht Schluss mit einer umstrittenen Geschäftspraxis von Microsoft. Nach jahrelangen Kartellverfahren akzeptierte Brüssel heute rechtlich verbindliche Zusagen des US-Konzerns, seine Kommunikationsplattform Teams von den dominanten Office-Paketen zu trennen.

Die Vereinbarung erspart Microsoft eine Milliardenstrafe, die bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes hätte betragen können. Gleichzeitig öffnet sie den hart umkämpften Markt für Collaboration-Tools für mehr Wettbewerb.

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Slack-Klage bringt den Stein ins Rollen

Der Ausgangspunkt war eine Beschwerde von Slack aus dem Jahr 2020. Der inzwischen zu Salesforce gehörende Messaging-Dienst warf Microsoft vor, durch die automatische Bündelung von Teams mit Office 365 unfaire Vorteile zu verschaffen. Die deutsche Videokonferenz-Firma alfaview reichte später eine ähnliche Klage ein.

Seit April 2019 lieferte Microsoft Teams automatisch mit seinen marktbeherrschenden Office-Produkten aus. Diese Praxis half der Plattform auf über 320 Millionen Nutzer zu wachsen – und erschwerte Konkurrenten den Marktzugang erheblich.

Sieben Jahre neue Spielregeln

Die nun geltenden Verpflichtungen sind weitreichender als ursprünglich vorgeschlagen. Microsoft muss Teams-freie Versionen seiner Software in Europa zu reduzierten Preisen anbieten. Der Preisunterschied zwischen gebündelten und unabhängigen Paketen wird um 50 Prozent vergrößert.

Zusätzlich verpflichtet sich der Konzern, Teams-freie Optionen auf seinen Websites deutlich sichtbar neben den Standard-Angeboten zu präsentieren. „Mit der heutigen Entscheidung machen wir Microsofts Zusagen für sieben Jahre oder länger verbindlich“, erklärt EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera.

Die Maßnahmen sollen Unternehmen die freie Wahl der passenden Kommunikationslösung ermöglichen, ohne in ein System gedrängt zu werden.

Datenfreedom und offene Schnittstellen

Besonders innovativ sind Microsofts Zusagen zur Interoperabilität, die sogar zehn Jahre gelten werden. Konkurrenten wie Slack oder alfaview erhalten bessere Möglichkeiten, ihre Tools mit der Microsoft-365-Umgebung zu verknüpfen. Rival-Anbieter können sogar Office-Webanwendungen in ihre eigenen Produkte einbetten.

Ein zentraler Punkt ist die Datenportabilität. Kunden können künftig einfacher ihre Daten aus Teams exportieren und zu Konkurrenzprodukten wechseln – ein direkter Angriff auf die berüchtigte Anbieter-Bindung.

Ein unabhängiger Treuhänder wird die Einhaltung überwachen und bei Streitigkeiten vermitteln können.

Erste EU-Kartelluntersuchung seit zehn Jahren

Diese Einigung beendet die erste formelle EU-Kartelluntersuchung gegen Microsoft seit über einem Jahrzehnt. Sie erinnert an frühere Kämpfe um die Bündelung von Windows Media Player und Internet Explorer mit dem Windows-Betriebssystem.

Die formelle Untersuchung begann im Juli 2023. Bis Juni 2024 verschickte die Kommission bereits eine formelle Mitteilung der Beschwerdepunkte – meist der Vorbote empfindlicher Strafen.

Konkurrenten reagieren vorsichtig optimistisch. Nach Markttests der Zusagen zogen die Beschwerdeführer ihre formellen Einwände zurück. Wie sich die Änderungen in der Praxis auswirken, bleibt abzuwarten.

Globale Auswirkungen erwartet

Obwohl die Verpflichtungen nur im Europäischen Wirtschaftsraum gelten, deutet Microsoft an, seine weltweiten Angebote und Preisstrukturen entsprechend anzupassen. Das könnte Kunden weltweit zugutekommen.

Die Kombination aus sieben Jahren Entbündelung und zehn Jahren verbesserter Kompatibilität schafft einen langfristigen Wettbewerbsrahmen. Bei Verstößen drohen Microsoft Strafen von bis zu zehn Prozent des globalen Jahresumsatzes oder tägliche Strafzahlungen.

Für Geschäftskunden bringt die Entscheidung sofortige Vorteile: mehr Auswahlmöglichkeiten und transparentere Preise, ohne in ein geschlossenes System gedrängt zu werden.

@ boerse-global.de