Höhere, Rechnungszins

Höhere Rechnungszins entlastet deutsche Bilanzen

30.12.2025 - 01:52:12

Der HGB-Diskontierungszins für Pensionsrückstellungen steigt auf etwa 2,06 Prozent. Dies entlastet die Bilanzen deutscher Unternehmen, stärkt die Eigenkapitalquote und vereinfacht die Dividendengestaltung.

Der steigende HGB-Rechnungszins für Pensionsrückstellungen bringt deutschen Unternehmen zum Jahresabschluss 2025 spürbare Erleichterung. Mit einem Wert von etwa 2,06 Prozent entlastet er die Bilanzen und stärkt die Eigenkapitalquote.

Rechnungszins steigt auf 2,06 Prozent

Für den Stichtag 31. Dezember 2025 liegt der 10-Jahres-Durchschnittszins nach Handelsgesetzbuch (HGB) bei 2,06 Prozent. Das zeigen Projektionen führender Versicherungsmathematiker wie Heubeck AG und Mercer. Gegenüber dem Vorjahreswert von 1,90 Prozent bedeutet das einen deutlichen Anstieg um 16 Basispunkte.

Der Grund für den Anstieg liegt im Mechanismus des gleitenden Durchschnitts. Die historisch niedrigen Zinsen aus der Mitte der 2010er Jahre fallen nun aus dem Berechnungszeitraum. Gleichzeitig fließen die höheren Marktzinsen der Jahre 2023 bis 2025 stärker ein. Dieser „Memory-Effekt“ sorgt dafür, dass der HGB-Zins der Marktrealität nun zeitverzögert, aber stetig folgt.

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Noch deutlicher fällt der Anstieg beim 7-Jahres-Durchschnittszins aus, der für andere Rückstellungen und die Berechnung der Ausschüttungssperre relevant ist. Analysten schätzen ihn für Ende 2025 auf 2,21 bis 2,22 Prozent. Im Vorjahr lag er bei 1,96 Prozent.

Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung profitieren

Ein höherer Diskontierungszins hat einen direkten, umgekehrt proportionalen Effekt auf den Buchwert von Pensionsverpflichtungen. Er sinkt. Für viele Unternehmen bedeutet das im Jahresabschluss 2025 eine Auflösung von Rückstellungen oder zumindest geringere Zuführungen.

Die konkreten Auswirkungen:

  • Geringere Verbindlichkeiten: Unternehmen mit umfangreichen Direktzusagen verzeichnen einen niedrigeren Bilanzwert ihrer Pensionslasten.
  • Stärkeres Eigenkapital: Die Reduzierung der Verbindlichkeiten festigt direkt die Eigenkapitalbasis. Das verbessert die Eigenkapitalquote – eine Schlüsselkennziffer für Bankenkreditlinien und Bonitätsratings.
  • Entlastung der GuV: Der Zinsaufwand kann durch Erträge aus der Rückstellungsauflösung kompensiert werden. Das hängt von der Altersstruktur der Belegschaft und der Laufzeit der Verpflichtungen ab.

Experten betonen: Die Lücke zwischen dem HGB-Zins und den aktuellen Marktrenditen für Unternehmensanleihen – maßgeblich für IFRS-Bewertungen – schließt sich. Die Bilanzbilder nach HGB und internationalen Standards harmonisieren sich damit weiter.

Ausschüttungssperre läuft ins Leere

Eine technische Besonderheit des HGB rückt in den Hintergrund: die Ausschüttungssperre nach § 253 Abs. 6 HGB. Sie verlangt einen Vergleich der Pensionsrückstellung, bewertet mit dem 10-Jahres- und dem 7-Jahres-Durchschnittszins. Ist der Wert mit dem 10-Jahres-Zins niedriger, darf die Differenz nicht an Aktionäre ausgeschüttet werden.

2025 dreht sich das Verhältnis jedoch um:
* 10-Jahres-Zins: ~2,06 %
* 7-Jahres-Zins: ~2,22 %

Da der 10-Jahres-Zins niedriger ist, führt die Bilanzbewertung zu einem höheren Rückstellungswert. Es entsteht also kein „Buchgewinn“ aus dem Glättungseffekt, der gesperrt werden müsste. Laut Heubeck AG läuft die Regelung für den Abschluss 2025 damit „ins Leere“. Das vereinfacht die Dividendengestaltung für viele Konzerne.

Prognose: Der Aufwärtstrend setzt sich fort

Der Trend zeigt weiter nach oben. Prognosen von Willis Towers Watson (WTW) und anderen Beratungshäusern deuten darauf hin, dass der 10-Jahres-Durchschnittszins auch 2026 weiter steigen wird.

Bis Ende 2026 könnte der Zins auf etwa 2,28 Prozent klettern. Diese Erwartung basiert auf der Annahme stabiler Marktzinsen. Da die Nullzinsjahre der EZB-Politik weiter aus dem Berechnungsfenster fallen, steigt der HGB-Zins quasi automatisch.

Für Finanzvorstände und Buchhaltungsabteilungen bietet das Planungssicherheit. Die Belastung durch Pensionsrückstellungen, die deutsche Bilanzen in der Niedrigzinsphase schwer belastete, dürfte in den nächsten 12 bis 24 Monaten weiter abnehmen – vorausgesetzt, es gibt keine drastischen Schocks am Anleihemarkt.

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