M365, Copilot

M365 Copilot: Warum das KI-Wundermittel enttäuscht

06.10.2025 - 22:29:02

Eine Untersuchung des britischen Handelsministeriums ergab keinen messbaren Effizienzzuwachs durch M365 Copilot. Nutzer arbeiten teilweise langsamer und benötigen mehr Nachbearbeitung bei KI-Ergebnissen.

Die ersten Erfahrungen von Unternehmen mit Microsofts M365 Copilot zeichnen ein ernüchterndes Bild. Eine wegweisende britische Regierungsstudie offenbart die Kluft zwischen KI-Versprechen und Arbeitsrealität.

Die große Hoffnung auf den universellen Produktivitätsschub durch künstliche Intelligenz bekommt erste Risse. Was als Revolution des Arbeitsalltags angepriesen wurde, erweist sich in der Praxis als deutlich komplexer – und weniger effektiv als erwartet.

Britische Regierung zieht ernüchternde Bilanz

Ein dreimonatiger Pilotversuch des britischen Handels- und Wirtschaftsministeriums mit 1.000 M365-Copilot-Lizenzen liefert erstmals detaillierte Einblicke in die Realität der KI-Nutzung. Das Ergebnis? Kein messbarer Produktivitätszuwachs.

Zwar berichteten die Teilnehmer über Zeitersparnisse bei E-Mails und Meeting-Zusammenfassungen. Diese Vorteile wurden jedoch durch langsamere Arbeitsgeschwindigkeit und schlechtere Ergebnisqualität in anderen Bereichen zunichte gemacht. Besonders bei Excel-Datenanalysen und PowerPoint-Präsentationen arbeiteten die Nutzer langsamer oder mussten die KI-Ausgaben erheblich nachbearbeiten.

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Trotz einer Zufriedenheitsrate von 72 Prozent nutzen die Anwender das Tool kaum: Im Schnitt führten sie nur eine Copilot-Aktion pro Arbeitstag durch. Ein alarmierendes Signal für die Kostenwirksamkeit der Technologie.

Das Problem mit der „Arbeitsplatz-Verschwendung“

Die Herausforderungen gehen über schwankende Leistung hinaus. Viele Nutzer mit Zugang zu M365 Copilot greifen weiterhin auf eigenständige Tools wie ChatGPT zurück – ein Zeichen für die steile Lernkurve und die Macht eingefleischter Arbeitsgewohnheiten.

Erschwerend kommt das Phänomen „Workslop“ hinzu: Die Bequemlichkeit KI-generierter Inhalte führt zu einem Qualitäts- und Klarheitsverlust. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 64 Prozent der britischen Angestellten KI-Agenten als unzuverlässig einstufen.

Noch problematischer: 42 Prozent der Empfänger KI-generierter Inhalte vertrauen dem Absender anschließend weniger. Die Technologie schadet also sogar beruflichen Beziehungen.

Längere Arbeitszeiten statt Effizienzgewinn

Entgegen allen Prophezeiungen kürzerer Arbeitswochen verlängert KI offenbar die tägliche Arbeitszeit. Eine Studie des US-amerikanischen National Bureau of Economic Research belegt: Beschäftigte in KI-intensiven Jobs arbeiten durchschnittlich 3,5 Stunden länger pro Woche.

Microsoft reagiert mit einer Offensive: Ab diesem Monat wird die M365-Copilot-App automatisch bei vielen Microsoft-365-Kunden installiert. Gleichzeitig baut der Konzern das System zu einem proaktiven „KI-Kollegen“ mit Gedächtnis und komplexen Workflow-Funktionen aus.

Realitätscheck für die KI-Revolution

Die aktuellen Erfahrungen spiegeln einen klassischen Technologie-Adoptionszyklus wider: Dem anfänglichen Hype folgen praktische Implementierungsprobleme. Während Microsofts eigene Studien aus dem Frühjahr 2025 mit über 6.000 Arbeitnehmern „erhebliche Zeitersparnisse“ behaupteten, liefert die unabhängige britische Untersuchung einen wichtigen Gegenbeleg.

Die niedrigen Adoptionsraten sind alarmierend: Berichten zufolge nutzen nur 1,81 Prozent der 440 Millionen Microsoft-365-Abonnenten den KI-Assistenten aktiv. Microsoft reagiert mit einer Strategieänderung: Basis-KI-Funktionen werden zur Standardausstattung, während Premium- und maßgeschneiderte Agenten das Geld bringen sollen.

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Marathon statt Sprint zur KI-Zukunft

Der Weg zur KI-gestützten Arbeitswelt wird länger dauern als erhofft. Die nächsten Monate werden entscheidend sein: Microsoft muss die Konsistenz und Qualität der KI-Ausgaben verbessern und einen klaren Return-on-Investment jenseits simpler Zeitersparnis beweisen.

Für Unternehmen steht weniger die reine Technologie-Einführung im Fokus als deren strategische Integration in spezifische Arbeitsabläufe. Erfolg wird haben, wer eine Kultur schafft, die bereit ist für die neue Mensch-Maschine-Zusammenarbeit.

@ boerse-global.de