Microsoft, Teams

Microsoft Teams wird zum Betriebssystem für KI-Agenten

25.11.2025 - 00:40:12

Microsoft transformiert Teams zur Governance-Plattform für KI-Agenten mit neuen Sicherheitsfunktionen wie Agent 365, erweiterter Entra-Authentifizierung und verbesserten Purview-Compliance-Tools.

Microsoft verwandelt Teams in eine sichere Steuerungszentrale für künstliche Intelligenz. Was nach der Ignite-Konferenz vergangene Woche klar wird: Die Kommunikationsplattform soll zum Kontrollsystem für eine wachsenden Armada autonomer Software-Agenten werden.

Die Ankündigungen vom 19. bis 22. November bringen mit „Agent 365″ eine Governance-Ebene und umfassende Sicherheits-Upgrades über Microsoft Purview und Entra ID. Während KI-Agenten mit simulierten Stimmen die Schlagzeilen dominieren, liegt die eigentliche Brisanz für Unternehmens-IT woanders: in den neuen Sicherheitsarchitekturen für das Management autonomer Bots.

Agent 365: Ordnung ins Bot-Chaos

Das Kernstück der jüngsten Ankündigungen heißt Agent 365 – eine Management-Ebene gegen das wachsende Problem der „Schatten-KI”. Gemeint sind ungenehmigte oder unkontrollierte KI-Agenten in Firmennetzwerken.

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Seit der Ignite ist Agent 365 über das „Frontier”-Frühzugangsprogramm im Microsoft 365 Admin Center verfügbar. Das System bietet eine zentrale Registrierung, die IT-Administratoren Einblick in alle aktiven KI-Agenten ihrer Umgebung gibt.

Doch Microsoft zieht klare Grenzen. Während Agent 365 für Drittanbieter-Agenten Sichtbarkeit schafft – Admins sehen, welche externen Agenten vorhanden sind –, bleiben die fortgeschrittenen Schutzfunktionen vorerst Microsoft-exklusiv. Risikobewertung, Musteranalyse und geleitete Problembehebung funktionieren laut Microsoft Security Community Blog vom 18. November primär für Agenten aus dem Microsoft Copilot Studio, Microsoft Foundry oder M365 Copilot.

„Die meisten Organisationen haben noch keine Möglichkeit, Agenten zu beobachten, abzusichern oder zu steuern”, so Microsoft. „Ohne Governance sind KI-Agenten die neue Schatten-IT.”

Diese Unterscheidung ist entscheidend für CIOs und CISOs bei der Sicherheitsplanung 2026. Agent 365 katalogisiert zwar Drittanbieter-Tools, die vollständige „selbstheilende” Abwehr bleibt aber an Microsofts eigene Architektur gebunden.

Teams härtet ab: Entra-Authentifizierung und Anti-Phishing

Neben der übergeordneten Governance liefert Microsoft unmittelbare, taktische Sicherheitsverbesserungen für Teams-Nutzer und Entwickler.

Entra-Authentifizierung für Gruppenchats

Seit Anfang November rollt Microsoft die Entra ID-Authentifizierung für Bots und Agenten in Gruppenchats aus. Bisher war sichere Authentifizierung oft auf Einzelgespräche beschränkt – ein Reibungspunkt bei Bots in kollaborativen Gruppenräumen.

Das Update ermöglicht Bots, Entra-Tokens direkt im Gruppenkontext anzufordern. Wenn ein Nutzer der App nicht zugestimmt hat oder keine Berechtigung besitzt, erhält er eine gezielte Privatnachricht zur Authentifizierung. Sicherheitsprotokolle bleiben gewahrt, ohne den Gruppenfluss zu stören.

Nutzer melden Fehlalarme

Gegen die zunehmenden Fehlalarme automatisierter Sicherheitsfilter führt Microsoft einen neuen Feedback-Mechanismus ein. Nutzer können fälschlicherweise als Bedrohung markierte Nachrichten direkt in Teams melden.

