Microsoft, Datenschutz-Eklat

Microsoft: Datenschutz-Eklat überschattet große Systemumstellung

19.10.2025 - 13:37:02

Österreich erklärt Microsoft 365 Education für GDPR-widrig, während zeitgleich mehrere Apps eingestellt werden und verschärfte Sicherheitsstandards in Kraft treten. Unternehmen stehen vor Compliance- und Migrationsherausforderungen.

Die größte Modernisierungswelle seit Jahren bei Microsoft 365 wird von einem schwerwiegenden Datenschutz-Urteil überschattet. Während der Konzern diese Woche mehrere Apps einstellt und seine Sicherheitsstandards verschärft, erklärte eine österreichische Behörde Microsofts Umgang mit Schülerdaten für rechtswidrig. Millionen von Nutzern und Administratoren stehen vor einem Dilemma: Wie können sie Datenschutz-Compliance gewährleisten und gleichzeitig die erzwungene Migration zu neuer Software bewältigen?

Österreich erklärt Microsoft 365 für GDPR-widrig

Ein herber Rückschlag für Microsoft: Die österreichische Datenschutzbehörde (DSB) entschied am 10. Oktober, dass Microsoft 365 Education gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung verstößt. Der Grund? Das Unternehmen setzte ohne Einverständnis Tracking-Cookies ein und verweigerte einem Schüler vollständigen Zugang zu seinen persönlichen Daten.

Die Beschwerde der Datenschutzorganisation noyb brachte ein systemisches Problem ans Licht: Es sei für Schulen “nahezu unmöglich zu informieren, was mit den Daten von Schülern, Eltern und Lehrern geschieht”, erklärte noyb-Anwalt Felix Mikolasch.

Besonders brisant: Die Behörde wies Microsofts Versuch zurück, die Verantwortung auf seine irische Tochtergesellschaft abzuwälzen. Da die entscheidenden Beschlüsse in den USA gefällt werden, sei Microsoft Corp. der hauptverantwortliche Datenverarbeiter.

Die Tragweite geht weit über Bildungseinrichtungen hinaus – alle öffentlichen Stellen in Europa, die Microsoft 365 nutzen, könnten ähnliche Compliance-Probleme haben.

Massenhafte App-Einstellungen im Oktober

Microsoft drängt seine Nutzer mit beispielloser Härte in die Moderne. Eine Welle von Support-Enden zwingt IT-Abteilungen zu aufwändigen Migrationen – und das alles gleichzeitig.

Das prominenteste Opfer: Die Legacy-Version von Outlook für Mac verliert bereits diese Woche den Support für Microsoft 365-Abonnenten. Zwar funktioniert der Client zunächst noch mit lokalen Exchange-Servern, doch die Verbindung zu Exchange Online endet im Oktober 2026.

Weitere Einstellungen im Oktober:
* OneNote für Windows 10 – eingestellt am 14. Oktober
* Outlook Lite App – beendet am 6. Oktober
Office 2016 und 2019* – Support endet am 14. Oktober, keine Sicherheitsupdates mehr

Besonders schmerzhaft: Auch Microsoft 365 Apps unter Windows 10 verlieren den Support. Nutzer müssen auf Windows 11 wechseln – oder das Nachsehen haben.
Anzeige: Für alle, die wegen der Support-Enden jetzt auf Windows 11 umsteigen müssen, deren PC aber als „inkompatibel“ gilt: Es gibt einen legalen Weg, die Hürde zu umgehen – ohne neue Hardware und ohne Datenverlust. Ein kostenloser PDF-Report zeigt das Upgrade Schritt für Schritt, damit Programme und Dateien erhalten bleiben. Jetzt kostenlosen Windows‑11-Report sichern

Sicherheits-Revolution ab morgen

Als wäre das nicht genug, verschärft Microsoft ab dem 20. Oktober seine Verschlüsselungsstandards drastisch. Veraltete TLS-Cipher-Suites ohne Forward Secrecy werden komplett abgeschaltet.

Was bedeutet das konkret? IT-Administratoren müssen bis morgen sicherstellen, dass alle Geräte moderne TLS 1.2 oder 1.3 unterstützen. Sonst drohen Verbindungsabbrüche zu Microsoft 365-Diensten.

Parallel dazu räumt der Konzern in seinem Produktportfolio auf: “Microsoft 365 E5 Security” heißt seit 1. Oktober Microsoft Defender Suite, während aus “Microsoft 365 E5 Compliance” die Microsoft Purview Suite wurde.

Doppeltes Dilemma für Unternehmen

Die Kombination aus Datenschutz-Rüge und erzwungener Modernisierung stellt Microsoft vor eine heikle Situation. Das österreichische Urteil sendet eine klare Botschaft: EU-Regulatoren werden nicht länger akzeptieren, dass die GDPR-Compliance-Last auf Kunden wie Schulen abgewälzt wird.

Gleichzeitig treibt der aggressive Einstellungsplan die Migration zu Microsofts Abo-Modell voran. Durch das Kappen von Sicherheitsupdates und Cloud-Konnektivität schafft der Konzern mächtige Anreize, ewige Lizenzen und alte Plattformen aufzugeben.

Das Kalkül ist offensichtlich: Nutzer sollen auf eine modernere, sicherere – und für Microsoft profitablere – Evergreen-Plattform wechseln.

In den kommenden Wochen wird Microsofts Reaktion auf das österreichische Urteil mit Spannung erwartet. Bleibt eine überzeugende Antwort aus, könnten weitere Rechtsstreitigkeiten und gefährdete Behördenaufträge folgen. Für IT-Abteilungen heißt es jetzt: schnell handeln, bevor die Deadlines zuschlagen.

@ boerse-global.de