KI verwandelt Smartwatches in medizinische Diagnosegeräte
02.10.2025 - 13:53:02Vom Fitness-Tracker zum prädiktiven Diagnose-Tool
Donnerstag, 02. Oktober 2025 – Die Grenze zwischen Wellness-Gadget und medizinischem Diagnosegerät verschwimmt zusehends. Angetrieben durch rasante Fortschritte in der künstlichen Intelligenz (KI) verwandeln sich alltägliche Smartwatches und Gesundheits-Apps in hochentwickelte Systeme zur Früherkennung und Überwachung von Krankheiten.
Ein Durchbruch, den Samsung diese Woche ankündigte, unterstreicht diesen Trend eindrucksvoll: Die neue KI-Funktion für die Galaxy Watch soll frühe Anzeichen von Herzinsuffizienz erkennen können. Dies ist kein Einzelfall, sondern die Speerspitze einer technologischen Welle, die das Potenzial hat, die Gesundheitsversorgung von einem reaktiven zu einem prädiktiven Modell zu transformieren.
Gestützt durch strategische Partnerschaften zwischen Tech-Giganten und dem Gesundheitssektor sowie geformt durch neue EU-Regularien, beginnt eine neue Ära der personalisierten Medizin direkt am Handgelenk der Nutzer.
Die neueste Generation von Wearables geht weit über das Zählen von Schritten und die Messung der Herzfrequenz hinaus. Die von Samsung in Zusammenarbeit mit dem südkoreanischen Unternehmen Medical AI entwickelte Technologie nutzt KI-Algorithmen, um EKG-Daten der Smartwatch auf Anzeichen einer linksventrikulären systolischen Dysfunktion (LVSD) zu analysieren.
Diese Form der Herzerkrankung ist für fast die Hälfte aller Herzinsuffizienzfälle verantwortlich. Die frühzeitige Erkennung ermöglicht es den Nutzern, rechtzeitig medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen – was die Behandlungsergebnisse erheblich verbessern kann.
Diese Entwicklung ist Teil eines breiteren Trends. KI-Algorithmen können bereits heute in den Daten von Wearables Anomalien erkennen, die auf Schlafapnoe oder Herzrhythmusstörungen hindeuten. Im Bereich Diabetes ermöglichen sogenannte „Closed-Loop-Systeme“ eine kontinuierliche Glukosemessung und automatisierte Insulininjektion – was die Lebensqualität der Patienten drastisch verbessert.
Studien der Uniklinik RWTH Aachen haben zudem erfolgreich nachgewiesen, dass die KI-gestützte Fernüberwachung von Krebspatienten mittels Wearables lebensbedrohliche Komplikationen frühzeitig vorhersagen kann.
SAP und Avelios: Strategische Allianz für die digitale Zukunft
Die Komplexität der digitalen Gesundheitsversorgung erfordert enge Zusammenarbeit zwischen Technologieunternehmen und etablierten Akteuren des Gesundheitswesens. Einen Meilenstein setzte letzte Woche die Bekanntgabe einer strategischen Partnerschaft zwischen Avelios Medical und dem Softwarekonzern SAP.
Ihr gemeinsames Ziel: Krankenhäusern eine zukunftssichere, cloud-native Plattform für klinische und administrative Prozesse bieten. Durch die Integration einer gemeinsamen, strukturierten Datenbasis wollen die Partner die Grundlage für den breiten Einsatz von KI-Anwendungen, Automatisierung und medizinischer Forschung schaffen.
Das soll nicht nur die Prozesseffizienz steigern, sondern auch eine ganzheitliche Sicht auf den Patienten ermöglichen. Diese Art der Kooperation ist symptomatisch für die gesamte Branche – bereits die Hälfte der 50 größten Pharmaunternehmen ist Partnerschaften mit KI-Unternehmen eingegangen.
Mental-Health-Apps boomen: 8,5 Milliarden Euro Marktvolumen
Besonders wachstumsstark ist der Markt für KI-gestützte Apps zur mentalen Gesundheit, der 2025 ein Volumen von rund 8,5 Milliarden Euro erreicht hat. Anwendungen wie Wysa und Woebot nutzen emotional intelligente Chatbots, die auf Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie basieren.
Diese bieten Nutzern rund um die Uhr Unterstützung. Die KI lernt aus den Gesprächen und passt ihre Empfehlungen individuell an – was zu höherer Nutzerbindung und effektiveren Ergebnissen führt. Die Kombination mit Wearables, die kontinuierlich Stressindikatoren messen, eröffnet völlig neue Möglichkeiten für präventive Interventionen.
Das Vertrauen der Nutzer ist dabei entscheidend. Eine qualitative Studie aus 2025 zeigte: Nutzer vertrauen KI-Apps bei körperlicher Gesundheit eher als bei psychischen Problemen. Bei mentaler Gesundheit wird die Komplexität menschlicher Emotionen als Hürde für Algorithmen gesehen.
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EU-Regulierung bremst Innovation: Strenge Auflagen für KI-Gesundheitstools
Der Vormarsch der KI markiert einen fundamentalen Wandel hin zu präventiver und personalisierter Gesundheitsvorsorge. Der aktuelle „Better Health Report 2025“ zeigt: 88 Prozent der Deutschen nutzen bereits Wearables, Gesundheits-Apps oder Nahrungsergänzungsmittel.
Gleichzeitig stellt dieser Wandel den Gesetzgeber vor neue Herausforderungen. Mit der kürzlich in Kraft getretenen KI-Verordnung der EU (AI Act) wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der viele KI-gestützte Gesundheitstools als Hochrisiko-Anwendungen einstuft.
Medizinische Software, die unter der EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) in die Risikoklasse IIa oder höher fällt, unterliegt strengen Zertifizierungs- und Überwachungspflichten. Für Hersteller bedeutet dies hohe Hürden bei der Zulassung.
Ab Februar 2025 sind Gesundheitseinrichtungen zudem verpflichtet, ihr Personal im Umgang mit KI-Systemen umfassend zu schulen – um sowohl technische als auch ethische und rechtliche Rahmenbedingungen zu vermitteln.
Ausblick: Nicht-invasive Sensoren und Social-Media-Analyse
Die Entwicklung von KI-gestützten Gesundheitsanwendungen steht erst am Anfang. In Zukunft wird die Integration noch tiefer gehen und KI-Systeme zu einem integralen Bestandteil klinischer Arbeitsabläufe machen – wie die Partnerschaft von SAP und Avelios andeutet.
Forscher arbeiten bereits an der nächsten Generation nicht-invasiver Sensoren, beispielsweise zur Glukoseüberwachung über die Atemluft. Gleichzeitig entstehen völlig neue Anwendungsfelder: Das KI-Tool „Waldo“ soll Gesundheitsrisiken durch die Analyse von Social-Media-Daten erkennen.
Der weitere Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, wie es der Branche gelingt, Innovation mit strengen regulatorischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, Medizinern und Regulierungsbehörden wird dabei der entscheidende Schlüssel sein.