Die Funktion ist in Microsoft Defender for Office 365 integriert und erlaubt Mitarbeitern, legitime Geschäftskommunikation zu kennzeichnen, die von aggressiven Filtern blockiert wurde. Diese „Human-in-the-Loop”-Daten sollen die Erkennungsalgorithmen verfeinern – weniger Reibungsverluste bei gleichbleibender Wachsamkeit gegen echte Phishing-Versuche.

Teams-KI entwickelt sich weiter: Dolmetscher und Moderator

Auf der Produktivitätsseite beschleunigt die Integration spezialisierter Agenten. Der Interpreter-Agent, dessen Dokumentation seit April 2025 existiert, erhielt auf der Ignite neuen Schwung für die breitere Einführung.

Der Interpreter-Agent überwindet Sprachbarrieren in Echtzeit-Meetings. Seine fortgeschrittenste Fähigkeit – Sprachsimulation – lässt die KI übersetzte Texte mit einer synthetischen Version der Nutzerstimme sprechen. Emotionale Nuancen und persönliche Verbindung sollen erhalten bleiben, die bei Standard-Text-to-Speech oft verloren gehen.

Parallel erhielt der Facilitator-Agent funktionale Upgrades. Als autonomer Meeting-Verwalter konzipiert, erkennt der Facilitator nun Agenden, die direkt in Meeting-Chats geteilt werden – nicht nur in Kalendereinladungen. Der Agent kann dadurch Themenprogression präziser verfolgen und Echtzeitnotizen erstellen, die der Meetingstruktur entsprechen.

Diese Agenten markieren eine Verschiebung zur „kollaborativen Intelligenz”: KI-Entitäten werden von Werkzeugen zu aktiven Teilnehmern im Meeting-Workflow.

Purview-Updates und künftiger Fahrplan

Für Compliance-Verantwortliche bringt die Ausweitung von Microsoft Purview auf die KI-Landschaft die wichtigsten Neuigkeiten.

Data Loss Prevention (DLP) für Copilot startete im November 2025 in die öffentliche Vorschau. Die kritische Funktion erlaubt Organisationen, Richtlinien durchzusetzen, die Copilot am Zugriff auf oder der Zusammenfassung sensibler Daten hindern – etwa „streng vertrauliche” Dokumente oder interne Finanzdaten – sofern der Nutzer keine explizite Freigabe besitzt. Die allgemeine Verfügbarkeit dieser DLP-Kontrollen ist für das erste Quartal 2026 geplant.

Zusätzlich soll Purview AI Observability im Dezember 2025 in die öffentliche Vorschau starten. Das Toolset liefert tiefere Einblicke, wie KI-Agenten mit Unternehmensdaten interagieren, und kennzeichnet potenzielle Oversharing-Risiken oder anomale Verhaltensmuster.

Auswirkungen auf den Markt

Branchenanalysten sehen in diesen Updates eine Reifung des Marktes für generative KI. „Die anfängliche Hype-Phase ist vorbei”, notiert eine aktuelle Analyse von UC Today. „Der Fokus liegt jetzt vollständig auf Governance, Sicherheit und der Absicherung dieser Tools für regulierte Branchen.”

Indem Microsoft die „Inventarisierung” von Agenten in Agent 365 von deren „Schutz” entkoppelt, erkennt das Unternehmen die hybride Realität moderner Unternehmens-IT an – und setzt gleichzeitig Anreize, innerhalb des Microsoft-Stacks zu bleiben, um maximale Sicherheitsabdeckung zu erhalten.

Während Organisationen die Ignite-Ankündigungen verdauen, wird die unmittelbare Priorität für IT-Teams in der Konfiguration der neuen Entra-Authentifizierungsabläufe liegen – und in der Vorbereitung auf die Dezember-Vorschau der AI Observability, um Kontrolle über ihre wachsenden Agenten-Flotten zu gewinnen.

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