Lancet-Studie, Hochverarbeitete

Lancet-Studie: Hochverarbeitete Lebensmittel schädigen alle Organe

21.11.2025 - 10:19:11

Die EU-Kommission erwägt eine Zucker- und Fettsteuer. Zeitgleich belegt eine bahnbrechende Studie: Fertigprodukte greifen nicht nur Herz und Stoffwechsel an – sie schädigen praktisch jedes Organsystem des Körpers.

Am Mittwoch veröffentlichte The Lancet die bislang umfassendste Analyse zu Ultra-Processed Foods (UPFs). Ein internationales Team von 43 Experten wertete Daten von über zehn Millionen Menschen aus. Das Ergebnis überrascht selbst Fachleute.

Hochverarbeitete Lebensmittel stehen in direktem Zusammenhang mit 32 verschiedenen Gesundheitsparametern. Adipositas und Typ-2-Diabetes sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die Forschenden dokumentierten massive Risiken für:

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Viele der in der Studie genannten 32 Gesundheitsparameter werden erst durch spezielle Bluttests sichtbar. Wenn Sie wissen wollen, welche Laborwerte auf erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder chronische Entzündungen hinweisen, hilft ein klarer Leitfaden. Der 25-seitige Gratis-Report erklärt verständlich TSH, Cholesterin, Entzündungsmarker und welche Tests sinnvoll sind – inklusive Tipps, wie Sie das Thema mit Ihrem Arzt ansprechen. Jetzt kostenlosen Labor-Guide anfordern

  • Herz und Kreislauf: Herzinfarkte und Schlaganfälle treten signifikant häufiger auf
  • Psyche: Depressionen und Angstzustände korrelieren direkt mit UPF-Konsum
  • Entzündungsprozesse: Atemwege und Magen-Darm-Trakt reagieren auf Emulgatoren und Zusatzstoffe

“Es ist nicht nur der Zucker oder das Fett”, erklären die Studienautoren. “Die industrielle Zerlegung zerstört die Matrix des Lebensmittels.” Der Körper überhört Sättigungssignale, verstoffwechselt Nährstoffe anders.

Die perfekte Falle: Warum wir nicht aufhören können

Die Industrie hat eine tückische Strategie perfektioniert: Hyper-Palatability. Die Kombination aus Fett und Zucker hebelt natürliche Essbremsen im Gehirn aus. Labels wie “proteinreich” oder “vegan” verschleiern das Problem zusätzlich.

Besonders dramatisch: In Großbritannien und den USA besteht die Ernährung von Kindern und Jugendlichen bereits zu über 60 Prozent aus hochverarbeiteten Produkten. Deutschland und Österreich ziehen nach.

Brüssel plant den Gegenschlag

Die EU-Kommission will im Dezember einen Vorschlag für eine EU-weite Abgabe auf ungesunde Lebensmittel vorlegen. Der Entwurf liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Hersteller sollen finanziell in die Pflicht genommen werden – freiwillige Selbstverpflichtungen sind gescheitert.

Die geplante Steuer trifft nicht nur Süßigkeiten:

  • Fertiggerichte: Versteckte Fette und enorme Salzmengen
  • Herzhafte Snacks: Oft unterschätzte Kalorienbomben
  • Milchgetränke mit Zucker: Als harmlos wahrgenommen, tatsächlich problematisch

Wirtschaftsverbände warnen vor steigenden Preisen. Verbraucherschützer kontern: Die wahren Kosten – nämlich die Belastung der Gesundheitssysteme – müssen endlich eingepreist werden.

Nutri-Score 2.0: Ab Januar wird es ernst

Bis zum 31. Dezember läuft die Übergangsfrist für die alte Berechnungsmethode. Ab Januar 2026 gilt der verschärfte Algorithmus für alle, die das Label nutzen.

Die wichtigsten Änderungen:

Produkte mit hohem Zuckergehalt rutschen in der Bewertung drastisch ab. Viele Frühstückscerealien fallen von “A” oder “B” auf “C” oder “D”. Süßstoffe werden erstmals negativ bewertet – Hersteller können sich nicht mehr durch chemische Zuckerersatzstoffe einen besseren Score erschleichen.

Gesüßte Joghurtdrinks und Kakaos gelten nun als Getränke, nicht mehr als Lebensmittel. Das führt oft zur Herabstufung von “B” auf “E”.

Die Krux: Der Nutri-Score bewertet nur die Nährstoffzusammensetzung, nicht den Verarbeitungsgrad. Ein hochverarbeitetes Produkt kann mit künstlich zugesetzten Ballaststoffen theoretisch immer noch ein “B” erhalten. Genau hier setzt die Lancet-Kritik an.

Die Industrie verliert die Deutungshoheit

Jahrelang argumentierte die Lebensmittelbranche: “Es gibt keine ungesunden Lebensmittel, nur ungesunde Ernährungsweisen.” Diese Verteidigungslinie bröckelt.

Ernährungsmediziner betonen: Die Fokussierung auf Kalorien und Makronährstoffe greift zu kurz. “Wir haben Jahrzehnte damit verbracht, Fett und Zucker zu zählen, während die Industrie Lebensmittelchemie perfektioniert hat, die uns süchtig macht.”

In Chile und Mexiko gibt es bereits schwarze Warnsymbole für “Hochverarbeitet” oder “Hoher Zuckergehalt”. Europa könnte folgen – zunächst über Besteuerung, später möglicherweise über Warnhinweise wie auf Zigarettenpackungen.

Was sich 2026 für Verbraucher ändert

Der Dezember wird entscheidend. Kommt die Zuckersteuer, stehen drei Entwicklungen bevor:

Preisschock: Fertigprodukte werden spürbar teurer. Die Differenz zu frischen Zutaten schrumpft.

Neue Verpackungen: Mit dem Ende der Nutri-Score-Übergangsfrist verschlechtern sich viele Bewertungen über Nacht. Mehr Transparenz, aber auch Verwirrung im Supermarktregal.

Kennzeichnung des Verarbeitungsgrades: Experten fordern eine Klassifizierung nach dem NOVA-System zusätzlich zum Nutri-Score. Angesichts der Lancet-Daten ist das wahrscheinlich das nächste große regulatorische Thema.

Analysten erwarten Marktverschiebungen. Konzerne, die ihr Portfolio nicht schnell genug auf “Clean Label” umstellen, könnten Anteile verlieren. Gleichzeitig wächst der Markt für unverarbeitete Lebensmittel.

Die Botschaft ist klar: Der sicherste Weg führt zurück zu frischen, unverarbeiteten Zutaten. Weg von der bunten Verpackung, hin zum echten Lebensmittel.

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