Meta unter Beschuss: EU untersucht KI-Blockade bei WhatsApp
05.12.2025 - 08:20:12Brüssel geht gegen Meta vor. Die EU-Kommission prüft, ob der Konzern Konkurrenten systematisch aus WhatsApp verdrängt – und damit gegen Wettbewerbsrecht verstößt. Im Mittelpunkt: die Sperrung von ChatGPT und anderen KI-Assistenten auf der Messaging-Plattform.
Die am Donnerstag angekündigte Untersuchung zielt auf eine Geschäftsentscheidung, die weitreichende Folgen haben könnte: Meta erlaubt künftig keine KI-Chatbots von Drittanbietern mehr auf WhatsApp. Während der eigene Assistent „Meta AI” uneingeschränkt läuft, müssen OpenAIs ChatGPT und Microsofts Copilot die Plattform bis Mitte Januar 2026 verlassen. Für die neue EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera ist das ein Fall für die Kartellbehörden.
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„Wir müssen sicherstellen, dass europäische Bürger und Unternehmen von der technologischen revolution profitieren können”, erklärte Ribera. „Deshalb prüfen wir, ob Metas neue Richtlinie gegen Wettbewerbsregeln verstößt.”
Die Regelung betrifft die WhatsApp Business API – jene Schnittstelle, über die Unternehmen ihre Dienste in den Messenger integrieren. Seit Mitte Oktober 2025 gilt: Wer hauptsächlich einen KI-Chatbot anbietet, fliegt raus. Automatisierte Kundendienste oder einfache Chatfunktionen bleiben erlaubt, vollwertige Gesprächsassistenten nicht.
Für bestehende Anbieter läuft die Frist am 15. Januar 2026 ab. OpenAI und Microsoft haben bereits angekündigt, ihre Dienste vorher einzustellen. Übrig bleibt: Meta AI, der hauseigene Assistent, der seit März 2025 in Europa verfügbar ist.
Die Kommission befürchtet, dass Meta seine marktbeherrschende Stellung ausnutzt. WhatsApp zählt in Europa zu den meistgenutzten Messaging-Diensten – wer hier ausgeschlossen wird, verliert Millionen potenzielle Nutzer. Kann ein Konzern einfach bestimmen, welche KI-Konkurrenz seine Plattform betreten darf?
Meta: „Unsere Systeme sind überlastet”
Der Konzern weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Die Bedenken sind unbegründet”, heißt es in einer Stellungnahme. Die Business API sei nie für die hohen Datenmengen ausgelegt gewesen, die KI-Chatbots erzeugen. „Die Belastung durch KI-Bots übersteigt das, wofür unsere Infrastruktur konzipiert wurde.”
Meta verweist zudem darauf, dass der KI-Markt „hochgradig wettbewerbsorientiert” sei. Nutzer könnten ChatGPT, Copilot und andere Assistenten weiterhin über Apps, Browser oder Betriebssysteme nutzen – nur eben nicht mehr direkt in WhatsApp.
Doch reicht diese Argumentation? Kritiker sehen darin einen klassischen Fall von Self-Preferencing: Ein dominanter Plattformbetreiber bevorzugt eigene Dienste und sperrt Wettbewerber aus. Ein Muster, das Regulierungsbehörden bestens bekannt ist.
Europas Druck auf Big Tech steigt
Für Meta ist das Verfahren eine weitere Baustelle in Europa. Erst im November 2024 verhängte die EU-Kommission eine Strafe von fast 800 Millionen Euro, weil der Konzern seinen Kleinanzeigendienst Facebook Marketplace unzulässig mit dem sozialen Netzwerk verknüpft hatte. Meta hat Berufung eingelegt.
Parallel läuft seit Juli 2025 eine Untersuchung der italienischen Wettbewerbsbehörde AGCM, die im November ausgeweitet wurde. Um Überschneidungen zu vermeiden, konzentriert sich die EU-Kommission auf den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum – mit Ausnahme Italiens.
Verbraucherschützer begrüßen das Vorgehen. Sébastien Pant von der Europäischen Verbraucherorganisation BEUC nannte die Untersuchung einen „positiven Schritt”, der langjährige Bedenken aufgreife.
Hohe Strafen möglich – erste Maßnahmen denkbar
Sollte die Kommission einen Verstoß gegen Artikel 102 des EU-Vertrags feststellen, drohen Meta Bußgelder von bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Bei einem Umsatz von über 130 Milliarden Dollar im Jahr 2024 wäre das eine Milliardensumme.
Doch die Behörde könnte schneller handeln: Sogenannte „einstweilige Maßnahmen” erlauben es, die Januar-Deadline auszusetzen, falls „irreparabler Schaden” für den Wettbewerb droht. ChatGPT und Copilot könnten dann vorerst auf WhatsApp bleiben – zumindest bis zum Abschluss der Ermittlungen.
„Die Regulierungsbehörden fürchten offenbar, dass Meta durch die Netzwerkeffekte von WhatsApp einen uneinholbaren Vorsprung im Verbraucher-KI-Markt erlangt”, kommentierten Branchenexperten. Mit dem nahenden Stichtag wird klar: Die nächsten Wochen entscheiden, ob europäische Nutzer künftig eine echte Auswahl an KI-Assistenten in ihrem meistgenutzten Messenger haben – oder nur noch Metas eigene Lösung.
Die Kommission hat das Verfahren zur Priorität erklärt. Eine rechtliche Frist für den Abschluss gibt es nicht.
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