Indien, Zwangs-App

Indien streicht Zwangs-App nach Tech-Revolte

06.12.2025 - 00:30:12

Apple, Samsung und Google stellten sich quer – mit Erfolg. Die indische Regierung wollte ihre Cybersicherheits-App “Sanchar Saathi” auf allen Smartphones vorinstallieren lassen. Unlöschbar. Doch nach massivem Widerstand der Tech-Giganten und Protesten von Datenschützern rudert Neu-Delhi zurück.

Was als Sicherheitsmaßnahme verkauft wurde, drohte zum Überwachungsskandal zu werden. Jetzt ist die Pflicht-App vom Tisch.

Noch Anfang der Woche hatte das Telekommunikationsministerium Ernst gemacht: Alle Smartphone-Hersteller sollten binnen 90 Tagen die staatliche App fest ins System integrieren. Keine Deinstallation möglich, tiefe Systemrechte inklusive.

Apple machte sofort klar: Nicht mit uns. Der iPhone-Konzern, der Indien zunehmend als Produktionsstandort nutzt, verwies auf Sicherheitsbedenken. Eine staatliche Drittanbieter-Software mit derart weitreichenden Rechten könne die Integrität von iOS gefährden.

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Samsung und Google schlossen sich an. Die unausgesprochene Drohung: Sollte Indien auf der Vorschrift bestehen, könnten neue Flaggschiff-Modelle vom zweitgrößten Smartphone-Markt der Welt verschwinden. Ein wirtschaftliches und imageträchtiges Desaster für die aufstrebende Tech-Nation.

Kehrtwende als “Erfolg” verkauft

Am Mittwoch folgte die Kapitulation – offiziell als Kurswechsel deklariert. Die Installation bleibe “freiwillig”, teilte das Ministerium mit. Man setze auf die “wachsende organische Akzeptanz” der Bürger.

Die Zahlen sollten den Rückzug legitimieren:
* 14 Millionen Downloads bisher
* 600.000 neue Nutzer allein am Dienstag
* Täglich rund 2.000 gemeldete Betrugsfälle

Telekommunikationsminister Jyotiraditya Scindia betonte im Parlament, die App diene ausschließlich dem Schutz vor Cyberkriminalität. “Schnüffelei ist weder möglich noch geplant.” Dass die Regierung sie dennoch unlöschbar machen wollte, passte zu dieser Aussage allerdings nicht.

Datenschützer bleiben misstrauisch

Die Oppositionspartei Indian National Congress und die Internet Freedom Foundation hatten das Vorhaben scharf kritisiert. Eine unlöschbare App mit tiefen Systemrechten sei faktisch eine “staatliche Fußfessel”, so die Bürgerrechtsorganisation.

Die Befürchtung: Bewegungsprofile, Kommunikationsüberwachung, Dissidenten-Tracking. Technisch wäre das möglich gewesen – trotz aller Beteuerungen aus Neu-Delhi.

Jetzt warten Aktivisten auf die finale Fassung der überarbeiteten “Cyber Security Rules 2024”. Die Sorge bleibt, dass ähnliche Überwachungsmechanismen künftig subtiler eingeführt werden könnten – etwa über Netzwerk-Provider statt Gerätehersteller.

Globales Signal für Tech-Souveränität

Der Vorfall reiht sich in eine weltweite Debatte über staatliche Eingriffe in private Technologie ein. Russland schreibt die Vorinstallation bestimmter Apps bereits gesetzlich vor. Dass ausgerechnet Indien, oft als “größte Demokratie der Welt” bezeichnet, hier zurückweicht, ist bemerkenswert.

Für die Smartphone-Industrie ist es ein Präzedenzfall: Hersteller sind bereit, ihre Ökosysteme gegen staatliche Eingriffe zu verteidigen – selbst in strategisch wichtigen Märkten. Die Macht der Tech-Giganten hat sich einmal mehr gezeigt.

Vorerst können indische Smartphone-Nutzer aufatmen. Ihr Bildschirm gehört weiterhin ihnen – zumindest bis zur nächsten Cyber-Security-Initiative aus Neu-Delhi.

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