KI-PCs vor dem Aus? Arbeitsspeicher-Preise explodieren
01.12.2025 - 03:19:12Die Vision vom erschwinglichen KI-Computer für die Masse droht an drastisch steigenden Speicherpreisen zu scheitern. Hersteller streichen Produktstarts oder drosseln die Ausstattung – denn der RAM-Hunger der Cloud-Giganten lässt Consumer-Kunden leer ausgehen.
Eine Entwicklung, die noch vor wenigen Monaten undenkbar schien: Großhersteller verschieben ihre mit Spannung erwarteten KI-PC-Launches oder präsentieren abgespeckte Versionen. Der Grund? Die Kosten für Arbeitsspeicher-Module schießen durch die Decke. Verantwortlich ist ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb: Während Google, Microsoft und Meta ihre Rechenzentren mit Hochleistungsspeicher für KI-Modelle vollstopfen, bleiben PC-Hersteller auf dem Trockenen.
Einem Bericht der südkoreanischen Wirtschaftszeitung ChosunBiz zufolge stecken vor allem die großen Player aus Fernost in der Klemme. KI-Computer benötigen mindestens 16 GB schnellen Arbeitsspeicher, um lokale KI-Funktionen flüssig zu bewältigen. Doch genau diese DDR5- und LPDDR5X-Module haben sich im Jahresvergleich um rund 70 Prozent verteuert. Bei bestimmten Hochleistungs-Varianten sprechen Brancheninsider sogar von einem Preissprung um 170 Prozent.
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„PC-Unternehmen, die neue KI-Serien vorbereitet hatten, müssen nun Markteinführungen verschieben oder die Ausstattung herunterfahren”, heißt es in dem Bericht. Die Zwickmühle ist perfekt: Höhere Verkaufspreise verschrecken kostenbewusste Kunden. Wer hingegen unter die magische Grenze von 16 GB rutscht, verkauft Geräte, die ihre beworbenen KI-Features kaum mehr vernünftig ausspielen können.
Während Dell und HP mit langfristigen Lieferverträgen noch etwas Luft haben, trifft es kleinere Systemhäuser mit voller Wucht. CyberPowerPC, bekannter Anbieter maßgeschneiderter Gaming-PCs, kündigte diese Woche drastische Preiserhöhungen an – gültig ab dem 7. Dezember 2025. Der Grund: Die globalen Speicherkosten seien seit Oktober um unfassbare 500 Prozent gestiegen, SSD-Preise hätten sich verdoppelt.
Die Ankündigung löste einen Run auf Hardware zu aktuellen Konditionen aus. Wer noch zuschlägt, sichert sich die letzten Bestände zu 2024-Preisen.
Der “Superzyklus” frisst seine Kinder
Zahlen der Marktforschung bestätigen den Ernst der Lage. TrendForce meldete am 28. November einen massiven Anstieg der PC-DRAM-Vertragspreise im vierten Quartal 2025. Die Ursache liegt in einer radikalen Neuausrichtung der Speicher-Giganten Samsung, SK Hynix und Micron: Sie produzieren vorrangig margenstarken Server-Speicher für die KI-Industrie.
Für das Training gigantischer Sprachmodelle wie GPT-5 benötigen Rechenzentren gewaltige Mengen an High Bandwidth Memory (HBM) und Server-DDR5. „Lieferanten konzentrieren ihre Produktionskapazitäten primär auf High-End-Server-DRAM und HBM”, konstatiert TrendForce. „Das führt zu deutlich weniger Kapazität für PC-, Mobil- und Consumer-Chips.”
Die Folge: Selbst wenn PC-Hersteller bereit sind zu zahlen, fehlt schlicht die Produktionskapazität. „Wir erleben eine Marktspaltung”, erklärt ein Analyst aus Taipeh. „Enterprise-Kunden für Rechenzentren zahlen jeden Preis für Lieferungen. PC-Hersteller kämpfen um die Reste. Der ‚Einstiegs-KI-PC’ wird dadurch deutlich teurer als vor sechs Monaten prognostiziert.”
Industrie-Größen schlagen Alarm
Die Krise hatte sich in Analystenkonferenzen der vergangenen Woche bereits angekündigt. HP-Chef Enrique Lores warnte am 26. November, dass trotz ausreichender Komponentenvorräte steigende Speicherkosten ab Mai 2026 wohl Preise oder Ausstattung beeinflussen würden.
Dell-COO Jeff Clarke bemerkte am Dienstag, dass das Unternehmen noch nie eine derart rasante Kostenbewegung bei Komponenten erlebt habe. Besonders DRAM und SSDs würden knapp.
Das stellt die KI-PC-Vision von Microsoft, Intel und AMD massiv infrage. Die Branche hatte darauf gewettet, dass 2026 zum Durchbruchsjahr würde. Doch wenn die Grundkomponenten für lokale KI-Modelle unbezahlbar bleiben, könnte die Adoption dramatisch stocken.
Keine Besserung in Sicht
Der Konsens unter Analysten ist ernüchternd: Die hohen Preise bleiben mindestens bis weit ins Jahr 2026 bestehen.
Kapazitätsengpässe: Die großen Speicherfabriken sind von Hyperscalern wie Google, Microsoft und Meta für KI-Infrastruktur ausgebucht. Für Consumer-RAM bleibt kaum Luft.
Ausstattungs-Rückschritt: Im mittleren Preissegment könnten wieder Laptops mit nur 8 GB RAM auftauchen – ein Rückschritt für Performance-Fans. Diese Geräte würden auf langsame Cloud-basierte KI-Verarbeitung setzen statt auf lokale Rechenpower.
Kaufempfehlung: Experten raten Verbrauchern, die ein Upgrade planen, schnell zu handeln. Mit CyberPowerPCs Preiserhöhung am 7. Dezember und weiteren Anbietern, die wohl nachziehen werden, schließt sich das Zeitfenster für Hardware zu 2024-Preisen rasant.
Der Kollisionskurs zwischen boomender Enterprise-KI-Nachfrage und den Kostenzwängen des Consumer-Marktes könnte die versprochene Demokratisierung der KI-Hardware auf Jahre verzögern.
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