Klassenzimmer, Jugendliche

KI im Klassenzimmer: Wie Jugendliche zwischen Innovation und Bildschirmsucht gefangen sind

18.11.2025 - 08:12:12

Eine aktuelle Studie offenbart ein Paradox: Deutsche Jugendliche nutzen Künstliche Intelligenz selbstverständlich für die Schule – doch gleichzeitig verlieren zwei Drittel die Kontrolle über ihre Handyzeit. Die JIM-Studie 2025 zeigt eine Generation im Spannungsfeld zwischen technologischem Fortschritt und digitalem Kontrollverlust.

Während KI-Tools zum festen Bestandteil des Lernalltags werden, kämpfen die meisten Heranwachsenden mit Schlafmangel und exzessiver Bildschirmzeit. Was bedeutet das für eine Generation, die mit Algorithmen aufwächst?

Fast drei Viertel der 12- bis 19-Jährigen setzen KI für Hausaufgaben und Lernen ein – ein deutlicher Sprung gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlen sprechen für sich:

  • 70 % nutzen KI zur allgemeinen Informationssuche (Vorjahr: 43 %)
  • 74 % verwenden KI-Anwendungen für schulische Zwecke
  • 57 % vertrauen den von KI gelieferten Informationen

Damit hat sich Künstliche Intelligenz nach klassischen Suchmaschinen als zweitwichtigstes Recherche-Tool etabliert. Die Technologie ist für viele längst kein Experiment mehr, sondern pragmatischer Alltagshelfer im Bildungsalltag.

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Vier Stunden täglich: Der hohe Preis der Vernetzung

Doch die Medaille hat eine Kehrseite. Die durchschnittliche Bildschirmzeit liegt bei knapp vier Stunden täglich. Bei den 18- bis 19-Jährigen sind es sogar viereinhalb Stunden. Die Folgen sind spürbar:

68 % der Jugendlichen geben an, ihre Nutzungszeit nicht regulieren zu können. Rund 30 % berichten von morgendlicher Müdigkeit, weil sie nachts zu spät das Smartphone weglegen.

Paradox: Eine europaweite Vodafone-Studie zeigt, dass 73 % der jungen Menschen ihre Bildschirmzeit aktiv reduzieren möchten. Der Wunsch ist da – die Umsetzung scheitert an der Realität personalisierter Algorithmen und endloser Feeds.

“Gruselig gut”: Wenn Algorithmen zu genau treffen

Jugendliche wissen genau, wie TikTok und Instagram funktionieren. Viele “trainieren” den Algorithmus gezielt durch Liken und Teilen. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien stellte fest: Das Bewusstsein für algorithmische Empfehlungen ist hoch.

Trotzdem beschreiben viele ein “gruseliges” Gefühl – beobachtet und analysiert zu werden. Diese Ambivalenz prägt die Medienerfahrung: Die Personalisierung wird als nützlich empfunden, gleichzeitig entsteht ein Gefühl des Kontrollverlusts.

Die Algorithmen sind darauf optimiert, Nutzer möglichst lange auf der Plattform zu halten. Ein Teufelskreis aus technischer Raffinesse und menschlicher Schwäche.

Neue Gefahren: KI-Spielzeug und Deepfakes

Die Risiken gehen über soziale Medien hinaus. US-Verbraucherschützer warnen vor KI-gestütztem Spielzeug, das Gespräche im Kinderzimmer aufzeichnet und potenziell gefährliche Ratschläge erteilt.

Noch bedrohlicher: 67 % der Jugendlichen sind im letzten Monat auf Fake News gestoßen. Experten von jugendschutz.net warnen, dass generative KI die Erstellung täuschend echter Deepfakes vereinfacht. Die Hemmschwelle für digitale Übergriffe, Mobbing und Extremismus sinkt dramatisch.

Die PISA-Studie 2022 offenbart das Dilemma: Zwei Drittel der 15-Jährigen fühlen sich kompetent bei der Informationssuche – aber nur 47 % können die Qualität der Inhalte richtig einschätzen.

EU greift durch: Neue Regeln für Plattformen

Die Europäische Kommission reagiert. Im Juli 2025 veröffentlichte sie neue Leitlinien im Rahmen des Digital Services Act. Ziel: manipulative Designmerkmale eindämmen.

Konkret im Visier:
* Lesebestätigungen
* Autoplay-Funktionen
* Übermäßige Push-Benachrichtigungen

Seit Februar 2025 gelten bereits erste Regeln des EU AI Act. Seit August sind strengere Pflichten für KI-Modelle mit allgemeinem Verwendungszweck verbindlich. Der risikobasierte Ansatz bedeutet: Je sensibler der Einsatzbereich, desto strenger die Anforderungen.

Für KI-Systeme in der Bildung und für Kinderprodukte werden die Prüfungen künftig deutlich schärfer.

Der schmale Grat zwischen Chance und Risiko

Die Studienergebnisse werfen eine zentrale Frage auf: Kann eine Generation, die mit KI aufwächst, den Balanceakt zwischen technologischem Nutzen und gesunder Selbstregulierung meistern?

Experten sind sich einig: Regulierung allein reicht nicht. Medienkompetenz muss in Schulen und Elternhäusern systematisch gefördert werden. Der kritische Umgang mit KI und digitalen Inhalten ist keine Zusatzqualifikation mehr – er ist Grundvoraussetzung.

Die Debatte über KI als innovativen Alltagshelfer oder datenhungriges Kontrollinstrument wird Gesellschaft, Entwickler und Gesetzgeber noch Jahre beschäftigen. Die aktuelle Generation Jugendlicher ist dabei nicht nur Versuchskaninchen, sondern auch Vorreiter einer neuen digitale Realität.

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