Kredite, Darlehen, Ratenzahlungen – das Karussell der Schulden
15.02.2016 - 14:14:21Verschuldet sein ist für die deutschen Bürger Alltag und nichts Ungewöhnliches. Der Ansatz, schuldenfrei durch das Leben zu kommen, entspricht nicht der modernen Lebensführung in unserer Gesellschaft. Jeder bezahlt etwas ab: ob das nun die neue Küche ist, ein Haus, ein Auto oder der neue Computer, das Studium, finanziert durch ein Studenten – BaföG oder eben der Dispo.
Verschuldet oder Überschuldet?
Schulden zu haben muss nicht problematisch sein, solange man in der Lage ist diese zeitnah zu begleichen. Kompliziert wird es bei einer Überschuldung.
„Wenn Ihr monatliches Einkommen über einen längeren Zeitraum trotz Reduzierung Ihres Lebensstandards nicht ausreicht, die Lebenshaltungskosten sowie fällige Raten und Rechnungen zu bezahlen, sind Sie überschuldet. Überschuldung löst Existenzängste aus - Angst vor Gläubigern, Angst vor dem Verlust der Wohnung, Angst vor Stigmatisierung als Versager. Angst macht viele Menschen handlungsunfähig und einige sogar krank.“
Quelle: pixabay.com / Alexander Stein
Wie entstehen Schulden?
Sich zu verschulden ist nahezu bequem geworden. Folgende Punkte können Menschen in eine Schuldenfalle locken:
- Arbeitslosigkeit
- Mangelhafte Planung des Haushaltes
- Trennungen und Scheidungen
- Ratenzahlungen, oft bei elektronischen Geräten und Möbeln sowie Autos
- Langwierige Verträge, z.B. Telefonverträge
- Bau oder Kauf eines Hauses
- Privat – Hochschulen sowie schulische Ausbildungen
- Hohe Mietkosten
- Gesundheitsfördernde Maßnahmen und Heilbehandlungen, die nicht durch die gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden
- Teure Hobbys, z.B. Tierhaltung (Pferd, Hund)
- Bürgschaft, z.B. für Kredite und Verträge
- Unfälle, fehlende Versicherungen
- Todesfälle im nahen Umfeld
- Spielsucht, Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch
Etc.
Einige der aufgeführten Beispiele sind alltäglich, bei anderen handelt es sich um unerwartete Lebensereignisse und Härtefälle.
Häufige Gründe für die Überschuldung
Quelle: Daten vom statistischen Bundesamt, Wiesbaden 2015
Ich bin überschuldet, was nun?
Der Weg aus dem Schulden – Sumpf ist langwierig und kompliziert – aber stets möglich. Der Schuldner sollte diesen so zeitig wie möglich in Angriff nehmen, trotz der bestehenden Ängste, vielleicht sogar Verzweiflung und Ratlosigkeit.
„Ich wurde unerwartet arbeitslos, hatte aber mehrere Kredite aufgenommen und gerade ein neues Auto in Ratenzahlung genommen. Es ist schwer in meinem Alter einen neuen Job zu finden und ich war mit der Situation völlig überfordert. Ich hatte zu dem Zeitpunkt rund 90.000 € Schulden. Niemals hätte ich gedacht, dass es mir mal passiert.“
– Bürokauffrau, 55 Jahre
Folgende der Schritte sollte der Schuldner in Angriff nehmen
- Überblick verschaffen
Schreiben Sie alle Ihre Schulden penibel genau auf. Alle Gläubiger (ob eine Privatperson, ein Unternehmen oder ein Kreditinstitut) sollen aufgelistet sein. Des Weiteren notieren Sie die genaue Höhe der Schulden, evtl. Zinsen, das Datum der jeweiligen Zahlung sowie den Grund der Verschuldung (z.B. Autokauf)
- Ausgaben checken & kürzen
Sortieren Sie Ihre fixen Kosten nach Priorität. Die Miete, Nebenkosten, Strom, Schulgelder sowie Grundnahrungsmittel sollten fest eingeplant sein. Zurückhaltung bei der Freizeitgestaltung, Shopping sowie den Genussmitteln kann sehr viel Geld sparen und aus dem Schuldenloch helfen. Oft kann auch an dem Wechseln der Verträge, wie z.B. Handy, Internet, Gas und Strom, aber auch beim Kündigen überflüssiger Versicherungen und Abos bedeutend gespart werden. Erstellen Sie am besten ein Haushaltsbuch und überwachsen Sie alle Einnahmen und Ausgaben.
- Unterstützung in Anspruch nehmen
Sollte das Sortieren und Kürzen der Ausgaben nicht ausreichend weiter helfen können Sie jederzeit eine Schuldenberatung in Anspruch nehmen. Diese wird häufig von gemeinnützigen Einrichtungen vorgenommen und ist kostenlos.
Umschuldung: Beliebte Lösung für den Schuldenberg
Von einer Umschuldung profitieren vor allem Menschen, die eine große Summe in einer relativ kurzen Zeit zahlen müssen – und es nicht leisten können. So kann man mit einem Kredit mit geringen Zinsen die „Altlast“ begleichen. Aber auch Schuldner, die viele „Baustellen“ haben und dazu neigen die Übersicht zu verlieren profitieren von einer Umschuldung. Sie können alle laufenden Forderungen begleichen und sich auf den einen, großen Kredit konzentrieren. Ebenso können Kredite mit hohen Zinsen durch einen Umschuldungskredit mit niedrigeren Zinsen beglichen werden. Hier stehen den Schuldnern Banken beratend zur Seite. Auch online können Sie einen schon mit einem Rechner Überblick über die Umschuldung verschaffen.
Insolvenz anmelden: Wenn es nicht anders geht
Wird der Schuldenberg doch höher, als der Schuldner ihn begleichen könnte, so kann eine Privatinsolvenz beantragt werden. Das Verfahren bringt dem Schuldner eine Schuldenfreiheit, je nach Verfahren zwischen sofortiger Schuldenfreiheit und einer Schuldenfreiheit binnen 6 Jahren. Der Schuldner erhält einen Pfändungsschutz, so kann gegen ihn nicht mehr vollstreckt werden. Zum Thema Privatinsolvenz kann Ihr Anwalt oder eine Beratungsstelle den Schuldner beraten. Das Verfahren wird durch die InsO geregelt.
Quelle: pixabay.com / unsplash
Überschuldung vermeiden
1. Finanzpolster anlegen:
damit vermeiden Sie böse Überraschungen wie z.B. unerwartete Reparaturen am Auto, eine Not – OP von Ihrem geliebten Vierbeiner, große Nachzahlungen für die Stromrechnung oder den Kauf einer neuen Waschmaschine
2. Haushaltsplan führen:
Behalten Sie Ihre Kosten stets im Überblick und sortieren Sie regelmäßig aus. Achten Sie besonders auf die Kündigungsfristen Ihrer Verträge.
3. Probe – Sparen:
Sie sind sich nicht sicher, ob Sie die Raten zahlen können? Legen Sie doch die notwendige Summe drei Monate lang beiseite. Wenn Sie es können, können Sie mit einem guten Gewissen den Kredit aufnehmen.
4. Versicherungen abschließen:
Schützen Sie Ihre Zukunft mit sinnvollen Versicherungen. Eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung kann ganze Familien vor Ruinen retten.
5. Überblick behalten:
Verschulden Sie sich nicht unnötig mehrfach. Bezahlen Sie lieber zuerst die Küche ab bevor Sie sich ein neues Auto holen. So bleiben Sie auf der sicheren Seite.