Mentale, Gesundheit

Mentale Gesundheit: 90 Prozent fordern Engagement der Arbeitgeber

10.11.2025 - 04:41:12

Frauen besonders betroffen

Eine alarmierende Lücke klafft in deutschen Unternehmen: Während 90 Prozent der Beschäftigten erwarten, dass sich ihr Arbeitgeber um ihre psychische Gesundheit kümmert, sehen nur 44 Prozent diese Erwartung erfüllt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von Union Investment. Die Folgen dieser Diskrepanz sind dramatisch – sowohl für die Betroffenen als auch für die Wirtschaft.

Der AXA “Mental Health Report 2025” liefert konkrete Zahlen: 45 Prozent der deutschen Berufstätigen leiden unter negativen Auswirkungen von Arbeitsstress auf ihre mentale Gesundheit. Mehr als ein Drittel kämpft mit Schlafproblemen, 33 Prozent klagen über Kopfschmerzen. Die DAK-Gesundheit verzeichnete für 2024 allein durch Depressionen 183 Fehltage je 100 Beschäftigte.

Die Union-Investment-Studie offenbart besonders bei Frauen einen Handlungsbedarf: Nur 56 Prozent fühlen sich psychisch wohl, bei Männern sind es immerhin 64 Prozent. Doch wo Unternehmen aktiv werden, zeigt sich der Erfolg sofort: In Firmen mit gezielten Fördermaßnahmen steigt das psychische Wohlbefinden auf 83 Prozent.

“Mentale Gesundheit wird nicht nur durch persönliche Faktoren bestimmt, sondern ebenso durch unternehmensbezogene Rahmenbedingungen”, erklärt Sonja Albers, Vorstandsmitglied von Union Investment. Fast jede zweite Führungskraft nimmt eine Zunahme der psychischen Belastungen wahr. Als Hauptgründe nennen sie gestiegenes Arbeitspensum (52,7 Prozent) und zunehmenden Leistungsdruck (49,3 Prozent).

Was Beschäftigte selbst tun können

Arbeitspsychologen empfehlen konkrete Strategien für den Alltag:

  • Bewegung: Dreimal wöchentlich 30 Minuten körperliche Aktivität reduzieren Stress effektiv – auch Treppensteigen zählt
  • Feierabend-Rituale: Ein bewusstes “Abschüttelritual” wie das Wechseln der Kleidung schafft klare Grenzen zwischen Beruf und Privatleben
  • Aktive Pausen: Besonders im Homeoffice helfen regelmäßige Auszeiten gegen Erschöpfung
  • Innere Reflexion: Kurze Momente der Selbstwahrnehmung durchbrechen Hektik und fördern emotionales Verständnis
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Arbeitgeber müssen nachziehen

Für Unternehmen reichen Einzelmaßnahmen nicht aus. Experten fordern einen systematischen Ansatz:

  • Wertschätzende Teamkultur mit transparenter Kommunikation etablieren
  • Führungskräfte als Vorbilder: Wer selbst auf Work-Life-Balance achtet, prägt die Unternehmenskultur positiv
  • Konkrete Angebote: Seminare zur Stressbewältigung oder virtuelle Therapieangebote wirken präventiv

Milliardenschaden für die Wirtschaft

Die ökonomischen Folgen sind immens. Produktionsausfälle durch psychische Erkrankungen kosten die deutsche Wirtschaft jährlich Milliarden Euro. Hinzu kommen Belastungen der Sozialsysteme durch Frühverrentungen.

Für 2025 zeichnet sich ein Wendepunkt ab: Die Förderung mentaler Gesundheit wird zum entscheidenden Faktor im Kampf um Fachkräfte. Unternehmen, die investieren, profitieren von geringeren Fehlzeiten, höherem Engagement und stärkerer Mitarbeiterbindung. Neue Ansätze wie “Gesundheits-Peer-Groups” oder digitale Plattformen für gemeinsame Gesundheitsziele zeigen: Die Verantwortung wird zunehmend kollaborativ getragen.

Die Mental Health Awareness Week bietet Unternehmen jährlich eine Gelegenheit, ihr Engagement zu zeigen und eine offene Dialogkultur zu etablieren. Wer mentale Gesundheit nicht als festen Bestandteil der Unternehmenskultur verankert, wird langfristig den Anschluss verlieren.

@ boerse-global.de