Lanscope-Lücke, Bot-Armeen

Lanscope-Lücke und Bot-Armeen: Dezember beginnt mit Cybersecurity-Krise

01.12.2025 - 05:09:12

Der Monatswechsel bringt keine Entwarnung: Während automatisierte Angriffswellen gegen Medien und Aktivisten im Westbalkan rollen, nutzen staatlich gestützte Hackergruppen weiterhin eine kritische Schwachstelle in der weit verbreiteten Endpoint-Management-Software Lanscope. Für Unternehmen wird der Dezember zum Härtetest ihrer Sicherheitsarchitektur.

Die Zahlen sind alarmierend: Erstmals übertraf 2025 der automatisierte Datenverkehr den menschlichen im Internet. 51 Prozent aller Aktivitäten gehen inzwischen auf das Konto von Bots – und mehr als ein Drittel davon ist bösartig. Was bedeutet das konkret? Die Nadel im Heuhaufen ist zum Heuhaufen aus Nadeln geworden.

Am 29. November erlebten Aktivisten und unabhängige Medien in Serbien und Nordmazedonien einen koordinierten Großangriff. Hunderte gefälschte Social-Media-Profile bombardierten binnen Stunden die Accounts der serbischen Studentenbewegung “Studenti u blokadi” mit identischen Kommentaren und Meldungen. Das Ziel: automatische Sperrungen durch die Plattform-Algorithmen auszulösen.

Die Bewegung, die über eine Million Follower auf Instagram zählt, sah sich plötzlich mit “Shadow Bans” konfrontiert – ihre Reichweite brach ein. Auch das nordmazedonische Medium Sloboden Pechat wurde Ziel der Attacke. Die Studenten sprachen von einem “erbärmlichen Versuch, die Bevölkerung zu kontrollieren und die Verbreitung freien Denkens zu verhindern”.

Die Angriffsmethode offenbart eine neue Dimension: Bot-Traffic dient längst nicht mehr nur dem Datenabgreifen. Er wird zur Waffe gegen Reputation und Sichtbarkeit. Die verwendeten Profile stammten häufig aus Indien und hinterließen monotone Ein-Wort-Kommentare wie “like” – simpel, aber verheerend effektiv.

Bronze Butler schlägt zu: Wenn das Sicherheitswerkzeug selbst zur Schwachstelle wird

Parallel dazu kämpfen IT-Abteilungen weltweit mit den Folgen einer kritischen Sicherheitslücke in Motex’ Lanscope Endpoint Manager (CVE-2025-61932). Die Schwachstelle ermöglicht Remote Code Execution ohne Authentifizierung – ein Albtraum für jeden Administrator.

Bereits Ende Oktober hatte die US-Cybersicherheitsbehörde CISA die Lücke in ihren Katalog bekannter Schwachstellen aufgenommen. Doch die Angriffe reißen nicht ab. Verantwortlich dafür: die chinesische Hackergruppe Bronze Butler, auch bekannt als Tick. Die Angreifer nutzen die Schwachstelle, um die Malware Gokcpdoor zu platzieren.

Die Ironie der Situation? Ausgerechnet die Software, die Netzwerke absichern soll, wird zum Einfallstor. CISA drängte Bundesbehörden bereits Mitte November zum Patching. Doch in der Privatwirtschaft klafft die Lücke vielerorts weiter – und staatlich unterstützte Angreifer nutzen jeden Tag, den ihnen die Verzögerung verschafft.

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KI beschleunigt die Bot-Flut

Der aktuelle Balkan-Angriff ist kein Einzelfall, sondern Symptom eines größeren Wandels. Laut dem 2025 Bad Bot Report von Imperva erreichte der automatisierte Datenverkehr dieses Jahr einen historischen Wendepunkt: Erstmals dominieren Bots das Internet. 51 Prozent aller Aktivitäten stammen von automatisierten Systemen, 37 Prozent des gesamten Traffics entfallen auf bösartige Bots.

Beschleunigt wird dieser Trend durch Generative KI. Die Technologie senkt die Einstiegshürde massiv: Auch weniger versierte Angreifer können heute koordinierte Kampagnen starten. Die Bots werden dabei immer raffinierter – sie imitieren menschliche Mausbewegungen und Browsing-Muster, um Erkennungssysteme zu täuschen.

Für Endpoint-Management bedeutet das: Die Unterscheidung zwischen legitimer und bösartiger Aktivität wird zum Vabanquespiel. Das Rauschen im System erreicht ein Niveau, bei dem traditionelle Erkennungsmethoden an ihre Grenzen stoßen.

Zero Trust ist keine Option mehr

Der Dezember dürfte weitere Überraschungen bringen. Sicherheitsexperten rechnen mit einem Anstieg sogenannter “Distraction Attacks” – massiver Bot-Traffic als Ablenkungsmanöver, während präzise Einbrüche in Management-Systeme stattfinden.

Die Lanscope-Schwachstelle zeigt überdeutlich: Der traditionelle Perimeter existiert nicht mehr. Selbst die Management-Konsole ist Angriffsfläche. Patching allein reicht längst nicht aus. Gefragt ist ein verhaltensbasierter Ansatz, bei dem jedes Gerät und jeder Traffic kontinuierlich verifiziert wird.

Ob Studenten-Smartphone in Belgrad oder Unternehmensserver in Tokio – kein Endpoint ist zu klein, um als Waffe missbraucht zu werden. Das ist die unbequeme Realität zum Jahresausklang 2025.

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