LibreOffice, Kritik

LibreOffice verschärft Kritik an Microsoft-Format

03.10.2025 - 19:37:02

Die Document Foundation beschuldigt Microsoft, das OOXML-Format bewusst kompliziert gestaltet zu haben, um Konkurrenten zu benachteiligen und Nutzer im eigenen Ökosystem zu halten.

Die Document Foundation greift Microsoft frontal an: Das weit verbreitete OOXML-Format sei bewusst kompliziert gestaltet, um Konkurrenten auszubremsen. Was steckt hinter diesem brisanten Vorwurf?

In einem heute veröffentlichten Blog-Artikel wirft die gemeinnützige Organisation hinter LibreOffice dem Technologie-Riesen vor, mit seinem Office Open XML-Format (OOXML) eine „künstliche Komplexität“ geschaffen zu haben. Das Ziel: Andere Anbieter von Bürosoftware systematisch benachteiligen und Nutzer im Microsoft-Ökosystem gefangen halten.

Der Konflikt ist nicht neu, gewinnt aber an Schärfe. Trotz jahrelanger Entwicklungsarbeit kämpfen freie Office-Programme noch immer damit, .docx-, .xlsx- und .pptx-Dateien fehlerfrei zu verarbeiten. Für Millionen Nutzer bedeutet das: Wer einmal auf Microsoft Office setzt, kommt nur schwer wieder davon los.

Das 6.000-Seiten-Monster: Wenn Standards zur Waffe werden

Was macht OOXML so problematisch? Die schiere Größe ist bereits ein Warnsignal. Der als ISO/IEC 29500 standardisierte Dokumentenaufbau umfasst über 6.000 Seiten – mehr als manche Gesetzbücher. Zum Vergleich: Das konkurrierende OpenDocument Format (ODF) von LibreOffice kommt mit einem Bruchteil aus.

Besonders brisant: Microsoft ließ den Standard in einem umstrittenen „Fast Track“-Verfahren durch die ISO schleusen. Zahlreiche Experten und nationale Normungsgremien protestierten damals vergeblich. Der Grund für die Kritik wird beim genaueren Hinsehen deutlich.

OOXML konserviert bewusst alte Microsoft-Macken. So behandelt das Format das Jahr 1900 fälschlicherweise als Schaltjahr – ein Bug aus längst vergangenen Excel-Versionen. Solche „Features“ erschweren es anderen Entwicklern erheblich, kompatible Software zu schreiben.

Zwei Standards, ein Problem: Die Transitional-Falle

Microsoft spaltet OOXML geschickt in zwei Varianten auf: „Transitional“ und „Strict“. Die saubere Strict-Version wäre theoretisch einfacher zu implementieren. Doch Microsoft Office verwendet standardmäßig die aufgeblähte Transitional-Fassung, vollgestopft mit Altlasten für die Rückwärtskompatibilität.

LibreOffice-Entwickler beschreiben die Situation drastisch: Microsoft habe eine Datenbrücke zur „Waffe“ umfunktioniert. Ein einfacher Satz kann sich in einem „Labyrinth verschachtelter Tags“ verlieren, das andere Programme kaum entwirren können.

Die Folge? Selbst große Open-Source-Projekte mit hunderten Entwicklern können realistisch nur einen Bruchteil des Standards implementieren. Sie spielen permanent Catch-up gegen einen Gegner, der die Regeln selbst geschrieben hat.

Der Preis für Nutzer: Wenn 99 Prozent nicht genügen

Was bedeutet das für normale Anwender? Frust und Vendor Lock-in. Wer Dokumente zwischen Microsoft Office und Alternativen wie LibreOffice austauscht, erlebt regelmäßig böse Überraschungen: verschobene Tabellen, kaputte Diagramme, falsche Schriftarten.

In Unternehmen kann ein einziger Formatierungsfehler in einer wichtigen Präsentation peinlich werden. Die Angst vor solchen Pannen treibt viele Teams zurück zu Microsoft – selbst wenn eine kostenlose Alternative 99 Prozent ihrer Bedürfnisse erfüllen würde.

Das eine fehlende Prozent wird zur unsichtbaren Kette, die Millionen Nutzer an teure Lizenzen bindet. Ein cleverer Schachzug, der Microsoft jährlich Milliarden Euro in die Kassen spült.

Anzeige: Vendor Lock-in und Abo-Kosten nerven viele – am Ende wollen Sie einfach zuverlässig mit Word und Excel arbeiten, ohne Zusatzkosten. Zahlen Sie noch 70–100 € im Jahr für Office? Ein kostenloser Report zeigt Schritt für Schritt, wie Sie Microsoft Office legal im Web sofort gratis nutzen – ohne Installation und in wenigen Minuten startklar. Jetzt den kostenlosen Office‑Guide sichern

Digitale Souveränität auf dem Spiel

Für Regierungen und Verwaltungen wird das Problem zur Grundsatzfrage. Sollen staatliche Stellen dauerhaft von einem US-Konzern abhängig bleiben? Länder wie Frankreich und Italien experimentieren bereits mit Open-Source-Alternativen, doch die OOXML-Hürde bremst den Umstieg aus.

Die Lehre aus dem Konflikt ist klar: Ein Standard ist nur dann wirklich offen, wenn ihn jeder ohne Hindernisse implementieren kann. Solange OOXML ein verschleiertes Abbild von Microsofts proprietären Produkten bleibt, werden freie Alternativen im Kampf um perfekte Kompatibilität immer das Nachsehen haben.

Anzeige: Für alle, die Office-Dokumente austauschen müssen, aber kein teures Abo wollen: Word, Excel & Co. gibt es auch kostenlos im Browser. Der Schritt-für-Schritt-Guide erklärt Anmeldung, OneDrive-Speicherung und Zusammenarbeit – ganz ohne Installation. Word & Excel jetzt kostenlos nutzen – zum Gratis‑Report

Die Document Foundation kämpft weiter um jeden Kompatibilitätspunkt. Doch am Ende entscheiden die Nutzer: Wollen sie sich mit 99 Prozent Kompatibilität zufriedengeben – oder bleiben sie lieber im goldenen Käfig von Redmond?

@ boerse-global.de