IQWiG, Akupunktur

IQWiG prüft Akupunktur bei Migräne-Prophylaxe

28.11.2025 - 12:30:11

Deutschland steht vor einer wegweisenden Entscheidung in der Akupunktur-Medizin. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat am 26. November seinen Vorbericht zur Wirksamkeit von Akupunktur bei Migräne-Vorbeugung veröffentlicht – ein Schritt, der die Kostenerstattung für Millionen Patienten neu regeln könnte.

Die Veröffentlichung fällt in eine Woche intensiver internationaler Diskussionen: Während in Asien Experten über die Modernisierung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beraten, erscheinen neue Studiendaten in renommierten Fachzeitschriften. Steht die Akupunktur vor dem Durchbruch in der evidenzbasierten Medizin?

Der vorläufige Bewertungsbericht (Vorbericht N25-01) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) untersucht den therapeutischen Nutzen manueller Nadelakupunktur zur Vorbeugung von Migräneattacken bei Erwachsenen. Dabei wird die Akupunktur mit zwei Kontrollgruppen verglichen: medikamentöse Prophylaxe und Patienten ohne medikamentöse Vorbeugung.

“Die vorläufigen Bewertungsergebnisse werden nun veröffentlicht, um wichtige Argumente oder Hinweise aus der Fachwelt einzubeziehen”, erklärt das IQWiG. Bis zum 23. Dezember 2025 können Fachkreise schriftliche Stellungnahmen einreichen.

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Für niedergelassene Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Akupunktur ist dieser Prozess von entscheidender Bedeutung. Bestätigt der Endbericht – erwartet im zweiten Quartal 2026 – einen nachweisbaren Nutzen, würde dies die Erstattungsfähigkeit und Leitlinienempfehlungen erheblich stärken.

Vietnam setzt auf Standardisierung der TCM

Parallel zur deutschen Regulierungsdebatte versammelte sich die internationale TCM-Gemeinschaft am 25. November in Hanoi. Der 21. Internationale Kongress zur Luobing-Theorie brachte Experten aus aller Welt zusammen.

Die Weltföderation der Chinesischen Medizingesellschaften und der vietnamesische Verband für traditionelle Medizin diskutierten die Anwendung der Luobing-Theorie (Kollateralkrankheitslehre) bei komplexen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, endokrinen Störungen und Atemwegserkrankungen.

Truong Viet Binh, Präsident des vietnamesischen Verbands, betonte bei der Eröffnung: Die Innovation der Luobing-Theorie diene als “erfolgreiches Modell für die Modernisierung traditioneller Medizin”. Der Trend ist eindeutig: weg von isolierten Verfahren, hin zu standardisierten, international kompatiblen Behandlungsmodellen.

ADHS-Studie dämpft Erwartungen

Wie schwierig der Weg zur Evidenz bleiben kann, zeigt eine gestern im British Medical Journal veröffentlichte Übersichtsarbeit. Forscher der Universität Southampton analysierten über 200 Meta-Analysen zu ADHS-Behandlungen.

Das Ergebnis für Akupunktur? Vielversprechend, aber mit Vorbehalten. Die Wissenschaftler bewerteten die Evidenzqualität als “niedrig” – zu kleine Stichproben, zu hohes Bias-Risiko. Für die evidenzbasierte Praxis bedeutet dies: Das Potenzial ist erkennbar, doch für eine Primärempfehlung fehlen große, methodisch saubere randomisierte Studien.

Onkologie: Akzeptanz hoch, Verfügbarkeit niedrig

Deutlich positiver fällt die Bilanz in der Krebsmedizin aus. Eine am 24. November in BMC Complementary Medicine and Therapies publizierte Studie der University of California, Irvine, befragte über 300 Onkologen weltweit.

Das Ergebnis: 70 Prozent haben integrative Ansätze – einschließlich Akupunktur – bereits zur Behandlung krebsbedingter Symptome wie Schmerzen und Fatigue empfohlen. Doch 80 Prozent beklagen, dass diese Angebote aufgrund von Versicherungs- und Kostenbarrieren untergenutzt bleiben. Eine Beobachtung, die direkt in die aktuelle deutsche Erstattungsdebatte hineinspielt.

Was Behandler jetzt tun sollten

Die Konvergenz von IQWiG-Prüfung und internationalen Studiendaten schafft dringenden Handlungsbedarf für die Weiterbildung deutscher Behandler.

Stellungnahme-Prozess nutzen
Für Ärzte mit Akupunktur-Zusatzbezeichnung steht zunächst die Kommentierungsfrist im Fokus. Fachgesellschaften wie die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) werden den N25-01-Bericht detailliert analysieren. Behandler sollten deren Stellungnahmen verfolgen – oft koordinieren diese Verbände wissenschaftliche Sammelstellungnahmen.

Evidenz-Kompetenz ausbauen
Die Kritik aus dem BMJ an der “niedrigen Evidenzqualität” unterstreicht: Künftige Fortbildungen müssen Forschungskompetenz stärker gewichten. Zu erwarten sind Schwerpunkte auf Studiendesign-Analyse, standardisierte Behandlungsprotokolle und integrative Zusammenarbeit mit Fachärzten.

Markt zwischen Regulierung und Akzeptanz

Die zeitgleiche Veröffentlichung deutscher Regulierungskriterien und globaler Wirksamkeitsdaten markiert einen Reifungsprozess. Anders als der spekulative “Wellness-Markt” früherer Jahre wird Akupunktur zunehmend denselben Health Technology Assessment (HTA)-Standards unterworfen wie Arzneimittel.

Ein positiver Abschlussbericht 2026 würde nicht nur die Versorgung für Migräne-Patienten sichern, sondern auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Akupunktur in Regelversorgungspfaden validieren. Gleichzeitig dient die ADHS-Studie als Realitätscheck: Breite Akzeptanz erfordert höhere Forschungsstandards.

Entscheidende Wochen bis Jahresende

Die nächsten vier Wochen sind kritisch. Nach Ablauf der Kommentierungsfrist am 23. Dezember 2025 ist eine wissenschaftliche Erörterung für den 20. Januar 2026 vorgesehen – sofern offene Fragen bestehen bleiben.

Global werden die Standardisierungsbemühungen aus Hanoi und die Evidenzforderungen aus dem BMJ die Agenda für 2026 prägen. Behandler sollten mit strengeren Nachweisanforderungen rechnen, aber auch mit größeren Chancen zur Integration in onkologische und schmerzmedizinische Behandlungspfade.


Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt keine medizinische Beratung dar. Fachkreise sollten für regulatorische Details die offiziellen IQWiG-Dokumente konsultieren.

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