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Microsoft Ignite 2024: Autonome KI-Agenten ersetzen digitale Assistenten

24.11.2025 - 22:00:12

Die vergangene Woche hat die Produktivitätssoftware-Branche fundamental verändert. Auf der Microsoft Ignite 2024 in Chicago kündigte der Tech-Konzern das Ende der Copilot-Ära an – die Zukunft gehört autonomen KI-Agenten, die eigenständig komplexe Arbeitsabläufe übernehmen können.

Was unterscheidet diese neue Generation? Während bisherige Copiloten auf Anweisungen warteten, reagieren Agenten selbstständig auf Ereignisse: Ein neuer E-Mail-Eingang, eine Datenbankänderung oder ein Terminkonflikt genügen als Auslöser. Die Software handelt dann eigenverantwortlich – ohne ständige menschliche Kontrolle.

Microsoft demokratisiert diese Technologie mit SharePoint Agents, die seit Freitag allgemein verfügbar sind. Per Mausklick verwandeln Nutzer statische Dokumentenbibliotheken in interaktive Wissensbasen. Die Agenten beantworten Fragen und erledigen Aufgaben ausschließlich basierend auf den hinterlegten Daten.

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Die umstrittenste Hardware-Ankündigung bleibt der Windows 365 Link – ein dedizierter Cloud-PC-Client für umgerechnet etwa 330 Euro. Das Gerät bootet binnen Sekunden direkt in die Cloud und unterstützt zwei 4K-Monitore.

Microsoft setzt damit auf eine radikale These: Produktive Arbeitsumgebungen werden künftig vollständig in die Cloud verlagert. Ab April 2025 startet die Preview-Phase. Kritiker bezweifeln allerdings, ob Unternehmen bereit sind, ihre Datenhoheit derart weitreichend aufzugeben.

Ökosystem mobilisiert: C3 AI und Dell ziehen nach

Kaum endete die Konferenz, positionierten sich Schlüsselpartner strategisch. C3 AI kündigte am Donnerstag eine erweiterte Partnerschaft mit Microsoft an. Die Spezialsoftware des Enterprise-AI-Anbieters dockt nun direkt an Microsoft Fabric und die umbenannte Azure AI Foundry an.

Für deutsche Industrieunternehmen bedeutet das: Branchenspezifische KI-Modelle für Fertigung oder Energiewirtschaft laufen künftig nativ im Microsoft-Ökosystem – ohne Plattformwechsel.

Zeitgleich konterte Dell Technologies mit einer Hardware-Offensive. Die neuen Server und Workstations der “AI Factory”-Reihe zielen auf rechenintensive Agentenworkloads ab. Die Botschaft: Trotz Cloud-Euphorie bleiben lokale Rechenzentren unverzichtbar für leistungshungrige KI-Systeme.

Salesforce schießt zurück: Testumgebung gegen Halluzinationen

Microsofts CRM-Rivale Salesforce will sich das lukrative Agenten-Geschäft nicht kampflos entreißen lassen. Am Mittwoch präsentierte das Unternehmen das Agentforce Testing Center – eine Sandbox-Umgebung mit synthetischen Testdaten.

Das Kalkül: Viele Unternehmen fürchten, dass autonome Agenten unkontrolliert agieren oder fehlerhafte Informationen verbreiten könnten. Die Testplattform soll diese Adoptionsbarriere senken, bevor Agenten mit echten Kundendaten arbeiten. Ein direkter Angriff auf Microsofts Dynamics 365-Agenten im Kundenservice- und Vertriebsbereich.

Auch Google bleibt nicht untätig: Mit Google Vids automatisiert der Konzern seit November die Videoerstellung. Aus simplen Texteingaben entstehen professionelle Präsentationsvideos – Aufgaben, die bislang Stunden manueller Arbeit erforderten.

Datensicherheit: Das unterschätzte Risiko

Der Sprung zur Agentenautonomie verschärft Governance-Herausforderungen dramatisch. Während Copiloten nur auf explizite Anfragen reagierten, greifen Agenten proaktiv auf Unternehmensdaten zu.

Welche Informationen darf ein Agent eigenständig verarbeiten? Wer haftet bei Fehlentscheidungen? Die hastig nachgeschobenen Sicherheitsfunktionen in Azure AI Foundry und das Agentforce Testing Center offenbaren: Die Anbieter haben das Problem erkannt – spät, aber nicht zu spät.

Branchenbeobachter warnen bereits vor einem Wildwuchs spezialisierter Agenten für Rechts-, Personal- und Finanzabteilungen. Die Infrastruktur steht – nun droht unkontrollierte Expansion ohne einheitliche Standards.

Arbeitsplatz 2025: Verwalter digitaler Belegschaften

Die technische Weichenstellung ist vollzogen. Ab Dezember erwarten Analysten eine Flut branchenspezifischer Agentenlösungen von Drittanbietern. Der Windows 365 Link deutet zudem auf eine Zukunft, in der lokale Rechenleistung für Büroangestellte irrelevant wird.

Was bedeutet “Produktivitätssoftware” dann noch? Nicht mehr primär Werkzeuge für Menschen – sondern Orchestrierungsplattformen für digitale Arbeitskräfte. Eine radikale Neudefinition, die 2025 Realität werden dürfte.

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