Iris-Scan, PIN

Iris-Scan statt PIN: Die Zukunft des Bezahlens

14.11.2025 - 06:01:12

Die Finanzbranche macht ernst mit der Abkehr von Passwörtern und Kartennummern. Zwei bahnbrechende Ankündigungen diese Woche zeigen, wohin die Reise geht: Ant International präsentierte ein Bezahlsystem mit Iris-Scan in Smart Glasses, während Mastercard das Ende manueller Karteneingaben im Online-Handel bis 2030 einläutete. Parallel dazu verschärft die britische Regierung die Cybersecurity-Vorgaben für kritische IT-Dienstleister – ein deutliches Signal, dass digitale Sicherheit zur Chefsache wird.

Was nach Science-Fiction klingt, ist bereits Realität: Die Zukunft des Bezahlens liegt nicht mehr in dem, was wir wissen oder besitzen, sondern in dem, was wir sind. Doch kann diese schöne neue Welt der biometrischen Authentifizierung wirklich halten, was sie verspricht?

Ant International hat am Mittwoch eine Weltneuheit vorgestellt: Alipay+ GlassPay ermöglicht erstmals das Bezahlen per Iris-Scan direkt über Smart Glasses. In Kooperation mit Herstellern wie Xiaomi und Meizu entwickelt, vergleicht das System über 260 biometrische Merkmale des Auges – ein simpler Blick genügt zur Identitätsbestätigung.

Die Technologie soll besonders fälschungssicher sein. Künstliche Intelligenz und fortschrittliche Lebenderkennung verhindern Betrugsversuche mit Fotos, Videos oder selbst 3D-Masken. „Smart Glasses entwickeln sich zur neuen Schnittstelle für interaktiven Handel und verbinden physische mit digitalen Einkaufserlebnissen”, erklärt Ant International. Die Innovation verspricht nahtloses Bezahlen überall dort, wo sich der Kunde gerade befindet – inklusive virtueller Anprobe und interaktiver Produktpräsentation direkt im Sichtfeld.

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Der Markt gibt dem Unternehmen recht: Bis 2029 soll sich der weltweite Absatz von Smart Glasses auf 18,7 Millionen Einheiten fast versiebenfachen. Zum Vergleich: Das entspräche in etwa der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen, die dann alle eine solche Brille tragen würde.

Mastercard dreht Kreditkartennummern den Hahn ab

Während Biometrie den Nutzer absichert, nimmt Mastercard die Transaktionsdaten selbst ins Visier. Der Zahlungsriese kündigte diese Woche an, bis 2030 alle Online-Zahlungen im asiatisch-pazifischen Raum vollständig zu tokenisieren – manuelle Karteneingaben und Passwörter werden damit überflüssig. In Schlüsselmärkten wie Singapur, Malaysia und Vietnam soll das Ziel bereits 2027 erreicht sein.

Tokenisierung ersetzt sensible Kartendaten durch einen einzigartigen digitalen Code, der für Betrüger selbst bei Abfang wertlos ist. Die tatsächliche Kartennummer verlässt niemals das sichere Netzwerk. Diese Strategie ist eine direkte Antwort auf explodierende Online-Betrugszahlen: Betrug ohne physische Karte liegt siebenmal höher als im stationären Handel.

Die Rechnung geht auf: Händler, die bereits Tokenisierung einsetzen, verzeichnen bis zu 6 Prozent höhere Genehmigungsraten bei Zahlungen. Mastercard argumentiert, dass Tokenisierung in Kombination mit Biometrie sowohl Sicherheit als auch Nutzererlebnis dramatisch verbessern kann – eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Großbritannien rüstet das digitale Fundament auf

Doch was nützt die beste Verschlüsselung, wenn die Infrastruktur dahinter wackelt? Die britische Regierung führte am Mittwoch den „Cyber Security and Resilience Bill” im Parlament ein – ein Gesetz, das erstmals mittelgroße und große IT-Dienstleister sowie Rechenzentren in die Pflicht nimmt.

Diese Unternehmen verwalten Cloud-Speicher, IT-Systeme und Cybersecurity-Lösungen, auf die Banken und Fintechs angewiesen sind. Künftig müssen sie klar definierte Sicherheitsstandards erfüllen und erhebliche Cyber-Vorfälle innerhalb von 24 Stunden an Behörden und betroffene Kunden melden. Ein vollständiger Bericht ist nach 72 Stunden fällig.

Die Botschaft ist unmissverständlich: Die digitale Lieferkette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Mit der Regulierung von Managed Service Providern und Rechenzentren schließt Großbritannien eine kritische Sicherheitslücke im finanziellen Ökosystem.

KI als Waffe und Schild zugleich

Auf dem Singapore FinTech Festival dominierte diese Woche ein Thema: Künstliche Intelligenz als zweischneidiges Schwert. Während Kriminelle KI für automatisierte Angriffe im industriellen Maßstab nutzen, setzen Finanzinstitute dieselbe Technologie für intelligente Betrugserkennung und mehrschichtige Authentifizierung ein.

Die Bedeutung von KI-Sicherheit spiegelt sich auch im Investoreninteresse wider. Sweet Security, spezialisiert auf Echtzeitschutz für Cloud- und KI-Umgebungen, sammelte am 13. November 75 Millionen Euro in einer Series-B-Finanzierungsrunde ein. Das Unternehmen entwickelt Sicherheitslösungen für den gesamten KI-Lebenszyklus – ein deutliches Zeichen, dass die Industrie aufrüstet.

Der Wettlauf ist eröffnet: Kriminelle Netzwerke agieren heute wie globale Konzerne mit ausgefeilten Geschäftsmodellen. Die Cybersecurity-Branche muss schneller, intelligenter und proaktiver werden, um mit dieser Bedrohung Schritt zu halten.

Das Ende der Passwort-Ära

Die parallelen Entwicklungen dieser Woche zeichnen ein klares Bild: Die Finanzindustrie vollzieht einen radikalen Paradigmenwechsel. Weg von statischen, wissensbasierten Sicherheitsmethoden (Passwörter, PINs) hin zu einem dynamischen, mehrschichtigen Modell. Biometrische Identifikation, kryptografischer Datenschutz und KI-gestützte Echtzeit-Überwachung bilden die drei Säulen dieser neuen Sicherheitsarchitektur.

Doch der Weg ist steinig. Viele etablierte Banken kämpfen mit veralteten IT-Systemen, die schnelle Innovation behindern. Zudem wirft der zunehmende KI-Einsatz Fragen nach Governance, Transparenz und Risikomanagement auf. Können Kunden einer Technologie vertrauen, deren Entscheidungsprozesse sie nicht nachvollziehen können?

Die nächsten fünf Jahre werden entscheidend sein. Nur wenn Finanzinstitute, Regulierer und Tech-Innovatoren eng zusammenarbeiten, entsteht ein digitales Finanzökosystem, das nicht nur bequem, sondern fundamental belastbar ist. Die Ankündigungen dieser Woche sind ein vielversprechender Anfang – doch der Marathon hat gerade erst begonnen.

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