Kalifornien: Einzigartiger Browser-Opt-out wird Gesetz
09.10.2025 - 19:43:02Kalifornien führt revolutionäre Datenschutzgesetze mit Ein-Klick-Ausstieg aus Datenhandel ein. Parallel verstärkt Europa seine Datenschutzoffensive, während Cyberangriffe 2025 Rekordwerte erreichen.
Die Tech-Hauptstadt der USA verschärft den Datenschutz drastisch. Gouverneur Gavin Newsom unterzeichnete diese Woche drei wegweisende Gesetze, die Bürgern erstmals einen universellen Ein-Klick-Ausstieg aus Datenhandel ermöglichen.
Die am Mittwoch verabschiedeten Regelungen kommen zu einem kritischen Zeitpunkt: 2025 verzeichnet bereits jetzt Rekordzahlen bei Cyberangriffen, während auch europäische Behörden gleichzeitig ihre Datenschutz-Offensive verstärken. Ein klares Signal – die Ära lockerer Datenschutzbestimmungen geht zu Ende.
Revolution für Browser: Opt-out per Klick statt Umweg
Das Herzstück der neuen Gesetze revolutioniert den Umgang mit Datenschutz im Netz. Künftig müssen Browser und Plattformen Kaliforniern einen einfachen Mechanismus bieten, um sich mit einem Klick aus dem Verkauf oder der Weitergabe ihrer Daten auszuklinken.
Bisher war das nur über umständliche Drittanbieter-Tools oder spezielle Privacy-Browser möglich. Die neue Regelung macht Schluss mit dem mühsamen Durchklicken komplexer Website-Einstellungen.
Zwei weitere Schutzmaßnahmen ergänzen das Paket: Social-Media-Unternehmen müssen künftig einen klaren Account-Löschprozess anbieten, der alle Nutzerdaten vollständig entfernt. Zusätzlich werden die Transparenz-Anforderungen für Datenhändler verschärft – Verbraucher erfahren genauer, welche Informationen über sie gesammelt und an wen weitergegeben werden.
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Millionen-Strafen zeigen: Behörden meinen es ernst
Dass Kalifornien nicht nur Gesetze verabschiedet, sondern auch durchsetzt, bewies die California Privacy Protection Agency Ende September. Das Unternehmen Tractor Supply Company musste eine Rekordstrafe von 1,35 Millionen Euro zahlen – wegen mangelhafter Opt-out-Mechanismen und unzureichender Aufklärung von Bewerbern über ihre Datenschutzrechte.
Die Botschaft ist unmissverständlich: Wer die Datenschutzgesetze ignoriert, riskiert empfindliche Strafen.
Europa zieht nach: Neue Klarstellungen zu DMA und GDPR
Auch auf der anderen Seite des Atlantiks bewegt sich einiges. Am Dienstag verabschiedete das Europäische Parlament seine Position zur geplanten „Better Data Sharing Regulation“ für Finanzdienstleister.
Noch bedeutsamer: Die EU-Kommission und der Europäische Datenschutzausschuss starteten heute eine öffentliche Konsultation zu den Wechselwirkungen zwischen Digital Markets Act und DSGVO. Die finalen Richtlinien sollen 2026 Klarheit für Unternehmen schaffen, die sich im Geflecht der EU-Regularien zurechtfinden müssen.
Gleichzeitig bestätigte das britische Upper Tribunal: UK-Datenschutzrecht gilt auch für ausländische Unternehmen wie die Gesichtserkennungsfirma Clearview AI, wenn sie britische Bürger überwachen.
Rekordjahr für Cyberattacken treibt Regulierung voran
Der Zeitpunkt für schärfere Datenschutzgesetze könnte nicht passender sein. Die erste Jahreshälfte 2025 verzeichnete bereits 11 Prozent mehr Datenpannen als im Vorjahr – Tendenz steigend.
Besonders dramatisch: Supply-Chain-Attacken nehmen zu, bei denen Kriminelle über einen gehackten Dienstleister Zugang zu dutzenden Kundenunternehmen erlangen. Der Gesundheitssektor traf es besonders hart – allein im dritten Quartal wurden 9,5 Millionen Patientendaten kompromittiert.
Diese Bedrohungslage zwingt Unternehmen zum Umdenken. Statt reiner Compliance-Abhakerei setzen sie auf proaktive Sicherheitsstrategien: regelmäßige Risikoanalysen, Datenverschlüsselung und umfassende Mitarbeiterschulungen.
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Flickenteppich USA trifft EU-Einheitslinie
Zwei Kontinente, zwei Ansätze, ein Ziel: mehr Datensouveränität für Bürger. Während die USA auf einen Flickenteppich staatlicher Regelungen setzen – angeführt von Kalifornien, Colorado und Virginia – verfolgt Europa einen einheitlichen Top-down-Ansatz mit DSGVO, Data Act und DMA.
Doch trotz unterschiedlicher Methoden kristallisiert sich dasselbe Ergebnis heraus: Das Machtgefälle zwischen Verbrauchern und datensammelnden Konzernen soll ausgeglichen werden.
Ausblick: Ära der nachprüfbaren Compliance beginnt
Für Unternehmen ist die Botschaft aus Sacramento, Brüssel und London eindeutig: Vage Datenschutzerklärungen und umständliche Opt-out-Verfahren gehören der Vergangenheit an.
In den kommenden Monaten müssen Firmen ihre Websites und internen Prozesse grundlegend überarbeiten. Das bedeutet: universelle Opt-out-Signale respektieren, Account-Löschung vereinfachen und gründliche Cybersecurity-Audits durchführen.
Spätestens 2026 wird sich entscheiden, wer die neuen Standards ernst nimmt. Bei steigenden Kosten für Datenpannen und verstärkter Durchsetzung durch Behörden wird Verbrauchervertrauen zur Überlebensfrage – nicht nur fürs Image, sondern für das Geschäftsmodell selbst.