Microsoft, KI-Kollegen

Microsoft: KI-Kollegen übernehmen jetzt eigenständig Meetings

18.11.2025 - 20:20:12

Microsoft revolutioniert die Teamarbeit mit einer radikalen Neuerung: Sogenannte „Agentic Users” – autonome KI-Agenten – werden noch in diesem Monat in Microsoft Teams integriert. Diese digitalen Mitarbeiter erhalten eigene Organisationsidentitäten, E-Mail-Adressen und Berechtigungen. Was bedeutet das für die Zukunft der Zusammenarbeit?

Die neuen KI-Agenten markieren einen fundamentalen Wandel: Sie agieren nicht mehr als passive Werkzeuge, sondern als vollwertige Teammitglieder. Sie bearbeiten Aufgaben eigenständig, nehmen an Meetings teil und kommunizieren über Kanäle – ohne ständige menschliche Aufsicht. Microsoft registriert diese digitalen Kollegen in Azure Active Directory (Entra ID), wo sie wie menschliche Angestellte verwaltet, überwacht und bei Bedarf auch wieder entfernt werden können.

Die Botschaft ist klar: KI wird vom Hilfsmittel zum echten Arbeitspartner. Komplexe Prozesse wie die Rechnungsverarbeitung in Lieferketten oder umfangreiche Datenanalysen laufen künftig direkt in der Teams-Umgebung – gesteuert von autonomen Agenten.

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Anders als bisherige Chatbots agieren diese Agenten proaktiv statt reaktiv. Jeder „Agentic User” erhält eine eindeutige digitale Identität, die über die Standard-Administrationsoberflächen von Microsoft 365 verwaltet wird. IT-Abteilungen können präzise festlegen, auf welche SharePoint-Seiten ein Agent zugreifen darf, ob er E-Mails versenden und empfangen kann und welche Geschäftsanwendungen er nutzen darf.

Microsoft Purview protokolliert jede Aktion der Agenten lückenlos – ein entscheidender Schritt für Datenschutz und Compliance. Für Unternehmen und externe Entwickler eröffnen sich damit neue Möglichkeiten: Sie können maßgeschneiderte Agenten entweder mit professionellen Programmier-Tools entwickeln oder – für einfachere Anwendungsfälle – den No-Code-Builder im Copilot Studio nutzen. Geschäftsanwender ohne Programmierkenntnisse können so durch natürliche Sprache eigene Basis-Agenten erstellen.

Könnte dieser duale Ansatz die Entwicklung branchenspezifischer KI-Lösungen beschleunigen? Die Anzeichen sprechen dafür.

Copilot wird zum Meeting-Profi mit emotionaler Intelligenz

Parallel zu den autonomen Agenten rüstet Microsoft seinen Copilot für Teams deutlich auf. Die neue Funktion „Intelligent Meeting Recap” bindet jetzt auch Bildschirminhalte in KI-generierte Zusammenfassungen ein – so werden auch unausgesprochene Erkenntnisse festgehalten.

Besonders bemerkenswert: Die Echtzeit-Transkription beherrscht nun mehrere Sprachen gleichzeitig und erkennt sogar Emotionen und Intentionen der Sprechenden. Das verspricht tiefere Einblicke in Gesprächsdynamiken, die bisher verborgen blieben.

Für geplante Meetings in Teams Rooms steht seit diesem Monat ein „Facilitator Agent” zur Verfügung – allerdings nur für Räume mit Pro-Lizenz. Dieser digitale Moderator erstellt KI-gestützte Notizen in Echtzeit, verfolgt offene To-dos und sorgt dafür, dass Meetings im Zeitplan bleiben. Alle Teilnehmenden sehen seine Beiträge direkt im Meeting-Chat.

Microsoft rechnet damit, dass diese Erweiterungen bis Ende November 2025 für alle berechtigten Unternehmens-, Business- und Bildungseinrichtungen verfügbar sein werden.

Entwickler-Tools: Neue Namen, klare Strukturen?

