Microsoft Excel wird zum KI-Assistenten

Microsoft revolutioniert die Datenverarbeitung in Excel: Mit natürlicher Sprache können Nutzer nun komplexe Analysen durchführen, ohne manuell Daten zu kopieren oder Formeln zu schreiben. Das November-Update 2025 macht aus der Tabellenkalkulation einen intelligenten Agenten, der auf Anweisung eigenständig das Web durchsucht und Informationen verarbeitet.

Die am Dienstag angekündigten Neuerungen markieren einen Paradigmenwechsel: Statt Daten mühsam aus Browserfenstern zu übertragen oder SQL-Abfragen zu formulieren, beschreiben Anwender ihre Absicht – Excel erledigt den Rest. Kernstück ist der neue “Agent Mode”, der erstmals Live-Daten aus dem Internet direkt in Arbeitsblätter integriert.

Sprechen statt Klicken: Agent Mode mit Web-Suche

Der Agent Mode steht Windows-Nutzern im Frontier-Programm seit dieser Woche zur Verfügung. Das Besondere: Erstmals kann Excel eigenständig aktuelle Informationen aus dem Internet abrufen.

Ein Finanzanalyst könnte etwa eingeben: “Erstelle eine Tabelle mit BIP-Wachstum und CO₂-Emissionen der G20-Länder.” Excel sucht daraufhin die aktuellen Daten, formatiert sie automatisch und fügt Quellenangaben hinzu – ohne dass der Nutzer das Programm verlassen muss.

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“Stellen Sie sich vor, Markttrends, historische Statistiken oder wissenschaftliche Daten fließen direkt in Ihre Arbeitsabläufe – ohne dass Sie zwischen Browser-Tabs hin- und herwechseln müssen,” erklärte Microsoft in der Ankündigung. Diese Funktion beseitigt einen langjährigen Produktivitätsengpass der manuellen Datenübertragung.

Doch Microsoft setzt nicht ausschließlich auf eigene KI-Technologie: Zusätzlich zu den OpenAI-basierten Copilot-Modellen integriert der Konzern nun auch Anthropics Claude-Modelle. Diese Multi-Modell-Strategie gibt Unternehmen die Wahl, welche KI-Logik sie für ihre Datenanalysen einsetzen – ein entscheidender Faktor für regulierte Branchen wie Finanzwesen oder Gesundheitswesen.

Vereinfachter Datenzugriff für alle

Parallel zum Agent Mode hat Microsoft den Dialog “Daten abrufen” für Windows-Nutzer im Current Channel grundlegend überarbeitet.

Die bisherige Oberfläche zum Verbinden von SQL-Datenbanken, Azure-Streams oder anderen Unternehmensquellen wirkte auf Nicht-Techniker oft abschreckend. Das neue Design bietet laut Microsoft einen “klaren, einfachen Ausgangspunkt für Datenverbindungen”.

Ziel ist es, fortgeschrittene Datenintegration nicht länger Datenwissenschaftlern vorzubehalten, sondern einem breiteren Kreis von Geschäftsanwendern zugänglich zu machen. Wer bisher vor der Komplexität zurückschreckte, soll nun mit wenigen Klicks externe Datenquellen einbinden können.

Sicherheit trifft Zusammenarbeit

Teamarbeit mit sensiblen Daten brachte bisher ein Dilemma: Um Kommentare in verschlüsselten Arbeitsmappen zu prüfen, mussten sich Nutzer durch den kompletten Authentifizierungsprozess kämpfen – selbst wenn der Kommentar irrelevant war.

Ab sofort können Anwender auf Windows, im Web und unter iOS Kommentartexte direkt in E-Mail-Benachrichtigungen lesen, auch bei geschützten Dateien. Microsoft kennzeichnet diese als “Feedback in Action”-Update (#FIA), das direkt auf Nutzerwünsche reagiert: flüssigere Kollaborationsabläufe ohne Kompromisse bei Sicherheitsprotokollen.

Der Wandel zur absichtsbasierten Datenverarbeitung

Diese Neuerungen sind Teil eines größeren Trends: Software führt zunehmend Aufgaben basierend auf natürlichsprachlichen Zielbeschreibungen aus, statt spezifische Befehlsketten zu benötigen.

Besonders bemerkenswert ist die Integration von Anthropics Claude neben Microsofts OpenAI-Technologie. Damit positioniert sich Excel nicht mehr nur als Rechenwerkzeug, sondern als neutrale Plattform für Unternehmens-KI. “Wahlmöglichkeit zählt, und wir verpflichten uns, Multi-Modell-Optionen in Microsoft 365 bereitzustellen,” betonte der Konzern.

Diese Flexibilität könnte entscheidend sein für Unternehmen, die bei reinen Einanbieter-KI-Lösungen zögern. Verschiedene KI-Modelle haben unterschiedliche Argumentationsstile und erfüllen spezifische Compliance-Anforderungen – ein Aspekt, der in regulierten Branchen kritisch ist.

Was kommt als Nächstes?

Der Agent Mode ist derzeit auf Teilnehmer des Frontier-Programms beschränkt – Microsofts Initiative für Early Adopter. Analysten erwarten einen breiteren Roll-out für kommerzielle Microsoft-365-Kunden Anfang 2026.

Schon jetzt zeichnet sich ab: Die Fähigkeit zum “Prompt Engineering” wird für Excel-Kompetenz so wichtig wie einst der Umgang mit VLOOKUP oder Pivot-Tabellen. Der Wettbewerbsvorteil verschiebt sich von der manuellen Datenmanipulation zur effektiven Orchestrierung von KI-Agenten.

Nutzer in den Frontier- und Current-Channels können die Funktionen ab sofort testen. Für alle anderen dürften die Neuerungen in den kommenden monatlichen Update-Zyklen verfügbar werden.

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