KI-Durchbruch, Mittelständler

KI-Durchbruch: Jeder fünfte Mittelständler nutzt Künstliche Intelligenz

24.11.2025 - 18:40:11

Berlin/Wiesbaden – Die deutschen Mittelständler haben ihre Zurückhaltung überwunden: 20 Prozent aller Unternehmen setzen mittlerweile auf Künstliche Intelligenz – ein Sprung von acht Prozentpunkten innerhalb eines Jahres. Doch die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamts erzählen nur die halbe Wahrheit. Parallel läuft eine “stille Revolution” in den Büros: Mitarbeiter integrieren KI-Tools auf eigene Faust – oft ohne Wissen von IT oder Personalabteilung.

Für HR-Abteilungen und Rechtsberater wird diese Diskrepanz zum Spagat zwischen Innovation und Compliance. Während das Management noch Strategien entwickelt, experimentieren die Beschäftigten längst mit ChatGPT und Co. Was bedeutet das für Datenschutz, Arbeitsrecht und die geplante Reform des Beschäftigtendatenschutzes?

Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete am 25. November 2024 einen deutlichen Anstieg: Lag die KI-Nutzung 2023 noch bei 12 Prozent, sind es nun 20 Prozent aller Unternehmen. Die Effizienzgewinne durch generative KI und Automatisierung haben offenbar überzeugt.

Allerdings zeigt sich ein klares Gefälle nach Unternehmensgröße. Großkonzerne mit mehr als 250 Mitarbeitern führen mit 48 Prozent deutlich. Mittlere Betriebe (50-249 Beschäftigte) kommen auf 28 Prozent, während kleine Unternehmen (10-49 Mitarbeiter) mit 17 Prozent noch zögern.

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Der Sprung von 12 auf 20 Prozent binnen zwölf Monaten belegt: KI wandelt sich vom theoretischen Schlagwort zum praktischen Werkzeug. Doch die Statistik erfasst nur offiziell genehmigte Systeme. Die tatsächliche Nutzung liegt deutlich höher – mit allen rechtlichen Konsequenzen.

Die versteckte Integration: Mitarbeiter preschen vor

Eine aktuelle Studie von Microsoft Deutschland und Civey vom November 2024 bringt Licht in den Schatten. Unter dem Titel “KI als Innovationstreiber” wurde die reale Nutzung untersucht: Rund 20,1 Prozent der Büroangestellten verwenden wöchentlich KI-Anwendungen – für Texterstellung, Datenanalyse oder Übersetzungen.

Entscheidend dabei: Die Initiative geht meist von den Beschäftigten selbst aus, nicht von der Geschäftsführung. Das Phänomen “Bring Your Own AI” (BYOAI) zeigt sich deutschlandweit. Mitarbeiter suchen eigenständig nach Lösungen für ihre Arbeitslast – oft ohne die zentrale IT-Abteilung einzubeziehen.

Diese Eigeninitiativen zeugen von hoher Innovationsbereitschaft, bergen aber erhebliche Risiken. “Shadow IT” nennen Experten das Problem: unkontrollierte Software-Nutzung außerhalb der IT-Governance. Für Personalabteilungen bedeutet das einen Paradigmenwechsel. Es geht nicht mehr nur um technische Implementierung, sondern um Mitarbeiterfokus – klare Leitplanken, die schützen ohne zu bremsen.

Rechtliche Dimension: Das neue Beschäftigtendatenschutzgesetz

Der KI-Boom trifft auf einen kritischen Moment im deutschen Arbeitsrecht. Im November 2024 debattieren Experten intensiv über das geplante Beschäftigtendatenschutzgesetz. Der Gesetzentwurf soll endlich Klarheit schaffen, wie Mitarbeiterdaten verarbeitet werden dürfen – besonders bei KI-gestützter Leistungsanalyse.

KI-Systeme können massive Mengen an Leistungsdaten auswerten. Wo endet “Prozessoptimierung” und wo beginnt “Verhaltensüberwachung”? Arbeitsrechtler großer Kanzleien warnen: Ohne spezifische Betriebsvereinbarungen und klare Datenschutzrichtlinien drohen empfindliche Bußgelder – sowohl nach DSGVO als auch nach den kommenden nationalen Regelungen.

Die Kombination aus Destatis-Zahlen und neuer Rechtslage macht eines klar: 2025 wird das Jahr der Compliance. Unternehmen, die informelle KI-Nutzung toleriert haben, müssen jetzt nachziehen. Welche Tools sind erlaubt? Wie werden Daten eingegeben? Dürfen KI-Ausgaben für Personalentscheidungen genutzt werden – und wenn ja, mit welcher menschlichen Kontrolle?

Deutschland im EU-Vergleich: Vorsicht vor Vorsprung

Die 20 Prozent markieren Fortschritt, doch im EU-Vergleich bleibt Luft nach oben. Deutschland liegt über dem EU-Durchschnitt von 8-12 Prozent, aber hinter digitalen Vorreitern wie Dänemark und Finnland.

Der “deutsche Weg” bei der KI-Integration setzt auf Rechtssicherheit und Datenschutz. Anders als das Silicon-Valley-Motto “Move fast and break things” priorisieren deutsche Mittelständler sichere, konforme Implementierung. Diese Vorsicht bremst zunächst, könnte sich aber als Vorteil erweisen: Wenn der EU AI Act vollständig greift, sind Unternehmen mit etablierten Governance-Strukturen im Vorteil.

Ausblick 2025: Das Jahr der Qualifizierung

Für 2025 verschiebt sich die Frage vom “Ob” zum “Wie”. Die zentrale Herausforderung für HR-Verantwortliche: Weiterbildung. Die Belegschaft ist bereit und willig – das zeigen die Microsoft/Civey-Daten. Der Engpass liegt bei formeller Schulung und strategischer Ausrichtung.

Erwartbar ist eine Welle neuer Betriebsvereinbarungen speziell zu generativer KI im ersten und zweiten Quartal 2025. Zudem dürfte sich die Schere zwischen Großunternehmen (48 Prozent) und Kleinbetrieben (17 Prozent) schließen. KI-Funktionen werden zunehmend in Standardsoftware integriert – etwa durch Microsoft Copilot. Das demokratisiert den Zugang auch für kleinere Akteure ohne eigene Infrastruktur.

Die Botschaft der aktuellen Zahlen ist eindeutig: KI-Integration ist kein IT-Projekt von oben mehr, sondern ein unternehmensweiter Kulturwandel. Erfolg setzt einen starken Mitarbeiterfokus voraus – mit klaren Regeln, umfassender Schulung und rechtlicher Absicherung. Der deutsche Mittelstand steht vor einem Balanceakt zwischen Innovation und Verantwortung.

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