KI-Betrug, Kriminelle

KI-Betrug: Kriminelle setzen auf automatisierte Täuschung

21.11.2025 - 14:19:12

Die Weihnachtseinkaufssaison 2025 beginnt mit düsteren Warnungen: Künstliche Intelligenz hat die Betrugslandschaft fundamental verändert.

Cybersecurity-Experten und Finanzinstitute schlagen Alarm – Kriminelle betreiben mittlerweile regelrechte „Betrugsfließbänder”, die durch KI-Automatisierung in nie dagewesener Geschwindigkeit und Qualität arbeiten. Während Verbraucher sich noch sicher fühlen, traditionelle Betrugsmaschen zu erkennen, macht ihnen eine neue Generation hyperrealistischer Deepfakes und automatisierter Täuschungsmanöver schwer zu schaffen.

Am vergangenen Dienstag veröffentlichte das Cybersecurity-Unternehmen Trend Micro einen wegweisenden Report, der die Entstehung hochautomatisierter Betrugssysteme dokumentiert. Die Analyse von Telemetriedaten zwischen Juni und September 2025 offenbart: Selbst Kriminelle mit geringen technischen Kenntnissen können heute raffinierte Angriffe in großem Maßstab durchführen.

Romance-Scams dominieren mit 77 Prozent aller gemeldeten Vorfälle. Besonders bedenklich: 45 Prozent der befragten Verbraucher glauben noch immer, Betrug an Rechtschreib- oder Grammatikfehlern erkennen zu können. Doch genau diese verräterischen Zeichen hat generative KI eliminiert – traditionelle Wachsamkeit läuft ins Leere.

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„Die Gefahr liegt nicht nur in der Technologie selbst, sondern darin, wie sie Geschwindigkeit und Qualität ermöglicht”, heißt es im Report. „Automatisierung verbindet die Schritte, sodass der gesamte Prozess nahezu eigenständig abläuft.”

Deepfakes beschleunigen Social Engineering dramatisch

Die Anti-Betrugs-Branche bestätigt den Trend. In einer gemeinsamen Umfrage der Association of Certified Fraud Examiners (ACFE) und des Analysekonzerns SAS, ebenfalls diese Woche veröffentlicht, berichten 77 Prozent der befragten Fachleute von einer dramatischen Zunahme Deepfake-gestützter Social-Engineering-Angriffe in den vergangenen 24 Monaten.

„KI verwischt die Grenze zwischen Wahrheit und Imitation”, erklärte Stu Bradley, Senior Vice President bei SAS. „Was einen versierten Betrüger früher Stunden oder Tage kostete, erledigt ein Modell heute in Sekunden.”

ACFE-Präsident John Gill bezeichnet KI als „eine der mächtigsten Bedrohungen” der Branche. Die Umfrage zeigt: Die Industrie versucht aufzuholen – 83 Prozent der Anti-Betrugs-Spezialisten planen, innerhalb der kommenden zwei Jahre selbst generative KI-Tools in ihre Abwehrsysteme zu integrieren.

Finanzsektor reagiert: Autonome Zahlungen und neue Limits

Die Finanzbranche kontert mit ambivalenten Strategien – einerseits technologischer Innovation, andererseits strikten Schutzmaßnahmen.

Am Mittwoch sprach Mastercard-CFO Sachin Mehra auf der 14. Citi FinTech-Konferenz über „Agentic Commerce” – ein Zukunftsszenario, in dem KI-Agenten autonom für Verbraucher einkaufen. Mastercard hat „Agent Pay”-Funktionen bereits mit ausgewählten US-Emittenten live geschaltet und plant, die Technologie bis Jahresende allen amerikanischen Partnern bereitzustellen.

„Es geht darum, unsere Betrugserkennungsfähigkeiten auf diese autonomen Zahlungen zu übertragen und damit Vertrauen zu schaffen”, betonte Mehra.

Zeitgleich führten britische Großbanken heute drastische Maßnahmen ein. Lloyds, Barclays und NatWest beschränken Abhebungen für Kunden über 60 Jahre – eine direkte Reaktion auf Daten, die zeigen, dass diese Altersgruppe dreimal häufiger Opfer großvolumiger Abhebebetrugsmaschen wird.

Die neuen Regelungen begrenzen tägliche Geldautomaten-Abhebungen auf 300 bis 1.000 Pfund. Wer in einer Filiale mehr als 1.000 Pfund abheben will, muss sich per Ausweis identifizieren. Trotz Beschwerden über eingeschränkte Flexibilität verteidigen die Banken die Maßnahmen: Diese „Reibung” sei ein notwendiger Bremseffekt gegen moderne Betrugstechniken.

Black Friday-Warnung: Explosion gefälschter Online-Shops

Mit dem Black Friday vor der Tür schafft die Kombination aus KI-Tools und Kaufrausch ein „Eldorado” für Cyberkriminelle.

Daten von TechRound (basierend auf NordVPN-Recherchen), die am Mittwoch publiziert wurden, zeigen einen massiven Anstieg gefälschter Retail-Websites. Die Zahl gefälschter Amazon-Shops stieg im Oktober um 232 Prozent gegenüber dem Vormonat, eBay-Imitationen explodierten sogar um 525 Prozent.

Lloyds Bank warnte bereits Anfang der Woche: Zwischen Januar und September 2025 erstattete die Bank ihren Kunden 2 Millionen Pfund durch Kartenchargeback-Verfahren – für Waren, die nie ankamen oder gefälscht waren. Betrugsexpertin Liz Ziegler mahnte: „Betrüger wissen, wie man sich einfügt.” Mithilfe von KI erstellen sie Storefronts, die von legitimen Händlern praktisch nicht zu unterscheiden sind.

Das Ende einfacher Warnsignale

Die Entwicklungen dieser Woche markieren einen Wendepunkt. Jahrelang lautete der Rat an Verbraucher simpel: Achten Sie auf Tippfehler, prüfen Sie URLs, seien Sie skeptisch bei schlechten Grafiken. Die Daten von Trend Micro und ACFE bestätigen: Diese Ära ist vorbei.

Die „Demokratisierung” der Cyberkriminalität bedeutet: Ein einzelner Akteur mit generativer KI kann heute Betrug in einer Qualität produzieren, die früher staatlich gesponserten Hackern vorbehalten war.

Die Branche reagiert zweigleisig. Unternehmen wie Mastercard entwickeln „KI gegen KI”-Abwehrsysteme, bei denen autonome Agenten Transaktionen in Echtzeit verifizieren. Traditionelle Banken hingegen setzen wieder auf physische Hürden – wie Abhebungslimits –, in der Erkenntnis, dass manchmal nur die Verlangsamung des menschlichen Elements automatisierte Angriffe stoppen kann.

Was Käufer jetzt wissen müssen

Wer in dieser Weihnachtssaison einkauft, sollte von einem grundlegenden Misstrauen ausgehen. Angebote, die zu gut klingen, um wahr zu sein, stammen wahrscheinlich von einem KI-„Fließband”, das auf Datendiebstahl ausgelegt ist.

Die Beweislast hat sich zurück zum Käufer verschoben. Für jeden Klick, jeden Tap und jede Transaktion gilt: null Vertrauen, maximale Überprüfung.

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