Finanzierung/Investitionen, Produktion/Absatz

Insolvenzen, Konsumflaute und mäßige Umsätze: Der stationäre Einzelhandel in Deutschland erlebt schwierige Zeiten.

18.02.2024 - 14:13:39

MediaMarktSaturn-Chef: 'Wir investieren weiter in die Innenstädte'

Der Elektronikhändler MediaMarktSaturn will trotzdem langfristig auf seine Filialen setzen. "Wir investieren weiter in die Innenstädte und werden dort auch in Zukunft präsent sein. Deswegen sind wir auch immer auf der Suche nach neuen Standorten", sagte Karsten Wildberger, Chef von Ceconomy DE0007257503 sowie dessen Tochterunternehmen MediaMarktSaturn. Die Elektronikkette hat in Deutschland gut 400 Märkte mit knapp 20 300 Beschäftigten.

Die Debatte über eine mangelnde Attraktivität der Innenstädte ist für Wildberger eine "sehr deutsche Diskussion". In Italien und Spanien sieht er viele Beispiele für erfolgreich konzipierte Stadtzentren. "In den Niederlanden gelingt das im Bereich Einzelhandel sehr gut, die Innenstädte sehen toll aus." Dort werde in Sauberkeit, Erreichbarkeit und gute Parkmöglichkeiten investiert. Es gebe eine richtige Mischung aus Geschäften und Gastronomie, viele Orte zum Verweilen und ein anderes Bewusstsein. In Deutschland sei das genauso möglich. "Auch bei uns gibt es schöne Innenstädte, aber häufig fehlt die Inspiration." Händler und Politik seien gefragt, für mehr Attraktivität zu sorgen.

Die erneute Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof sieht Wildberger mit Sorge und rechnet mit Auswirkungen für die Innenstädte, wenn die Warenhauskette dort weniger präsent sein sollte. "Über die Gründe will ich nicht spekulieren. Jedes Unternehmen muss für sich den richtigen Weg finden, das geänderte Kundenverhalten in seinem Geschäftsmodell abzubilden." Er erwartet nach eigenen Worten nicht, dass Media-Markt und Saturn das gleiche Schicksal droht. "Wir müssen den Kunden auf allen Kanälen das anbieten, was er sucht. Die Menschen haben heute eine höhere Erwartungserhaltung. Dem müssen wir gerecht werden."

Märkte renoviert

Die Elektronikhandelskette habe viel Nachholbedarf gehabt, sagte Wildberger. Nun sieht er das Unternehmen gut aufgestellt. Man habe in Schulungen der Mitarbeiter investiert, die Hälfte der Märkte renoviert und Erlebnisbereiche eingeführt. Die Kunden könnten Staubsauger ausprobieren, sich Kaffeemaschinen nicht mehr nur anschauen, sondern auch testen, und Jugendliche könnten in speziellen Bereichen Computerspiele spielen. "Wir bieten den Kunden auf der Fläche ein Erlebnis an und sehen, dass das gut angenommen wird."

Dass es schwieriger wird, Besucher in die Filialen zu holen, glaubt Wildberger nicht. Es sei wichtig, sich Produkte anzuschauen, auszuprobieren und vergleichen zu können. "Von einem Fachberater im Markt erhalten die Kunden oft viel mehr Informationen als im Netz." Er setzt auf ein kanalübergreifendes Geschäftsmodell. Die Verzahnung von Online und stationärem Geschäft gelinge gut. 38 Prozent der Kunden holten die Waren in den Märkten ab und gingen dann noch einkaufen. Wildberger sieht für sein Geschäftsfeld einen Vorteil: "Technik wird das Leben von Menschen immer mehr beeinflussen. Der Trend ist für uns also sehr positiv." Gleichzeitig steige der Bedarf, sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden.

Mit Interesse verfolgt Wildberger die Ausbreitung chinesischer Onlineshops wie Temu. Viele der asiatischen Unternehmen setzten stark auf Social Commerce. "Sie vertreiben ihre Produkte sehr zielgruppengerichtet über soziale Netzwerke wie TikTok und anderen Plattformen oder nutzen Influencer. Davon können wir uns viel abgucken." Bei allen Anbietern müsse jedoch sichergestellt sein, dass sie sich an europäische Gesetze hielten. "Die Umsetzung der Regularien zu Einfuhrbestimmungen, Nachhaltigkeit und Lieferketten muss gewährleistet werden. Wir brauchen die gleichen Spielregeln für alle."

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Gedämpfte Kauflaune der Verbraucher vermiest Henkel den Jahresstart Der Konsumgüterkonzern Henkel DE0006048432 hat im ersten Quartal die trübere Verbraucherstimmung zu spüren bekommen. (Boerse, 08.05.2025 - 09:42) weiterlesen...

KORREKTUR: Gedämpfte Kauflaune der Verbraucher vermiest Henkel den Jahresstart. Absatz, letzter Satz wird klargestellt, dass die Klebstoffsparte organisch zugelegt hat.)DÜSSELDORF - Der Konsumgüterkonzern Henkel DE0006048432 hat im ersten Quartal die trübere Verbraucherstimmung zu spüren bekommen. (Im 3. (Boerse, 08.05.2025 - 08:09) weiterlesen...

Gedämpfte Kauflaune der Verbraucher vermiest Henkel den Jahresstart Der Konsumgüterkonzern Henkel DE0006048432 hat im ersten Quartal die trübere Verbraucherstimmung zu spüren bekommen. (Boerse, 08.05.2025 - 07:52) weiterlesen...

Deutsche Beteiligungs AG mit Gewinnrückgang - Weiterer Aktienrückkauf Die Deutsche Beteiligungs AG DE000A1TNUT7 (DBAG) will trotz eines Gewinnrückgangs im ersten Quartal erneut ein Aktienrückkaufprogramm auflegen und hält an der geplanten Dividendenzahlung fest. (Boerse, 08.05.2025 - 07:05) weiterlesen...

Rivian vor Milliarden-Geldspritze von Volkswagen Der Tesla-Herausforderer US88160R1014 Rivian US76954A1034 hat mit dem Erreichen eines Gewinnziels die Voraussetzung für eine Investition von Volkswagen DE0007664039 in Höhe von einer Milliarde Dollar erfüllt. (Boerse, 07.05.2025 - 06:06) weiterlesen...

Erste Group übernimmt das Zepter bei Santanders Polen-Tochter Die österreichische Großbank Erste Group AT0000652011 steigt für eine Milliardensumme bei der Polen-Tochter der spanischen Konkurrentin Santander ES0113900J37 ein. (Boerse, 05.05.2025 - 10:41) weiterlesen...