Industriebrände, Deutschland

Industriebrände erschüttern Deutschland: Neue Sicherheitsregeln werden Pflicht

05.12.2025 - 13:09:12

Eine Serie schwerer Industriefeuer hat diese Woche Deutschland alarmiert. Während Einsatzkräfte in Nordrhein-Westfalen und Bayern gegen die Flammen kämpften, diskutierten Experten in Köln über die Zukunft der Brandprävention. Denn 2025 treten verschärfte Arbeitsschutzregeln in Kraft – und die Vorfälle zeigen: Es ist höchste Zeit.

Die vergangenen 72 Stunden stellten die deutschen Rettungsdienste auf eine harte Probe. Zwei Großbrände verursachten Millionenschäden und zwangen die Behörden zu Gesundheitswarnungen für die Bevölkerung.

In Gattendorf (Kreis Hof) hielt ein massiver Brand in einer Recyclinganlage hunderte Feuerwehrleute von Mittwoch bis Donnerstagmorgen in Atem. Nach Polizeiangaben vom 4. Dezember brach das Feuer in einer Lagerhalle aus, die mit Papier und anderen Wertstoffen gefüllt war. Die Flammen breiteten sich rasant aus und erzeugten eine kilometerweite Rauchsäule.

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Ein Mitarbeiter wurde verletzt, die Anlage erlitt katastrophale Schäden. „Die Löscharbeiten dauerten bis in die Morgenstunden”, bestätigte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Der Fall zeigt einmal mehr, wie schwierig sich Brände in dicht gepackten Recyclingzentren bekämpfen lassen.

Erwitte: Giftiger Rauch legt sich über die Stadt

Nur wenige Tage zuvor spielten sich ähnliche Szenen in Erwitte (Kreis Soest) ab. Am Dienstag, dem 2. Dezember, ging ein Lagerhaus in Flammen auf, in dem hunderte Tonnen geschreddertes Plastik gestapelt waren. Rund 200 Einsatzkräfte rückten aus.

Das brennende Plastik erzeugte eine gewaltige Rußwolke, die sich über die Umgebung legte. Die Behörden warnten die Anwohner und rieten dringend, Fenster geschlossen zu halten. Zwar zeigten spätere Messungen keine akute Gefahr für die Bevölkerung – doch der Vorfall machte deutlich, wie explosiv Kunststofflager sein können.

Als wäre das nicht genug, ereignete sich am Donnerstag in Dresden-Klotzsche ein Chemieunfall in einem Labor. Phosphortrichlorid war ausgetreten, das Gebäude wurde evakuiert, vier Menschen kamen ins Krankenhaus. Auch wenn es sich nicht um einen klassischen Brand handelte: Der Gefahrguteinsatz unterstrich, wie wichtig umfassende Notfalltrainings sind – weit über simple Evakuierungsübungen hinaus.

ASR 2025: Was sich für Arbeitgeber ändert

Vor dem Hintergrund dieser Vorfälle gewinnen die neuen Vorschriften besondere Brisanz. Seit Ende 2025 greifen Aktualisierungen der Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), insbesondere zu Fluchtwegen und Notfallvorsorge.

Die überarbeitete ASR A2.3 schreibt nun „dynamische optische Sicherheitsleitsysteme” vor. Anders als statische Notausgangschilder passen sich diese Systeme der Lage an und leiten Beschäftigte aktiv von Gefahrenzonen weg – ein entscheidendes Feature bei komplexen Industriebränden wie jenen in Hof und Erwitte.

Auch die Digitalisierung des Arbeitsschutzes erhält einen rechtlichen Rahmen. Sicherheitsdokumentationen wie Brandschutzübungsprotokolle oder Wartungsberichte dürfen zunehmend digital geführt werden. Das soll Bürokratie abbauen und Sicherheitsbeauftragten ermöglichen, bei Kontrollen oder Notfällen sofort auf kritische Daten zuzugreifen.

Doch die Modernisierung bringt auch strengere Pflichten. Für Mitarbeiterunterkünfte ist die Installation von Rauchmeldern in allen Schlaf- und Aufenthaltsräumen jetzt zwingend vorgeschrieben – inklusive regelmäßiger, dokumentierter Wartung.

Köln: Wie Prävention im digitalen Zeitalter aussieht

Die Brände dieser Woche fielen zeitlich mit der VdS-FireSafety Cologne zusammen, einer führenden Branchenmesse, die gestern zu Ende ging. Sicherheitsverantwortliche, Ingenieure und Versicherer diskutierten dort über die neuesten Trends im baulichen und organisatorischen Brandschutz.

Ein zentrales Thema: intelligente Sensoren in Brandschutzkonzepten. Experten argumentierten, dass die Vorfälle in Hof und Erwitte möglicherweise hätten entschärft werden können, wenn Früherkennungssysteme thermische Anomalien in den Lagerstapeln schon vor der Flammenbildung erkannt hätten.

„Vorbeugender baulicher Brandschutz bedeutet heute nicht mehr nur Brandschutzmauern – es geht um intelligente Überwachung”, hieß es auf der Messe. Auch die Rolle der Brandschutzhelfer stand im Fokus. Ihre Ausbildung wird an die neuen ASR-Anforderungen angepasst. Das Fazit aus Köln: Compliance ist keine Checkliste, sondern der Aufbau eines widerstandsfähigen Systems, das auf dynamische Bedrohungen reagieren kann.

Was das für Unternehmen bedeutet

Das zeitliche Zusammentreffen der Großbrände mit den neuen Vorschriften offenbart eine kritische Schwachstelle der deutschen Industrie: die Lagerung brennbarer Wertstoffe. Sowohl in Hof als auch in Erwitte waren es gelagerte Materialien – Papier und Plastik –, die sich kaum löschen ließen, sobald sie einmal in Brand geraten waren.

Versicherer dürften solche Anlagen künftig deutlich genauer unter die Lupe nehmen. Die Einführung der ASR A2.3 mit ihren dynamischen Fluchtwegleitsystemen signalisiert einen regulatorischen Wandel: weg von „passiver” Compliance, hin zu „aktiven” Sicherheitsmaßnahmen. Für Unternehmen heißt das: Feuerlöscher und Notausgangschilder reichen nicht mehr. Das System muss nachweisen können, dass es Menschen aktiv in Sicherheit bringt.

Handlungsbedarf für 2026

Zum Jahresende sollten Unternehmen deutschlandweit sofortige Compliance-Audits ihrer Brandschutzmaßnahmen durchführen. Die Übergangsfristen für die neuen ASR-Regeln laufen – Sicherheitsbeauftragte sollten ihre Fluchtwegbeschilderung und digitalen Dokumentationssysteme jetzt modernisieren, um Bußgelder im kommenden Jahr zu vermeiden.

Die Ermittlungen zu den Bränden in Hof und Erwitte werden voraussichtlich weitere Erkenntnisse zu Lagerungssicherheitsprotokollen liefern. Branchenverbände rechnen damit, dass die Ergebnisse bis Mitte 2026 zu noch strengeren Richtlinien für die Lagerung von Recyclingmaterialien führen könnten.

Die Botschaft an Betriebsleiter ist klar: Überprüfen Sie Ihre Notfallpläne, schulen Sie Ihr Personal an den neuen digitalen Tools – und stellen Sie sicher, dass Ihre Präventivmaßnahmen der Aufgabe gewachsen sind. Die Feuer dieser Woche haben gezeigt, was passiert, wenn man das versäumt.

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