Kommunen erhöhen Gewerbesteuer für 2026 deutlich
29.12.2025 - 00:42:12Deutsche Städte und Gemeinden schrauben die Gewerbesteuer massiv hoch, um ihre Haushalte zu sanieren. Die ersten Beschlüsse für 2026 zeigen eine deutliche Trendwende.
In den letzten Ratssitzungen vor Weihnachten haben Kommunen von Baden-Württemberg bis Hessen ihre Haushaltssatzungen für das kommende Jahr verabschiedet. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Gewerbesteuerhebesätze steigen spürbar. Hintergrund sind klaffende Finanzlöcher, die durch Inflation und steigende Kreisumlagen entstanden sind. Die Last wird zunehmend auf die lokale Wirtschaft abgewälzt.
Den Anfang machten mehrere Gemeinden in Baden-Württemberg. Sie nutzten ihre letzten Sitzungen im Jahr, um die Steuern für 2026 anzupassen.
In Zell am Harmersbach stimmte der Gemeinderat am 23. Dezember einstimmig für eine Erhöhung des Hebesatzes von 350 auf 400 Prozent. Der Sprung um 50 Punkte tritt zum 1. Januar 2026 in Kraft. Bürgermeister Günter Pfundstein begründete den Schritt mit der angespannten Finanzlage der Stadt. Interessant: Die Grundsteuer blieb unverändert. Der Rat argumentierte, die jüngste Reform habe Unternehmen hier teils entlastet – die Gewerbesteuererhöhung sei daher ein Ausgleich.
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Ebenfalls in Kirchheim am Neckar beschloss der Rat Mitte Dezember eine Anhebung um 20 Punkte auf nun 400 Prozent. Bürgermeister Uwe Seibold sprach von einer finanziellen „Tränengrube“. Nur so sei ein genehmigungsfähiger Haushalt für 2026 möglich. Die Grundsteuer bleibt stabil, um die Bundesreform wirken zu lassen. Die Gewerbesteuer, seit 2016 unverändert, soll nun zusätzliche 100.000 Euro pro Jahr einbringen.
Hessen setzt auf unterschiedliche Strategien
In Hessen gehen die Kommunen verschiedene Wege. Oft kombinieren sie moderate Gewerbesteuer-Anpassungen mit drastischen Maßnahmen bei der Grundsteuer.
In Eppstein wurde der Haushalt 2026 in einer kontroversen Sitzung am 17. Dezember beschlossen. Die Gewerbesteuer stieg lediglich um 5 Punkte auf 385 Prozent. Das große Geld soll die Grundsteuer B bringen: Sie schnellt auf 1.450 Prozent hoch. Stadtvertreter argumentierten, ansonsten drohe eine dauerhafte Haushaltssicherung. Die Entscheidung zeigt einen wachsenden Graben: Manche Orte belasten gezielt Unternehmen, andere verteilen die Last auf alle Grundstückseigentümer.
In Erlensee sieht der Haushaltsentwurf von Bürgermeister Stefan Erb eine Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes von 425 auf 445 Prozent vor. Erb bezeichnete die Haushaltslage als „katastrophal“. Ein strukturelles Defizit von fast drei Millionen Euro, getrieben durch steigende Baukosten und Tarifabschlüsse, mache die Maßnahme unumgänglich.
Bundesweiter Trend unter Druck der Kreisumlage
Experten sehen den Haupttreiber für die Erhöhungen in der explodierenden Kreisumlage. Die Abgabe der Gemeinden an ihre Landkreise steigt, weil diese höhere Kosten für Soziales und Jugendhilfe schultern müssen. Die Städte sind gezwungen, mehr eigene Einnahmen zu generieren.
Für den Unternehmensstandort Deutschland ist das eine schlechte Nachricht. Immer mehr kleine und mittlere Städte durchbrechen die psychologische Marke von 400 Prozent. Die Gewerbesteuer belastet im Gegensatz zur Grundsteuer direkt die Profitabilität. Investitionen könnten ausbleiben – genau dann, wenn die Konjunktur Schwung braucht.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) beobachtet einen „ambivalenten“ Trend. Flächendeckende Erhöhungen gebe es noch nicht, aber die Schere zwischen niedrig und hoch besteuernden Standorten gehe weiter auseinander. Der Standortfaktor wird für Unternehmen immer kritischer.
Was kommt im Januar 2026?
Die erste Welle von Ankündigungen wird im Januar 2026 erwartet. Viele Gemeinden, die ihre Haushaltsberatungen im Dezember vertagten, werden in den ersten Wochen des neuen Jahres entscheiden. Steuerabteilungen von Unternehmen sollten die lokalen Ratsagenden besonders in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Blick behalten. Dort zwingen kommunale Entschuldungsprogramme zu strikter Haushaltskonsolidierung.
Die Hoffnung mancher Bürgermeister, die Erhöhungen eines Tages wieder zurücknehmen zu können, bleibt. Für 2026 zeigt die Richtung jedoch klar nach oben. Die Gewerbesteuer wird für viele Betriebe zum spürbaren Kostenfaktor.
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