KI-Revolution im Rechnungswesen: Deutschland investiert Milliarden
20.11.2025 - 17:20:12Die künstliche Intelligenz krempelt Deutschlands Buchhaltung um – und zwar jetzt. Was noch vor Monaten nach Zukunftsmusik klang, wird diese Woche zur messbaren Realität: Mehr als die Hälfte aller Unternehmen setzen bereits KI in ihrer Finanzabteilung ein oder bereiten den Einsatz konkret vor.
Das zeigt eine am 17. November veröffentlichte Studie von KPMG Deutschland. Die Zahlen markieren einen Wendepunkt: Erstmals ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Rechnungswesen der Standard, nicht mehr die Ausnahme. Parallel dazu kündigte SAP umfassende Erweiterungen seiner KI-Strategie an, während Industrieunternehmen ihre Budgets für 2025 um satte 21 Prozent aufstocken.
Die Botschaft ist eindeutig: KI hat die Experimentierphase verlassen und wird zur zentralen Schaltstelle moderner Finanzabteilungen.
Die KPMG-Studie „Digitalisierung im Rechnungswesen 2025/2026″ liefert die aktuellste Momentaufnahme der DACH-Region. 53 Prozent der befragten Unternehmen nutzen KI bereits aktiv in ihren Buchhaltungsprozessen oder stehen unmittelbar vor der Einführung.
Noch bemerkenswerter: 37 Prozent der Befragten melden bereits konkrete Zeitersparnisse bei Transaktionsprozessen wie der Rechnungsbearbeitung und automatischen Buchungen. Die Technologie zahlt sich also messbar aus.
„KI wird zum entscheidenden Treiber im Rechnungswesen und verändert die Prozesse spürbar”, erklärt Mathias Winkler, Partner bei KPMG Deutschland. Die anfängliche Euphorie weiche praktischer Erfahrung, doch die strategische Überzeugung vertiefe sich: 61 Prozent der Finanzverantwortlichen bewerten KI mittlerweile als entscheidenden Erfolgsfaktor für ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit.
Doch wo Licht ist, entsteht auch Schatten. 65 Prozent der Unternehmen nennen Datenschutz und Sicherheit als größte Herausforderung – ein Spannungsfeld zwischen Innovation und Deutschlands strengem Regulierungsumfeld.
SAP setzt auf 400 KI-Anwendungsfälle bis Jahresende
Parallel zu den KPMG-Erkenntnissen legte SAP am 17. November seine erweiterte „Business AI”-Roadmap vor. Der Walldorfer Softwarekonzern bestätigte ehrgeizige Ziele, die unmittelbar beeinflussen werden, wie Buchhaltungsteams mit ihren ERP-Systemen arbeiten.
Bis Ende 2025 will SAP rund 400 Business-AI-Anwendungsfälle ausrollen. Herzstück der Strategie ist „Joule”, SAPs generativer KI-Copilot. Die jüngsten Updates zeigen: Joule entwickelt sich von einer simplen Chat-Oberfläche zu einem System autonomer Agenten, die komplexe, abteilungsübergreifende Workflows eigenständig abwickeln können.
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Für Buchhalter bedeutet das einen Paradigmenwechsel: Die Software berichtet nicht mehr nur über Finanzdaten, sondern managt sie aktiv mit. Sie prognostiziert Cashflow-Abweichungen, gleicht Intercompany-Differenzen ab und entwirft Finanzberichte zur Freigabe. SAP betont, dass diese Fähigkeiten auf einer „KI-nativen” Architektur basieren – künftige ERP-Updates werden Finanzteams zu einer grundlegend anderen, konversationsgetriebenen Nutzererfahrung zwingen.
Investitionsschub: Industrieunternehmen erhöhen Budgets um 21 Prozent
Der operative Wandel wird durch massiv steigende Unternehmensausgaben befeuert. Laut aktuellen Daten für den Budgetzyklus 2025, die Haufe Online am 18. November veröffentlichte, zeigen deutsche Firmen eine robuste Bereitschaft, ihre digitalen Ambitionen mit Kapital zu untermauern.
Industrieunternehmen planen, ihre KI-Budgets 2025 um 21 Prozent zu erhöhen, Dienstleister peilen ein Plus von 9 Prozent an. Dieser Investitionsschub geht weit über bloßes „Wasser testen” hinaus.
„Während es in den letzten beiden Jahren stark um die Erkundung von KI-Potenzialen ging, sind die mit dem KI-Einsatz verfolgten Ziele nun deutlich konkreter: Es geht um die Neugestaltung von Prozessen mit KI, um substanzielle Effizienzgewinne zu realisieren”, erläutert Matthias Emler, Partner bei der Managementberatung Horváth, in dem Bericht.
Das deckt sich mit dem breiteren Trend, dass Effizienz – konkret in Form von Kostensenkung und Arbeitsoptimierung – die reine „Innovation” als primären Treiber der digitalen Transformation im aktuellen Wirtschaftsklima überholt hat.
Die Governance-Lücke: Vertrauen als Engpass
Die gleichzeitige Veröffentlichung dieser Updates offenbart eine kritische „Governance-Lücke” in der Branche. Während SAP die Werkzeuge liefert und Unternehmen die Budgets bereitstellen, hinkt die interne Bereitschaft bei Compliance und Qualifikationen hinterher.
Mit 65 Prozent besorgter Finanzverantwortlicher wird der unmittelbare Engpass für den Rest des Jahres 2025 vermutlich nicht die Technologie sein, sondern das Vertrauen. Die Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern (GoBD) verlangen Nachvollziehbarkeit und Prüffähigkeit – Eigenschaften, die „Black Box”-KI-Modelle erst beweisen müssen.
Die Branche durchläuft derzeit eine „Vertrauensbildungsphase”, in der Finanzverantwortliche validieren müssen, dass KI-Agenten wie SAPs Joule innerhalb der strengen Rahmen des deutschen Steuerrechts operieren können.
Der Buchhalter wird zum KI-Supervisor
Darüber hinaus verändert der Aufstieg autonomer Agenten die Rolle des Prüfers grundlegend. Da Routinebuchungen zunehmend an Algorithmen ausgelagert werden, wandelt sich die Rolle des menschlichen Buchhalters rapide zur „KI-Aufsicht” und zum Ausnahmemanagement. Eine Kompetenz, die viele Finanzteams erst noch vollständig entwickeln müssen.
Kann Deutschland diesen Spagat meistern – zwischen technologischem Vorpreschen und regulatorischer Vorsicht? Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Milliardeninvestitionen in sichere, prüfbare KI-Systeme münden oder zunächst an Compliance-Hürden scheitern.
Ausblick: Der kontinuierliche Monatsabschluss rückt näher
Mit Blick auf Anfang 2026 dürfte die KI-Integration im Rechnungswesen weiter beschleunigen, sobald die von SAP angekündigten „agentischen” Fähigkeiten allgemein verfügbar werden. Es ist eine Welle von „KI-First”-Transformationen zu erwarten, bei denen der traditionelle monatliche Abschlussprozess einem kontinuierlichen Echtzeit-Abschluss weicht.
Für den deutschen Mittelstand verschärft sich der Modernisierungsdruck. Während große Unternehmensplattformen diese KI-Features standardisieren, müssen kleinere Firmen auf Cloud-basierte Lösungen setzen, um mit den Effizienzgewinnen größerer Wettbewerber Schritt zu halten. Der Rest des Jahres 2025 wird davon geprägt sein, wie schnell Organisationen die Lücke zwischen ihren neuen KI-Budgets und den notwendigen Governance-Strukturen schließen können.
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