In einem Markt mit wenig Bewegung überwiegt weiter die bearishe Haltung der befragten Anlegerinnen und Anleger.
28.08.2025 - 09:14:53Börse Frankfurt-News: Nach oben vernagelt (Marktstimmung)
Ob das reicht, den Markt in Bewegung zu setzen, bezweifelt Joachim Goldberg.
28. August 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Zwar blicken die Börsianer hierzulande, was wichtige Nachrichten für die Finanzmärkte angeht, zurzeit oftmals mit bangem Blick in Richtung USA, und zwar vornehmlich auf politische Neuigkeiten. Aber selbst eine vielerorts als taubenhaft empfundene Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell beim Symposion in Jackson Hole am vergangenen Freitag vermochte den DAX nicht aus der Reserve zu locken. Am Vorwochenhoch von 24.441 Zählern war fast punktgenau Schluss, und seither befindet sich das Börsenbarometer wieder auf dem Rückzug.
Allerdings war die Handelsbandbreite seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung mit rund 1,7 Prozent nicht viel größer als in der Woche davor, aber am Ende steht im Vergleich zum vergangenen Mittwoch ein Minus von 0,8 Prozent. Und seit Mitte Juli verstärkt sich der Eindruck, als sei die "DAX-Welt" oberhalb von 24.500 Zählern mehr oder weniger vernagelt. Indes: Die Volatilität bleibt niedrig, und auch die Ausreißer nach unten sind überschaubar.
Bullishe Positionen weiter abgebaut
Aber wenn sogar der von US-Präsident Donald Trump forcierte "Umbau" der manchmal als wichtigsten Notenbank der Welt bezeichneten Fed - jüngst die Entlassung von FOMC-Mitglied Lisa Cook - selbst bei den Teilnehmern der US-Anleihemärkte erstaunlicherweise bislang bestenfalls ein Achselzucken auslöst, kann man schon gar nicht mit größeren Reaktionen der hiesigen Aktienmärkte rechnen.
Und so ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont zurzeit nicht gerade vor Aktivität sprühen. Allerdings ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche um 6 Punkte auf einen neuen Stand von -19 gefallen. Und zwar in erster Linie, weil frühere Bullen Gewinne mitgenommen und sich an die Seitenlinie begeben haben. Tatsächlich hat sich das Lager der Optimisten zum zweiten Mal hintereinander verkleinert: Dieses Mal notieren wir einen Rückgang von 5 Prozentpunkten, wobei sich nur ganz wenige der Wechselwilligen (unter 20 Prozent) direkt auf die Short-Seite begeben haben, das Gros ist zu den neutral gestimmten Akteuren gewechselt.
Wenig Veränderung gab es indes bei den Privatanlegern, zumal unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel mit -7 Punkten auf dem Niveau der Vorwoche verharrt. Allerdings hat sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären gegenüber der Vorwoche etwas erhöht. Während diejenigen Privatanleger, die wir über Social Media befragen, sich ein weiteres Mal, allerdings in geringem Umfang, weniger optimistisch zeigen, wird diese Stimmungsverschlechterung durch die übrigen Anlegenden aufgefangen.
Keine Lust auf neue Short-Positionen
Mit der heutigen Umfrage hat sich die leichte Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren aus der Vorwoche wieder etwas vergrößert. Unter dem Strich bleibt allerdings festzuhalten, dass vor allem bei den institutionellen Investoren lediglich bullishe Engagements reduziert wurden, der Drang, direkt auf die Short-Seite zu gehen, allerdings nicht ausgeprägt ist.
Dennoch befinden sich die Pessimisten bei den institutionellen Investoren mit einem Anteil von 44 Prozent klar in der Mehrheit - ein Anteil, der recht robust erscheint. Robust vor allen Dingen deswegen, weil die Pessimisten seit Wochen nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Denn um einen einigermaßen zufriedenstellenden Gewinn zu erzielen, müsste der DAX nach wie vor bis in den Bereich von 23.850/900 fallen, das Niveau, auf dem wir stärkere Nachfrage aus diesen Quellen vermuten. Auf der anderen Seite ist der DAX bislang auch nicht weit genug gestiegen, um die Pessimisten tatsächlich unter Druck zu setzen. So ist auch nicht zu erwarten, dass bearishe Engagements in Form von Stopp-Loss-Käufen zurückgedeckt werden, bevor der DAX an der Oberseite die Hürden zwischen 24.500 und 24.600 Zählern nicht definitiv überschritten hat. Unter dem Strich lässt sich also ein leiser positiver Unterton vernehmen.
von Joachim Goldberg
28. August 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)