KI-Browser, Albtraum

KI-Browser: Der neue Albtraum für den Datenschutz

06.10.2025 - 22:31:02

Neue KI-Browser sammeln umfassende Nutzerdaten selbst im Inkognito-Modus und verstoßen gegen Datenschutzgesetze, während Sicherheitsexperten vor gravierenden Risiken warnen.

Eine neue Generation künstlich intelligenter Webbrowser verspricht revolutionäre Online-Erlebnisse – doch Cybersicherheits-Experten schlagen Alarm. Die scheinbar hilfreichen KI-Assistenten entpuppen sich als digitale Datenkraken, die selbst im Inkognito-Modus umfassende Nutzerprofile erstellen.

Die Verlockung ist groß: KI-Browser können Artikel zusammenfassen, E-Mails verfassen und komplexe Online-Aufgaben automatisieren. Doch dieser Komfort hat seinen Preis. Eine aktuelle Analyse des Cybersicherheits-Unternehmens Surfshark stuft Googles Gemini in Chrome mobile als regelrechten „Datenschutz-Albtraum“ ein. Der Browser sammelt Namen, präzise Standorte, Surf-Verhalten, Zahlungsdaten und sogar ethnische Informationen – alles direkt verknüpft mit individuellen Nutzerprofilen.

Der Wettlauf um die KI-Browser-Dominanz intensiviert sich dramatisch. Perplexity machte diese Woche seinen fortschrittlichen „agentischen“ Browser Comet kostenlos verfügbar. Doch die Eile beim Marktstart lässt offenbar Datenschutz-Standards auf der Strecke.

Digitaler Schatten: Beispiellose Datensammlung

Das wahre Ausmaß der Überwachung offenbart eine bahnbrechende Studie von Forschern des University College London, der UC Davis und der Mediterranea-Universität. Sie untersuchten zehn populäre KI-Browser-Erweiterungen wie Microsoft Copilot, Merlin und Sider – mit erschreckenden Ergebnissen.

Die Tools übertragen komplette Webseiten-Inhalte an ihre Server, einschließlich vertraulicher Informationen wie Krankenakten und Sozialversicherungsnummern. Besonders alarmierend: Selbst im privaten Surf-Modus geht die Schnüffelei weiter. Der Merlin-Assistent erfasste Online-Banking-Details und Gesundheitsdaten während vermeintlich geschützter Sitzungen.

Diese Praktiken verstoßen möglicherweise gegen die europäische DSGVO und amerikanische Gesundheitsdatenschutz-Gesetze. Das Problem: Nutzer erfahren nie, wie ihre Daten verwendet oder gesichert werden.

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„Agentische“ KI: Neue Dimension der Bedrohung

Die nächste Browser-Generation bringt noch größere Sicherheitsrisiken mit sich. Sogenannte „agentische Browser“ führen selbstständig mehrstufige Aufgaben aus – von Terminbuchungen bis hin zu Einkäufen. Diese Autonomie macht sie zu Goldgruben für Cyberkriminelle.

Sicherheitsforscher demonstrierten verheerende „Prompt-Injection“-Angriffe: Versteckte Schadcode-Befehle auf Webseiten können die KI zu schädlichen Aktionen verleiten, ohne dass der Nutzer etwas bemerkt. Eine kürzlich entdeckte Schwachstelle namens „CometJacking“ zeigt das Ausmaß der Gefahr.

Ein einziger Klick auf einen manipulierten Link genügte, um Perplexitys Comet-Browser dazu zu bringen, sensible Daten aus Gmail-Konten zu extrahieren und an Angreifer zu senden. Experten warnen: Der hilfreiche Copilot wird mit einem Mausklick zur Insider-Bedrohung.

Geteilter Markt: Datenschutz-Alternativen im Aufwind

Die wachsende Kritik spaltet den Browser-Markt. Während Tech-Giganten auf Datensammlung setzen, verfolgen andere einen Privacy-First-Ansatz. Mozilla Firefox und Brave integrieren KI-Features, die direkt auf dem Nutzergerät laufen – sensible Daten verlassen nie den Computer.

Firefox bietet lokale Übersetzungen und KI-gesteuerte Tab-Gruppierung. Braves Leo-Assistent liefert Zusammenfassungen und Antworten, ohne Nutzer-Chats zu speichern oder zu teilen. Diese Browser beweisen: KI-Integration ohne Überwachung ist möglich.

Ausblick: Regulierung dringend gesucht

Die KI-Revolution bei Browsern markiert einen Wendepunkt für die digitale Privatsphäre. Cybersicherheits-Experten fordern dringende Regulierung und verlangen von Entwicklern, Sicherheit und Datenschutz von Grund auf mitzudenken – nicht als nachträglichen Gedanken.

Für Nutzer bedeutet diese neue Ära erhöhte Wachsamkeit. Experten raten zu datenschutz-orientierten Browsern, vorsichtiger Rechtevergabe an KI-Assistenten und Verzicht auf die Verarbeitung hochsensibler Daten wie Passwörter oder Finanzinformationen.

Der Browser-Krieg verlagert sich von Geschwindigkeit und Features hin zu Intelligenz und Autonomie. Doch der Kampf um die Nutzer-Privatsphäre war noch nie kritischer. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Branche den Spagat zwischen KI-Innovation und Datenschutz meistert.

@ boerse-global.de