Kommunen verkaufen ihr Betongold: Ausverkauf oder Notrettung?
09.10.2025 - 10:03:02Deutsche Städte debattieren über Verkauf kommunaler Wohnungen zur Haushaltskonsolidierung versus Erhalt bezahlbaren Wohnraums. Dresden zeigt mit Rückkäufen alternative Wege auf.
Deutschland streitet über das Schicksal kommunaler Wohnungen. Während klammer Stadtkassen nach Verkaufserlösen dürsten, warnen Mieterverbände vor dem Ausverkauf bezahlbaren Wohnraums. Die Debatte, die bereits in den 2000ern mit massiven Privatisierungen tobte, flammt 2025 erneut auf.
Verfechter: „Schuldenabbau geht vor“
Befürworter des Verkaufs sehen die angespannte Haushaltslage vieler Kommunen als zwingenden Grund. Der Verkauf von Wohnungsbeständen spült Milliardensummen in die Kassen – Geld für marode Schulen, Infrastruktur und Schuldenabbau.
Das Institut der deutschen Wirtschaft argumentiert: Die Mietkonditionen kommunaler Unternehmen unterscheiden sich kaum noch von privaten Gesellschaften. Selbst private Investoren hätten Eigeninteresse an stabilen Stadtvierteln, da dies ihre Rendite sichere.
Anzeige: Apropos Kostendruck: Bei der Betriebskostenabrechnung 2025 drohen teure Fehler. Der kostenlose Report erklärt in 5 Minuten, welche Kosten umlagefähig sind und welche vertraglich geregelt sein müssen – klar, rechtssicher, auf einen Blick. Inklusive Praxis-Check für Heizung, Grundsteuer, Reinigung und Gartenpflege. Jetzt Betriebskosten-Report 2025 gratis sichern.
Die Privatisierungswelle der 2000er wird als damals notwendiger Schritt zur Haushaltskonsolidierung verteidigt.
Mieterverbände schlagen Alarm: „Soziale Krise unserer Zeit“
Eine breite Front aus Mieterverbänden und Sozialinitiativen lehnt den Verkauf vehement ab. Die Präsidentin des Deutschen Mieterbundes spricht von der „sozialen Krise unserer Zeit“.
Die Befürchtungen:
* Verlust des wichtigsten Instruments für bezahlbaren Wohnraum
* Mieterhöhungen nach Verkauf an internationale Immobilienfonds
* Wegfall kommunaler Belegungsrechte für einkommensschwächere Haushalte
* Vernachlässigung der Instandhaltung durch renditeorientierte Investoren
Anzeige: Während deutschlandweit über Mieten diskutiert wird, brauchen Vermieter verlässliche Orientierung. Viele Mieterhöhungen 2025 scheitern an der Begründung. Ein kostenloser Mietspiegel-Report liefert Vergleichsmieten Ihrer Stadt und rechtssichere Formulierungen – kompakt in 5 Minuten. Jetzt den Mietspiegel-Report 2025 kostenlos herunterladen.
Dresden: Vom Totalverkauf zum Rückkauf
Dresden zeigt, wie drastisch sich die Bewertung ändern kann. 2006 verkaufte die Stadt ihre gesamte WOBA mit 48.000 Wohnungen an US-Investor Fortress – um schuldenfrei zu werden.
Die Kehrtwende folgte Jahre später: Dresden kaufte über 1.200 Wohnungen von Vonovia zurück und verdoppelte damit den kommunalen Bestand. Ein Schritt der „Rekommunalisierung“, der zeigt: Viele Städte bereuen heute den Verlust ihrer Steuerungsmöglichkeiten.
Wien als Gegenentwurf
Während Deutschland über Verkauf und Rückkauf streitet, bleibt Wien bei seinem Modell: Eine Privatisierung der Gemeindebauten ist politisches Tabu. 60 Prozent der Wiener leben in Gemeinde- oder geförderten Wohnungen.
Das Ergebnis: soziale Durchmischung statt Armen- und Reichenviertel, erschwingliches Wohnen als Grundpfeiler hoher Lebensqualität.
Umdenken oder Ausverkauf?
Die kommenden Monate entscheiden über die Zukunft deutschen Wohnens. Macht Dresden Schule und weitere Städte kaufen strategisch zurück? Oder zwingt der Kostendruck zu weiterem Ausverkauf?
Experten fordern stärkere kommunale Vorkaufsrechte. Die zentrale Frage bleibt: Wird die Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen so gestalten, dass Kommunen ihr „Tafelsilber“ behalten können? Davon hängt ab, ob Wohnen bezahlbar bleibt oder endgültig zum Luxusgut wird.