Infrastruktur-Zukunftsgesetz, Bauprojekte

Infrastruktur-Zukunftsgesetz: KI soll Bauprojekte um 30 Prozent beschleunigen

28.12.2025 - 15:44:12

Das neue Infrastruktur-Zukunftsgesetz ermöglicht den flächendeckenden Einsatz von KI in Genehmigungsverfahren. Pilotprojekte in München und Berlin testen bereits die Umsetzung.

Deutschlands Behörden setzen auf Künstliche Intelligenz, um Planungsverfahren radikal zu verkürzen. Das neue Infrastruktur-Zukunftsgesetz schafft den rechtlichen Rahmen – und erste Pilotprojekte laufen bereits.

Die Bundesregierung vollzieht eine historische Wende im Verwaltungsrecht. Mit dem kürzlich vom Kabinett beschlossenen Infrastruktur-Zukunftsgesetz wird Künstliche Intelligenz erstmals flächendeckend in öffentliche Planungs- und Genehmigungsverfahren integriert. Ziel ist es, Deutschlands berüchtigt langsame Infrastrukturprojekte deutlich zu beschleunigen. Noch vor dem finalen Parlamentsbeschluss starten München und Berlin bereits einen gemeinsamen Pilotversuch.

KI als Turbo für Genehmigungen

Das Herzstück des Gesetzes ist eine klare Vorgabe: KI-gestützte Tools sollen Verfahrensdauer um bis zu 30 Prozent reduzieren. Konkret autorisiert der Gesetzentwurf den Einsatz von KI zur Bearbeitung von Einwendungen und zur Analyse komplexer Planungsunterlagen.

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Die Automatisierung soll vor allem bei einem zentralen Engpass helfen: der Auswertung tausender Bürger-Einsprachen, die Bahn- und Autobahnprojekte oft jahrelang verzögern. KI-Systeme sollen diese Eingaben kategorisieren und vor bewerten – die endgültige Entscheidung bleibt jedoch beim menschlichen Sachbearbeiter.

„Diese rechtliche Klarheit war überfällig“, kommentiert ein Branchenexperte. Bislang scheuten Behörden den Einsatz von Algorithmen aus Angst vor Haftungsfragen. Das neue Gesetz schließt diese Lücke durch verbindliche technische Standards für Building Information Modeling (BIM) und KI-Datenverarbeitung.

München und Berlin starten Vorreiter-Projekt

Als direkte Reaktion auf den Gesetzentwurf gaben die Landeshauptstädte München und Berlin am vergangenen Freitag eine strategische Partnerschaft bekannt. Gemeinsam entwickeln sie eine rechtssichere KI-Architektur für Bauanträge, die dem neuen Bundesgesetz entspricht.

Im Fokus steht ein „standardisiertes digitales Ökosystem“. Dieses soll den nahtlosen Datenaustausch zwischen Kommunen und Bundesbehörden ermöglichen und damit der typisch deutschen IT-Zersplitterung entgegenwirken. Getestet werden Algorithmen, die Bauanträge automatisch auf Einhaltung der Bauvorschriften prüfen.

Mit dieser Initiative positionieren sich beide Städte als Early Adopter. Die Zusammenarbeit soll Blaupause für andere Kommunen werden und sicherstellen, dass bundesweit eingesetzte KI-Tools einheitlichen Datenschutz- und Verfahrensstandards genügen.

Spagat zwischen Tempo und Umweltschutz

Während die Wirtschaft den Effizienzschub begrüßt, melden Umweltverbände Bedenken an. Sie fürchten, dass die automatisierte „Priorisierung“ von Infrastrukturprojekten gründliche ökologische Prüfungen unterlaufen könnte.

Das Gesetz sieht vereinfachte Verfahren für Projekte „von überragendem öffentlichem Interesse“ vor – etwa beim Schienenausbau oder Brückenersatz. Kritiker argumentieren, auf Geschwindigkeit trainierte KI-Systeme könnten subtile Umweltauswirkungen übersehen.

Der Gesetzentwurf versucht diesen Interessenkonflikt auszubalancieren. So müssen alle KI-generierten Umweltverträglichkeitsprüfungen eine strenge menschliche Kontrolle durchlaufen. Neu sind zudem „standardisierte Artenschutzbewertungen“ – maschinenlesbare Datensätze, die KI-Systemen helfen, Konflikte mit geschützten Lebensräumen schnell zu identifizieren, ohne Schutzstandards abzusenken.

Rechtsexperten sehen darin einen Compliance-by-Design-Ansatz: Umweltschutzvorschriften werden direkt in die digitalen Planungswerkzeuge integriert.

Marktchance und Herausforderung für die Industrie

Für Bau- und Technologiebranche eröffnet das Gesetz einen Milliardenmarkt – und stellt sie vor erhebliche Anpassungsaufgaben. Ingenieurbüros müssen ihre Arbeitsprozesse auf BIM und digitale Einreichstandards umstellen. Für große Bundesprojekte wird die papierbasierte Planung schrittweise abgeschafft, durchgängige digitale Prozessketten werden verpflichtend.

Die finale Beratung im Bundesrat ist für Januar 2026 geplant. Angesichts des breiten politischen Konsenses über die Notwendigkeit schnellerer Planungsverfahren rechnen Beobachter mit einem zügigen Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens. Bei planmäßigem Verlauf könnten die KI-Compliance-Vorgaben für die Verwaltung bereits Mitte 2026 bindend werden.

Dass die Praxis nicht auf den finalen Stempel wartet, zeigt ein Wochenend-Bericht aus Hamburg: Dort testen Behörden bereits jetzt KI-Tools für den beschleunigten Ersatz der Norderelbbrücke. Die Frage ist nicht mehr, ob KI in der Verwaltung eingesetzt wird, sondern wie ihr Einsatz effektiv gesteuert werden kann – im Spannungsfeld zwischen Geschwindigkeit, Präzision und Rechtskonformität.

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