Um die wachsende Bedeutung von KI-Agenten zu unterstreichen, ordnet Microsoft seine Entwicklerwerkzeuge neu – allerdings nicht ohne gewisse Komplexität. Das bisherige „Teams AI v2 SDK” heißt ab sofort schlicht „Teams SDK”. Die Umbenennung soll verdeutlichen, dass es sich um das zentrale SDK für serverseitige Funktionen wie Bots und Agenten innerhalb von Teams handelt.

Auch das Teams Toolkit für VS Code erhielt einen neuen Namen: „Microsoft 365 Agents Toolkit”. Entwickler navigieren nun durch drei Haupt-SDKs:

  • Das Teams JavaScript SDK für clientseitige Funktionen
  • Das neue Teams SDK für serverseitige Operationen in Teams
  • Das Microsoft 365 Agents SDK für Bots, die über Teams hinaus in anderen Kanälen wie Slack oder Web-Chat funktionieren sollen

Diese Werkzeuge sind entscheidend für Drittanbieter, die die nächste Generation integrierter Apps und maßgeschneiderter KI-Lösungen für das Teams-Ökosystem entwickeln wollen.

Vom Werkzeug zum Verantwortungsträger: Ein Paradigmenwechsel

Microsofts Schritt geht weit über bloße Aufgabenautomatisierung hinaus. Indem KI-Agenten eigene Identitäten und Berechtigungen erhalten, schafft das Unternehmen ein Framework, in dem komplexe, mehrstufige Prozesse vollständig an autonome Systeme delegiert werden können. Teams entwickelt sich damit vom reinen Kollaborations-Hub für Menschen zur Plattform für Mensch-KI-Teaming.

Die Integration in bestehende Admin-Tools senkt die Einstiegshürden für IT-Abteilungen erheblich – sie können vertraute Prozesse nutzen, um diese neuen digitalen Mitarbeiter zu verwalten. Das ist strategisch clever gedacht.

Während Wettbewerber weiterhin auf KI-Assistenten setzen, die auf Nutzerbefehle reagieren, ermöglicht Microsoft ein Ökosystem, in dem externe Entwickler autonome Agenten bauen und tief in die Sicherheits- und Dateninfrastruktur von Organisationen einbinden können. Die jüngsten Sicherheitsverbesserungen – etwa die Pflicht zur Admin-Zustimmung für alle API-Zugriffe Dritter in Exchange und Teams sowie die Entra-basierte Authentifizierung für Bots – unterstreichen diesen Anspruch an eine sichere, unternehmenstaugliche Plattform.

Die nächsten 18 Monate: Explosionsartiges Wachstum voraus?

In den kommenden 12 bis 18 Monaten dürfte das Ökosystem der KI-Agenten in Microsoft Teams rasant wachsen. Mit den nun etablierten Grundlagen für Identität, Sicherheit und Entwickler-Frameworks verlagert sich der Fokus auf den Teams App Store. Dort werden Organisationen vorgefertigte Agenten für verschiedenste Funktionen entdecken und einsetzen können.

Spezialisierte Agenten für Branchen wie Finanzwesen, Gesundheitswesen und Logistik – entwickelt von Microsoft und seinem riesigen Partner-Netzwerk – dürften förmlich aus dem Boden schießen. Die Weiterentwicklung des Copilot Studio wird dabei zentral sein: Seine No-Code- und Low-Code-Funktionen ermöglichen es einer neuen Generation von Citizen Developern, eigene Agenten zu erstellen und die Akzeptanz weiter zu beschleunigen.

Je mehr Organisationen den KI-Agenten sensible Aufgaben anvertrauen, desto mehr verschwimmt die Grenze zwischen menschlicher und digitaler Arbeitskraft. Die Fähigkeit, diese „Agentic Users” zu verwalten, zu prüfen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, wird zur Kernkompetenz moderner Unternehmen. Sind wir bereit für diese neue Arbeitswelt?

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