ROUNDUP, Angriff

Lars Windhorst glaubt an die Zukunft seiner Werften Flensburger-Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug.

05.06.2024 - 18:17:28

Auf Angriff geschaltet - Windhorst verteidigt sein Werft-Vorgehen

Und er macht auf einem Pressetermin in Flensburg deutlich, dass er sich als Teil dieser Zukunft sieht - auch wenn er sich aus dem operativen Geschäft bei den Schiffsbauern zurückzieht. Beide Werften haben seit Monaten Probleme; Gehälter wurden verspätet gezahlt, neue Aufträge waren Mangelware. Auch Windhorst persönlich wurde für sein Verhalten und mangelnde Kommunikation kritisiert. Bemängelt wurde auch, dass am Ort kein Geschäftsführer mehr sei.

Werften bekommen neue Geschäftsführung

Am Mittwoch präsentierte der umstrittene Investor die neue Führungsspitze der Werften: Robert Fischer von Mollard wird demnach neuer Geschäftsführer, Michael Bollmann technischer Leiter. Beide waren zuvor als Produktionsleiter bei Nobiskrug in Rendsburg beziehungsweise der FSG in Flensburg tätig.

Die beiden Geschäftsführer würden mit Startkapital ausgestattet, um Verbindlichkeiten zu begleichen und Investitionen zu tätigen, so Windhorst. In den kommenden Tagen seien sie wahrscheinlich sehr damit beschäftigt, eine Prioritätenliste zu erstellen, "was bezahlt werden soll, muss; was investiert werden soll, muss. Das liegt dann in deren Hand", sagte Windhorst. Summen nannte er nicht.

Erst am Montag hatte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) beim Besuch von Nobiskrug in Rendsburg und Gesprächen mit dortigen Beschäftigten kritisiert, dass von den Versprechen, die Windhorst im März dieses Jahres gegeben habe, bis heute keins eingehalten worden sei. Im Gegensatz zum Termin im März war Eigentümer Windhorst bei diesem Termin nicht vor Ort. Auch dies kritisierte der Ministerpräsident, da die Landesregierung aufgrund der Probleme an der Werft an einem Austausch interessiert wäre. "Es ist die Zeit, in der Herr Windhorst handeln muss", betonte der Ministerpräsidentin.

Der Flensburger IG-Metall-Chef Michael Schmidt sagte nach Windhorsts Auftritt in Flensburg, es sei so viel kaputtgegangen an Reputation. "Alles, was er jetzt gesagt hat, hätte er Monate, Wochen vorher machen können." Richtig glauben könne er Windhorsts Versprechungen nicht mehr. Das Positive sei aber, dass es nun Geschäftsführer vor Ort gebe, die mit den Leuten reden. "Aber das allein reicht ja nicht." Es müssten jetzt Taten folgen.

SPD fordert Neuanfang ohne Windhorst

Windhorst sagte, er habe sich nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil, er habe sehr viel Geld in die Werften investiert und es habe trotz der schlechten Lage keine Massenentlassungen gegeben, weil er an die Zukunft der Werften glaube. Er finde es sehr befremdlich, dass Politik und Gewerkschaften öffentlich die Werften und damit auch die Kunden, die Mitarbeiter und ihn selbst beschädigten. Auch wenn ihn letzteres nicht störe. "Das ist in keinster Weise hilfreich und zielführend. Ich weiß nicht, was sie sich davon versprechen."

Kurz nach Günthers Besuch in Rendsburg war zudem bekanntgeworden, dass das Insolvenzgericht in Hannover Haftbefehl gegen Windhorst erlassen und am Dienstag außer Vollzug gesetzt hat, nachdem sich beide Seiten auf einen Termin verständigt haben. Er soll in einem Insolvenzantragsverfahren Mitwirkungspflichten nicht nachgekommen sein. Windhorst hält den Vorwurf nach Angaben seines Sprechers für falsch. Aber: "Im Nachhinein, hätte ich gewusst, dass ein Nichterscheinen eine Tsunamiwelle an Presse auslöst und ein Haftbefehl erwirkt wird, wäre ich gerne hingegangen."

Trotz der schlechten Berichterstattung sei es gelungen, neue Aufträge zu bekommen und Rückendeckung von Altkunden zu erhalten, sagte Windhorst. Der aktuelle Bau in Flensburg werde zu Ende gebracht. Es gebe auch fortgeschrittene Gespräche und eine feste Absicht des Kunden, ein weiteres baugleiches Schiff hier bauen zu lassen. Auch mit anderen Kunden gebe es feste Vereinbarungen. Details würden zu gegebener Zeit bekanntgegeben, sagte Windhorst.

Die Landesvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein und stellvertretende SPD-Vorsitzende, Serpil Midyatli, fordert in einer Mitteilung erneut einen Neuanfang für die Werften in Rendsburg und Flensburg ohne Windhorst. "Er muss den Weg frei machen, damit das Unternehmen wieder für die Zukunft aufgestellt werden kann." Es brauche einen neuen, verlässlichen Investor und neue Auftraggeber, um die Standorte zu sichern.

Investor kontert Aufforderungen, zu verkaufen

Windhorst betonte wiederum zum wiederholten Male, er habe klar gesagt, es sei nicht realistisch und auch nicht gewollt, die Werft zu verkaufen. Die Werft werde in diesem Zustand nicht einfach verkauft werden können, selbst wenn er dies wollte. "Das Zweite ist, ich werde nicht verkaufen, weil ich nicht verkaufen will." Er habe entschieden, er werde dies hier zu Ende bringen.

@ dpa.de