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Housing First: Bundesregierung kämpft gegen Obdachlosigkeit

24.09.2025 - 04:37:02

Deutschland startet mit Housing First-Strategie gegen Wohnungslosigkeit. 439.500 Betroffene erhalten direkten Wohnzugang, doch fehlende Sozialwohnungen gefährden das 2030-Ziel der Bundesregierung.

Die Bundesregierung macht Ernst im Kampf gegen die Obdachlosigkeit. Mit dem Housing First-Ansatz soll ein Paradigmenwechsel gelingen: Wohnung zuerst, Hilfe danach. Die Zahlen zeigen, warum Handeln dringend nötig ist.

Rund 439.500 Menschen waren zum Stichtag 31. Januar 2024 in Deutschland wegen Wohnungslosigkeit untergebracht – deutlich mehr als in den Vorjahren. Bis 2030 will die Regierung die Obdach- und Wohnungslosigkeit komplett überwinden.

Der Nationale Aktionsplan „Gemeinsam für ein Zuhause“ setzt dabei auf eine revolutionäre Idee: Statt Menschen durch ein mehrstufiges System von Notunterkünften zu schleusen, bekommen sie sofort eine eigene Wohnung mit regulärem Mietvertrag. Sozialpädagogische Hilfe folgt freiwillig – wenn gewollt.

Erste Fördergelder fließen bereits

Konkret wird es jetzt: Der Bundesverband Housing First erhält knapp 150.000 Euro für 2024. Mit dem Geld entwickelt er Webinare, Fortbildungen und eine zentrale Wissensplattform.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) betont, dass besonders langzeitwohnungslose Menschen profitieren sollen. Im Bundeshaushalts-Entwurf für 2025 ist die Förderung bereits fest verankert.

Das Housing First-Konzept hat sich international bewährt. In Finnland sank die Zahl der Langzeitobdachlosen durch diese Strategie drastisch – gekoppelt an massive staatliche Wohnungsbauprogramme.

Die entscheidende Frage: Wo sind die Wohnungen?

Doch hier liegt das Problem: Woher soll der Wohnraum kommen? Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) lobt zwar das Regierungsvorhaben, kritisiert aber den Mangel an konkreten Lösungen für die Wohnungsnot.

Sabine Bösing, Geschäftsführerin der BAG W, fordert:
– Mehr bezahlbare Sozialwohnungen
– Feste Kontingente für wohnungslose Menschen
– Massive Investitionen in den sozialen Wohnungsbau

Die Realität ist ernüchternd: Die Regierung peilt 400.000 neue Wohnungen pro Jahr an, verfehlt dieses Ziel aber deutlich. Baukrise und explodierende Kosten bremsen den Fortschritt.

Kosteneffizienz als zusätzlicher Anreiz

Ökonomen sehen Housing First als wirtschaftlich sinnvoll. Die Ausgaben für Notunterkünfte, Polizeieinsätze und Notfallversorgung übersteigen oft die Kosten für Wohnraum plus ambulante Betreuung.

Die Umsetzung in Deutschland ist jedoch komplex: Bund, Länder und Kommunen müssen eng zusammenarbeiten. Ein neues Nationales Forum gegen Wohnungslosigkeit soll den Prozess koordinieren und jährliche Arbeitsprogramme entwickeln.

Entscheidende Jahre stehen bevor

Der Erfolg hängt davon ab, ob private Vermieter und die Wohnungswirtschaft mitziehen. Gelingt es nicht, die Zahl der Sozialwohnungen signifikant zu erhöhen, könnte das ambitionierte 2030-Ziel unerreichbar bleiben.

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Die Verabschiedung des Bundeshaushalts 2025 wird zeigen, wie ernst es der Politik wirklich ist. Das finnische Beispiel beweist: Housing First funktioniert – aber nur mit ausreichend Wohnungen.

@ boerse-global.de