Microsoft: Gratis-Updates für Windows 10 in Europa
29.09.2025 - 09:33:01Kehrtwende nach Verbraucherschutz-Protest
Microsoft lenkt ein: Nach heftigem Druck aus Brüssel erhalten Windows-10-Nutzer in der EU ein Jahr kostenlose Sicherheitsupdates.
Der Software-Riese vollzieht eine bemerkenswerte Kehrtwende. Nur wenige Wochen vor dem offiziellen Support-Ende von Windows 10 am 14. Oktober 2025 gab Microsoft bekannt, dass Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ein zusätzliches Jahr lang gratis Sicherheitsupdates erhalten werden. Die Entscheidung erfolgt nach monatelangem Druck europäischer Verbraucherschutzgruppen, die einen Verstoß gegen EU-Regelungen befürchteten.
Die Regelung gilt bis Oktober 2026 und betrifft Millionen von Nutzern, deren Computer nicht für Windows 11 geeignet sind – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen digitale Obsoleszenz.
Ursprünglich hatte Microsoft ein kostenpflichtiges Extended Security Updates (ESU) Programm geplant. Nutzer sollten entweder rund 25 Euro zahlen, Microsoft-Belohnungspunkte einlösen oder ihre PC-Einstellungen mit einem OneDrive-Konto verknüpfen. Kritiker warfen dem Konzern vor, Nutzer zur Zahlung oder tieferer Einbindung in das Microsoft-Ökosystem zu zwingen.
Die neue Regelung gilt ausschließlich im EWR – den 27 EU-Mitgliedsstaaten plus Island, Liechtenstein und Norwegen. Eine Bedingung bleibt: Nutzer müssen sich mit einem Microsoft-Konto anmelden und sich mindestens alle 60 Tage einloggen, um die Updates zu erhalten.
Außerhalb Europas – in den USA und Großbritannien – gelten weiterhin die ursprünglichen Bedingungen mit Gebühren oder Cloud-Verknüpfung.
Euroconsumers zwingt Microsoft in die Knie
Hinter der Kehrtwende steht eine formelle Beschwerde der Verbraucherschutzorganisation Euroconsumers, die über 1,5 Millionen europäische Haushalte vertritt. Die Gruppe argumentierte, Microsofts ursprüngliche ESU-Bedingungen könnten gegen den Digital Markets Act (DMA) der EU verstoßen.
Konkret ging es um Artikel 6(6) des DMA, der großen Tech-Plattformen verbietet, Nutzer eines Kerndienstes zur Nutzung anderer Services zu zwingen. „Die Verknüpfung essentieller Sicherheitsupdates mit anderen Microsoft-Diensten war unser Hauptkritikpunkt bezüglich des Digital Markets Act“, erklärte Euroconsumers.
Microsofts Zugeständnis zeigt: Der DMA entfaltet bereits jetzt erhebliche Wirkung.
Hardware-Problem bleibt bestehen
Für Hunderte Millionen Windows-10-Nutzer in Europa bedeutet die Ankündigung eine wichtige, wenn auch zeitlich begrenzte Atempause. Viele PCs erfüllen nicht die strengen Hardware-Anforderungen für Windows 11 – insbesondere fehlt oft das erforderliche Trusted Platform Module (TPM) 2.0.
Anzeige: Apropos strenge Windows-11-Voraussetzungen: Gilt Ihr PC als „inkompatibel“? Es gibt einen legalen Weg, der trotzdem funktioniert – Schritt für Schritt erklärt, ohne neue Hardware und ohne Datenverlust. Sichern Sie sich den kostenlosen PDF-Report und machen Sie Ihren Rechner in wenigen Minuten upgrade-bereit. Jetzt den Gratis-Report „Windows 11 trotz inkompatibler Hardware“ herunterladen
Ohne das ESU-Programm wären diese funktionsfähigen Geräte ab Oktober 2025 neuen Sicherheitsbedrohungen ausgesetzt gewesen. Berechtigte Nutzer können sich über die Systemeinstellungen unter „Update und Sicherheit“ für das kostenlose Programm anmelden.
EU-Regulierung formt globale Tech-Politik
Microsofts Entscheidung demonstriert eindrucksvoll die wachsende Macht der EU, Technologiepolitik über ihre Grenzen hinaus zu gestalten. Der Digital Markets Act soll faire und offene Digitalmärkte gewährleisten – dieser Fall zeigt seine praktische Anwendung.
Die Kritik berührt das Kernproblem der „geplanten Obsoleszenz“: Produkte werden bewusst mit begrenzter Lebensdauer konzipiert, um Neukäufe anzuregen. Durch das Support-Ende für funktionsfähige Hardware trägt Microsoft zur unnötigen Entstehung von Elektroschrott bei.
Anzeige: Wer funktionsfähige Hardware länger nutzen und Elektroschrott vermeiden will, kann eine kostenlose Alternative testen: Ubuntu Linux parallel zu Windows – ohne Risiko und ohne Datenverlust. Das kostenlose Startpaket liefert eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und die Vollversion gleich mit. Jetzt Linux-Startpaket gratis anfordern
Ein Jahr Aufschub löst das Problem nicht
Die kostenlose Verlängerung um ein Jahr ist zwar ein Erfolg für Verbraucher, aber nur eine temporäre Lösung. Im Oktober 2026 stehen dieselben Nutzer vor demselben Dilemma – das grundlegende Hardware-Problem bleibt ungelöst.
Euroconsumers kündigte bereits an, den Dialog mit Microsoft fortzusetzen. Die Organisation fordert eine längere Unterstützungsdauer, um den Umwelteffekt durch den Zwang zur Hardware-Entsorgung zu mindern. Das Ergebnis künftiger Verhandlungen könnte die Lebensdauer digitaler Geräte weltweit beeinflussen.
Was passiert nach 2026? Diese Frage wird die tech-politische Agenda der kommenden Jahre prägen.